Gedenkstätte Buchenwald"Geschichte statt Mythen": Neue Webseite klärt über Geschichtsrevisionismus auf
Im Rahmen eines gemeinsamen Dokumentations- und Forschungsprojekts haben die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und die Friedrich-Schiller-Universität Jena eine Webseite an den Start gebracht. Unter dem Titel "Geschichte statt Mythen" wird dort über Geschichtsrevisionismus in Thüringen informiert. Das neue Angebot will darüber aufklären, wie Rechtsextreme die deutsche Geschichte für ihre Zwecke umdeuten und etwa die Verbrechen des Nationalsozialismus relativieren.
- In Thüringen haben geschichtsrevisionistische Erzählungen in den vergangenen Jahren zugenommen.
- Dem wollen die Gedenkstätten Buchenwald und die Universität Jena mit einem gemeinsamen Projekt etwas entgegensetzen.
- Die neue Webseite "Geschichte statt Mythen" will über Geschichtsrevisionismus aufklären.
Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora beklagt einen zunehmenden Geschichtsrevisionismus in Thüringen. In den vergangenen Jahren seien entsprechende Thesen und Behauptungen "ein wesentliches propagandistisches und ideologisches Kampffeld" der extrem rechten Szene geworden, informierte die Stiftung.
Um dem etwas entgegenzusetzen, hat sie gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Webseite "Geschichte statt Mythen" an den Start gebracht. Diese soll "Menschen die Möglichkeit geben, sich umfassend über die verschiedenen Versuche, Geschichte umzuschreiben, zu informieren", heißt es.
Verbreitung im Internet
Der Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner sagte dazu MDR KULTUR: "Wir merken seit einigen Jahren, dass geschichtsrevisionistische Legenden sich sehr, sehr stark verbreiten." Das habe mit der Digitalisierung zu tun und dem Umstand, dass Meinungsbildung und Wissensaneignung mittlerweile im Wesentlichen im Netz stattfinde und nicht mehr in Bibliotheken oder auch in seriösen Tageszeitungen oder im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte Buchenwald verbreiteten mitunter "mit dem Brustton der Überzeugung geschichtsrevisionistische Legenden wie den angeblichen Bombenholocaust gegenüber der deutschen Bevölkerung im Krieg", so die Beobachtung Wagners. "Da wird das ganze Spektrum der geschichtsrevisionistischen Legenden abgearbeitet", betonte er. Dem wolle man auf der neuen Webseite seriöse, quellengestützte und wissenschaftlich basierte Informationen entgegensetzen. "Der reale Kern, den diese Legenden häufig haben, wird dabei erklärt. Und dann wird deutlich gemacht, mit welcher Funktion und auch von wem solche Legenden verbreitet werden", erläuterte der Gedenkstättenleiter.
Wir merken seit einigen Jahren, dass geschichtsrevisionistische Legenden sich sehr, sehr stark verbreiten.
Jens-Christian Wagner, Leiter Gedenkstätte Buchenwald
Deutsche Geschichte wird umgedeutet
Auf der neuen Webseite zeigen die Macher, wie aus ihrer Sicht vor allem in der extrem rechten Mischszene aus Reichsbürgern, "Montagsspaziergängern", "Freien Thüringern" und AfD Geschichtsrevisionismus betrieben wird. Hier werde versucht, mit wissenschaftlich nicht haltbaren Thesen oder auch nur bloßen Behauptungen deutsche Geschichte wieder in eine Erfolgsgeschichte umzudeuten und die Verbrechen des Nationalsozialismus (wie auch des deutschen Kolonialismus) zu relativieren und kleinzureden oder eine Schuldumkehr zu betreiben.
Die Webseite "Geschichte statt Mythen" wird Schritt für Schritt aufgebaut. Sie ist Teil eines Dokumentations- und Forschungsprojekts zur Erfassung und Auswertung von Geschichtsrevisionismus in Thüringen, das am 1. August 2024 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena gestartet ist. Das Projekt ist am Lehrstuhl Geschichte in Medien und Öffentlichkeit der Friedrich-Schiller-Universität Jena angesiedelt und erfolgt in enger Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Weitere Informationen:
Die Webseite "Geschichte statt Mythen" ist unter www.geschichte-statt-mythen.de zu erreichen.
Quellen: MDR KULTUR, Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, redaktionelle Bearbeitung: lig
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 22. August 2024 | 08:40 Uhr