Weimar Entdeckter zweiter Stollen in Steinbruch von KZ Buchenwald ebenfalls leer

08. Oktober 2019, 20:22 Uhr

Im Steinbruch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar ist ein zweiter, bislang verborgener Stollen entdeckt worden. Der Zugang zu dem unterirdischen Hohlraum ist bei wissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Areal am Montag freigelegt worden. Der Stollen sei innen gut ausgebaut, aber leer, teilte ein Expertenteam nach einer Begehung am Dienstag mit. Der nun entdeckte Stollen befindet sich am Ostrand des Steinbruch-Areals.

Dr. Karin Sczech vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und ein Vertreter der Firma Taubert Kampfmittelbeseitigung stehen in einem im Steinbruch des KZ Buchenwald entdeckten Stollen
Archäologin Karin Sczech und ein Experte vom Kampfmittelräumdienst im Inneren des entdeckten Stollens. Bildrechte: MDR/Holger John

Der Stollen habe zwei Zugänge und sei im Inneren mit Mauerwerk gut ausgebaut, hieß es weiter. Außerdem verfüge er über einen größeren Raum, der allerdings dem Anschein nach nicht fertiggestellt worden sei. In dem Stollen seien keine Gegenstände oder Einbauten entdeckt worden.

Beim Freilegen des offenbar zugesprengten Stollens waren am Dienstag weitere Gegenstände geborgen worden, darunter Teile einer Lore. Eine Lore ist ein kleiner Wagen, mit dem Gestein oder Erz in Bergwerken transportiert wird. In Berichten über den Steinbruch des KZs Buchenwald heißt es, dass die Häftlinge mit solchen kleinen Loren unter anderem das im Steinbruch gewonnene Material abtransportieren mussten.

Erster Stollen war möglicherweise Luftschutzbunker

In einem benachbarten Hang am Nordrand des Areals war bereits am 2. Oktober ein etwa zehn bis 15 Meter langer unterirdischer Stollen entdeckt worden. Dieser wurde s-förmig in den Berg getrieben, was eine mögliche geplante Nutzung als Luftschutzbunker vermuten lässt. Welchem Zweck der nun entdeckte weitere Stollen diente, ist noch unklar.

Die Stollen waren in der Endphase des Konzentrationslagers Buchenwald im Frühjahr 1945 im Steinbruch angelegt worden. Die SS hatte sie von Häftlingen des KZ graben lassen. Die US-Armee hatte nach der Befreiung des Lagers im April 1945 zwei dieser Stollen geöffnet und darin tonnenweise Raubgut der SS geborgen, das unter anderem aus dem Vernichtungslager Auschwitz stammte.

Am 1. Oktober war unter fachlicher Verantwortung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und der KZ-Gedenkstätte Buchenwald ein wissenschaftliches Projekt im Steinbruch von Buchenwald begonnen worden. Es soll Klarheit über mutmaßliche, künstlich angelegte unterirdische Hohlräume bringen. Das Projekt wird vom MDR begleitet.

Der Kustos der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der Historiker Harry Stein, sagte MDR KULTUR am Montag, dass die beiden Stollen gefunden wurden, sei sensationell. "Das bedeutet zunächst, dass die Indizien alle so gut waren, dass man Stollen gefunden hat." Hier sei "nicht nur Spekulationen oder irgendwelchen Vermutungen" nachgelaufen worden. Stiftungsdirektor Volkhard Knigge sagte dem MDR, er freue sich, "dass das alles auf sehr solide und sachliche Weise gelaufen ist, und dass jetzt hier noch mal Zeugniswerte zu Tage kommen, mit denen wir dann auch museologisch und pädagogisch möglicherweise weiterarbeiten können".

Quelle: MDR THÜRINGEN/dr

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. Oktober 2019 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

hoehlenolm am 08.10.2019

Da diese Stollen bekanntlich schon 1945 von den Amerikanischen Truppen ausgeräumt wurden, war nicht zu erwarten, dass heute noch/wieder etwas zu finden oder zu bergen war.
Wieso öffnet man nicht die schon 1994 gemessenen und dokumentierten Stollen, zu denen die Akten incl. bemaßten Skizzen seit 25 Jahren in der Gedenkstättenleitung liegen.

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