
Weimar Personalmangel und gestiegene Preise: Aus für "Spiegelzelt"
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18. November 2024, 13:24 Uhr
Das "Spiegelzelt" in Weimar ist Geschichte. Bei der letzten Festival-Ausgabe in diesem Jahr lag die Auslastung bei 76 Prozent und damit weit unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.
Das "Spiegelzelt" in Weimar findet nicht wieder statt. Intendant Martin Kranz teilte am Montag mit, man habe sich schweren Herzens dazu entschlossen, das Festival zu beenden. Nach der Pandemie habe es nicht nur personelle Engpässe gegeben, Honorare und Technik-Mietpreise seien zum Teil auf das Doppelte gestiegen. Zudem habe sich das Publikum ein Stück weit zurückgezogen.
Ulrike Köppel von der Weimar GmbH bedauert das Spiegelzelt-Aus. Die Kulturmanagerin bezeichnet es als Geschenk für die Stadt. Sie spricht von 20 wunderbaren Jahren, tollen Künstlern in einer wunderschönen Atmosphäre. Aus ihrer Sicht suchen sich die Menschen vorsichtiger und bewusster aus, was sie besuchen wollen.
Ticketpreise gleichen Besucherrückgang nicht aus
Martin Kranz hatte sein Spiegelzelt in den letzten Jahren verändert. Die Bestuhlung war dichter, das Catering einfacher geworden. Diese Stellschrauben hatten nicht gereicht, das Vor-Corona-Niveau wieder zu erreichen, zumal das nicht bei allen Gästen auf Zustimmung gestoßen war.
Am Ende hatte das Spiegelzelt nur noch eine Auslastung von 76 Prozent. Über die Ticketpreise könne das nicht ausgeglichen werden, Preise über 45 Euro könnten niemandem zugemutet werden, so Kranz.
Ende des Festivals hat sich abgezeichnet
Das Ende des Festivals hatte sich bereits vor Monaten abgezeichnet. Die Köstritzer Schwarzbierbrauerei bedankte sich als Namenspartner für eine erfolgreiche Partnerschaft. Man bedauere die Entscheidung, könne sie aber nachvollziehen, hieß es.
Martin Kranz ist inzwischen auch Vorsitzender der Stiftung Sendehalle in Weimar. Die Stiftung hat das frühere Funkhaus in der Humboldtstraße Anfang November ersteigert und will dort Bildungs- und Kulturprogramme etablieren.
Das "Spiegelzelt"-Festival war seit Jahren eine der wichtigsten Kleinkunst-Veranstaltungen in Thüringen. Vom 4. Mai bis 19. Juni gab es in diesem Jahr 43 Auftritte von 37 Künstlern, unter anderem mit den Kabarettisten Lisa Fitz, Rainald Grebe, Gerd Dudenhöffer ("Heinz Becker") und Alfons. Außerdem traten etwa die Sängerinnen Anna Depenbusch und Pe Werner sowie ihre Kollegen Götz Alsmann und Tim Fischer auf.
MDR (kku/co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 18. November 2024 | 13:00 Uhr
G_Kellner vor 16 Wochen
Geh ich zum Konzert in meiner Heimatstadt, zahle ich nur das Ticket.
Darf ich mangels kulturellem Angebot in der Heimatstadt zu einem Konzert in eine andere Stadt fahren, muss ich noch Fahrt und Übernachtung dazurechnen.
Also statt 50 € in der eigenen Stadt, zahl ich für die gleiche Veranstaltung in einer anderen Stadt mal eben 150 €.
Da ist viel Platz, um die Ticketpreise auskömmlich für alle zu gestalten.
Stefan Der vor 17 Wochen
Klingt jetzt etwas komisch, auch weil ich früher (die ersten Jahre) gerne Gast war, aber ich habe das Konzept nie so richtig verstanden. Wir haben in Weimar viele sehr schöne Veranstaltungsorte. Das Spiegelzelt war oft zu voll, zu warm, jaja ich nöle etwas rum. Es wird mir nicht fehlen. Ich hoffe unsere Veranstaltungsorte wir MonAmi, ACC, Kasseturm etc. ergreifen die Chance und führen ein ähnliches Kleinkunstfestival fort. Denn das hatte schon Charme. Nur eben nicht als Spiegelzelt.
Außerdem hat auch Herr Kranz jetzt ein neues Spielzeug...
JanErfurt vor 17 Wochen
Unsinn hoch drei finde ich den Inhalt Ihres Kommentars. Ich vermute, dass sich der Betreiber nach jahrelangem Engagement die Entscheidung mit Sicherheit nicht leicht gemacht hat. Und die im Artikel beschriebenen Gründe sind für mich nachvollziehbar. Obwohl die Entscheidung an sich natürlich traurig ist.