Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Wissenschaftliche UntersuchungenDritter Stollen im ehemaligen Steinbruch an KZ-Gedenkstätte Buchenwald entdeckt

10. Oktober 2019, 20:12 Uhr

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald sollen Grabungen das Wissen um die Geschichte dieses Ortes vervollständigen. Donnerstag wurde ein weiterer bislang verborgener Stollen entdeckt.

von Conny Marouner

Mühelos, scheinbar ohne großen Kraftaufwand frisst sich der Baggerlöffel in den Abhang hinein. Nach einiger Zeit hat er die Steinbruchkante erreicht. Eine Felswand wird sichtbar.

Man kann nur erahnen, welche unmenschlichen Szenen sich hier vor über 70 Jahren abgespielt haben, als Häftlinge mit kleinem Werkzeug und bloßen Händen Gestein aus der Wand schlugen und sich bis zum Tode quälten. Sie mussten Stollen bauen. Am Donnerstagnachmittag wurde ein dritter Stollen auf dem Gelände des Steinbruchs an der KZ-Gedenkstätte Buchenwald gefunden.

Auf dem Weg dorthin legte der Bagger wieder Waffenteile frei. Sprengstoffexperte Michael Heinze barg Panzerfaustköpfe, Fragmente von Maschinengewehren, Granaten und Gewehrläufe. Vermutlich, so sagt Heinze, sollten die Teile gesprengt werden. Heinze ließ seine Kollegen kommen, die explosive Ladung wurde vorsichtig abtransportiert und unschädlich gemacht. Nach den Waffen traf die Baggerschaufel auf Schienen - und wie schon vor wenigen Tagen - auf Teile einer Lore.

Steinbruch ist nach den Grabungen wieder erkennbar

Als loses Gestein folgt, ist sich Bergbauexperte Ralf Haase sicher: Hinter dem aufgeschütteten Erdreich liegt ein Stolleneingang. Kurz vor halb fünf war es soweit: Unter dem Baggerlöffel kommt ein kleines Loch zum Vorschein. Dahinter ein Hohlraum. Es wurde weiter gebaggert, bis Bergbauingenieur Ralf Haase das Stopp-Kommando gibt, um in den Hohlraum einzusteigen.

Haase entdeckt wieder einen dunklen, muffigen Gang, mehrere Meter lang, mit einer kleinen Kurve. Wie schon beim zweiten Stollen - statt Raubgut oder Akten - Leere. Ein bisschen loses Gestein, sagt Haase, eine verrostete Tonne. Und doch ist dieser Stollen für den Bergbauexperten besonders: Dieser Stollen ist an den Wänden dunkel verfärbt. Ein Indiz dafür, dass er gesprengt wurde, sagt der Haase, als er aus dem schwarzen Loch heraus klettert. Der Hohlraum sollte möglicherweise unentdeckt bleiben.

Nach den Grabungsarbeiten der vergangenen Tage ist der Steinbruch von Buchenwald wieder erkennbar. In den vergangenen Jahrzehnten war Gras darüber gewachsen. Nun sind die Stolleneingänge frei gelegt. "Wir haben hier nun ein Fenster in die Geschichte", sagt der Bergbauingenieur.

Wie es weitergeht, muss die Gedenkstätte Buchenwald entscheiden. Die Stollen könnten gesichert und vermessen werden. Oder sie werden zugeschüttet und verschlossen. Im Moment stellen sie ein Sicherheitsrisiko dar. Lose Gesteinsbrocken hängen überall. Das Projekt des MDR ist an dieser Stelle vermutlich beendet. Es werden drei Filme entstehen. 2020 werden sie auf arte und dem MDR zu sehen sein.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 10. Oktober 2019 | 19:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen

Mehr aus der Region Weimar - Apolda - Naumburg

Mehr aus Thüringen

Mehr aus Thüringen

weitere Inhalte laden

Laden ...
Keine weiteren Inhalte vorhanden.
Alles anzeigen

weitere Inhalte laden

Laden ...
Keine weiteren Inhalte vorhanden.
Alles anzeigen