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In dem ehemaligen Bau aus der NS-Zeit soll ein Erinnerungsort entstehen. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann

Millionen-Umbau geplantWeimarer Stiftung kauft Altes Funkhaus in der Humboldtstraße

05. November 2024, 16:33 Uhr

In Weimar ist das Alte Funkhaus für mehr als eine Million Euro versteigert worden. Neuer Eigentümer ist eine Stiftung, die die Geschichte des als "Nietzsche-Gedächtnishalle" errichteten Denkmals erlebbar machen will.

Die Stiftung Sendehalle Weimar hat das leer stehende Alte Funkhaus in der Humboldstraße gekauft. Wie Stiftungs-Chef Martin Kranz MDR THÜRINGEN sagte, war er einer von mehreren Bietern. Den Zuschlag habe er am Montag für eine Million Euro bekommen. Erwerb und Sanierung des Kulturdenkmals seien gesichert. Der Haushaltsausschuss des Bundestags habe dazu im vorigen Jahr mit mehr als fünf Millionen Euro die größte Einzelsumme bereitgestellt. Außerdem gebe es private Spender und Stifter.

Kranz sagte am Montag: "Ich bin erleichtert und glücklich, dass sich der jahrelange Einsatz für diesen historisch bedeutenden Ort in Weimar gelohnt hat." Das Gebäude stehe für 90 Jahre deutsche Geschichte aus Nazideutschland, DDR und Nachwendezeiten.

in Bildern Altes Funkhaus Weimar nun verkauft - Eine Zeitreise

Das alte Funkhaus in Weimar stand jahrelang leer, doch es ist nicht leergeräumt. In Studio 2 steht noch ein Schlagzeug. Bildrechte: MDR/Thomas Becker
Jahrelang wurden in dem verlassenen Gebäude illegale Partys gefeiert. Die Spuren sieht man noch in der Lounge im ehemaligen Studio 2. Bildrechte: MDR/Thomas Becker
Das frühere Sekretariat der Nachrichtenchefin sieht heute vermüllt aus. Bildrechte: MDR/Thomas Becker
Für Musikliebhaber findet sich hier noch eine ganze Plattensammlung. Bildrechte: MDR/Thomas Becker
Die Knarre auf dem Tischchen ist nicht echt. Bildrechte: MDR/Thomas Becker
Eine skurrile Entdeckung: eine Liebesschaukel im Keller. Bildrechte: MDR/Thomas Becker
Das alte Funkhaus in Weimar hat eine bewegte Geschichte. Errichtet wurde das Gebäude 1938 als Gedächtnishalle zu Ehren Friedrich Nietzsches. Später sendete über mehrere Jahrzehnte hinweg zuerst das DDR-Radio und später, bis zur Jahrtausendwende, der MDR. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann
Links: Redakteur und Hörfunkmoderator Marco Schreyl. Der gebürtige Erfurter war lange Jahre beim MDR und moderiert inzwischen unter anderem bei RTL und dem HR. Bildrechte: MDR/Heike Neuhaus
Die Akustik des alten Sendesaals gilt als perfekt. Dadurch eigneten sich die Räume nach Auszug des MDR für Partys - von der Underground-Technoparty bis zum Klassikkonzert. Bildrechte: MDR
Man sieht gut im Vergleich: Tische und Einrichtung sind weg - Musikquartett und Tänzer drin. Das Stäbchenparkett war ideal zum Tanzen. Bildrechte: MDR/Heike Neuhaus
Ab dem 16. Januar 2000 moderierte der legendäre Dieter Thomas Heck die wöchentliche Sendung "Sonntags mit Dieter Thomas Heck" auf MDR 1 Radio Thüringen. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Gordon Schmidt
Aus dieser Senderegie kamen einst die Radiosendungen. Der Moderator saß übrigens hinter der kleinen Scheibe. Bildrechte: MDR/Axel Berger
In der alten Nachrichtenredaktion. Die Computermonitore im neuen Erfurter Landesfunkhaus sind mittlerweile auf dem neuesten Stand. Bildrechte: MDR/Heike Neuhaus
Ebenfalls in der Nachrichtenredaktion, rechts sitzend: Politikexperte und Reporter Wolfgang Hentschel. Er berichtet noch immer für Radio und Online. Bildrechte: MDR/Heike Neuhaus
Der Zugang zum Hausmeisterbüro war bestens organisiert. Bildrechte: MDR/Heike Neuhaus
Frau Apel am Eingang hatte immer ein Auge auf alles und liebe Worte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bildrechte: MDR/Heike Neuhaus
Der heutige Außenbereich unterhalb des Sendesaals. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann
Die alte Sesam-öffne-dich-Anlage am Eisentor. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann

Stadt begrüßt Verkauf

Die Stadt Weimar begrüßt den Verkauf der einstigen Sendehalle. Seit Jahren sei das Gebäude in der Humboldtstraße dem Verfall preisgegeben gewesen, sagte Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos). Das habe mit dem neuen Eigentümer nun ein Ende.

Das Wichtigste sei, dass das Haus als Denkmal nicht verfällt. Geplant sei ein Ort des Lebens, mit zahlreichen Veranstaltungen und Bildungsangeboten, und das werde Weimar gut zu Gesicht stehen.

Eine Konkurrenz zu bestehenden Bildungsstätten wie dem Haus der Weimarer Republik oder der Gedenkstätte Buchenwald sieht Kleine nicht. Er lobt das Konzept der Stiftung Sendehalle als Ergänzung, das neue Zielgruppen erschließen könne.

Finaler Entwurf von Albert Speer

Das Haus war von den Nationalsozialisten nach einem finalen Entwurf des Architekten Albert Speer Ende der 1930er-Jahre gebaut worden und sollte eine Art Weihestätte in ideologisch vereinnahmender Erinnerung an den Philosophen Friedrich Nietzsche werden. Eingerichtet wurde das Gebäude dafür nie.

Nach dem Krieg zog der Hörfunk-"Landessender Weimar" ein, aus dem der Sender Weimar des Rundfunks der DDR wurde. Nach der Wiedervereinigung sendete der MDR von hier aus bis ins Jahr 2000 sein Landesprogramm, das heute MDR THÜRINGEN - Das Radio heißt. Seit dem Auszug des MDR steht das Gebäude weitgehend leer.

Förderung in Millionenhöhe für Umbau von "Nietzsche-Walhalla"

Laut Kranz soll die wechselvolle Geschichte des Hauses mit einem Bildungs- und Kulturprogramm für Jugendliche aus dem In- und Ausland und andere Besucher erlebbar gemacht werden.

"Für den Erhalt von Demokratie, Menschenwürde und Gleichberechtigung soll die ehrliche und offene Begegnung von Menschen aller Generationen diesen Ort prägen." Eine öffentliche Vorschau in der ehemaligen "Nietzsche-Gedächtnishalle" ist für den 15. und 16. November 2024 geplant.

In einem Video der Stiftung Sendehalle Weimar sprechen Shoahüberlebende über das Projekt:

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MDR (cfr/jn)/kna

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 04. November 2024 | 17:30 Uhr

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