Jüdische Kultur erlebenYiddish Summer Weimar startet in die Festivalwoche
Beim Yiddish Summer in Weimar (YSW) beginnt am Mittwoch die sogenannte Festivalwoche. Vom 7. bis 11. August kann das Publikum tagsüber kostenlose Schnupperkurse zu jüdischer Kultur besuchen und am Abend diverse Konzerte. Die Resonanz ist trotz der politisch brisanten Lage in Nahost und zunehmendem Antisemitismus groß. Der künstlerische Leiter des Festivals, Alan Bern, betonte im Gespräch mit MDR KULTUR, wie wichtig gerade in diesen Zeiten Kultur und persönliche Begegnungen seien.
- Der Yiddish Summer Weimar begann 1999 als Wochenendworkshop und ist heute eines der wichtigsten Festivals in Thüringen.
- Mit über 50 Veranstaltungen spiegelt das Festival die ganze Vielfalt jüdischer Kultur wider und vereint in seinem musikalischen Programm Newcomer und internationale Stars.
- Im Rahmen des Festivals wird in diesem Jahr in Erfurt die Urkunde zur Anerkennung der mittelalterlichen jüdischen Stätten als Unesco-Welterbe überreicht.
Der Yiddish Summer Weimar startet am Mittwoch in seine Festivalwoche. Nach Angaben der Veranstalter werden bis zum 11. August tagsüber Schnupperkurse und Vorträge zu jüdischer Kultur angeboten. An den Abenden können diverse Konzerte besucht werden.
Der Yiddish Summer war am 13. Juli mit einem Open-Air-Konzert eröffnet worden. Seither liefen insgesamt 14 Workshops, Jam-Sessions und Konzerte in Weimar und ganz Thüringen. Mehr als 50 weitere Veranstaltungen folgen nun in der Festivalwoche, dem Höhepunkt des YSW.
Mit den bisherigen Veranstaltungen zeigte sich der künstlerische Leiter Alan Bern bei MDR KULTUR zufrieden. Er sagte, trotz des zugespitzten politischen Kontextes und einer spürbaren Zunahme des Antisemitismus weltweit erlebe er viel Unterstützung und Resonanz bei Besuchern, Dozenten und Künstlern. Die kämen auch in diesem Jahr aus aller Welt. Gerade von diesem Kontext wollten sich die Besucher des Festivals frei machen, um sich auf einer menschlichen Ebene zu begegnen.
"Wir essen zusammen, wir spielen Musik zusammen, wir reden über gemeinsame Wurzeln und Herkunft, gemeinsame Kulturgüter. Und nach einer Woche oder ein paar Wochen solchen Kontaktes miteinander fühlt sich dieser Konflikt auch ganz anders an", so Bern.
Ich nenne das kein Festival, sondern eine Learning Community.
Alan Bern | Künstlerischer Leiter des Yiddish Summer Weimar
Das Interesse an jüdischer Kultur und an Jiddisch als Sprache ist auch in diesem Jahr ungebrochen. Bern sagte, viele Besucher kämen seit Jahren wieder, um voneinander und miteinander zu lernen. Das Festival ist für ihn deshalb auch eine Weiterbildungstätte.
Internationale Stars und Newcomer im Programm
Auch in der Festivalwoche erwarten die Veranstalter eine große Besucherzahl. Das Konzertprogramm versammelt eine Vielzahl musikalischer Stile. Dabei sind Großbritanniens führende Klezmer-Balkan-Band She'Koyokh, das Mark Kovnatskij Ensemble, das eigene Melodien mit Einflüssen von chassidischer, ukrainischer, moldawischer und nahöstlicher Musik verbindet, sowie die griechische Sängerin Sofia Papazoglou. Alle drei bestreiten am Sonnabend das Open-Air-Konzert auf dem historischen Herderplatz in Weimar.
Die Tagesprogramme bieten Schnupperkurse und Vorträge zu verschiedenen Themen an. "Die Menschen haben auch die Möglichkeit, alle Künstlerinnen kennenzulernen, die auftreten an den Abenden, und außerdem kann man die jüdische Sprache kosten und jüdischen Tanz, und man singt zusammen. Jede Stunde ist ein anderes Thema", so Programmleiter Bern. Das Angebot soll möglichst niederschwellig sein, damit "jeder einfach das Gefühl hat, eingeladen sein, zu gucken, was da ist, aktiv teilzunehmen".
Jüdisch-mittelalterliches Erbe Erfurts in Unesco-Liste aufgenommen
Am 11. August zieht das Festival unter dem Motto "Yiddish Summer goes Erfurt" in die Landeshauptstadt. An diesem Tag empfängt Erfurt die Urkunde zur Aufnahme seiner mittelalterlichen jüdischen Stätten in die Liste des Unesco-Welterbes. Das YSW richtet den Festakt mit aus. Zum Abschluss des Tages findet ein weiteres Open-Air-Konzert vor der Westfassade der alten Synagoge statt. Dabei ist das 35-köpfige Caravan Orchestra and Choir, das aus einem Austausch zwischen Studierenden aus Weimar und Haifa entstand.
Quelle: MDR KULTUR (Carsten Tesch), Yiddish Summer Weimar, redaktionelle Bearbeitung: lm, sg, hki
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 07. August 2024 | 07:10 Uhr