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TiergesundheitPraxisbesuch ohne Stress: Mobile Tierärztin kommt zu den Tieren

15. Juni 2022, 11:46 Uhr

"Schon Dein Tier - ich komm zu Dir". In roten Buchstaben steht Melanie Reinhardts Motto auf dem ausgedienten und umgebauten DRK-Rettungswagen. Bereits seit acht Jahren ist die 42-Jährige aus Haßleben zu den Haustieren unterwegs und immer auf Achse: Erfurt und Umgebung, Landkreis Sömmerda, Gotha und der Ilmkreis gehören zu ihrem Gebiet. Für die Tiere ist der Besuch in der mobilen Praxis meist viel stressfreier. Aber es gibt auch Grenzen.

von Samira Wischerhoff, MDR THÜRINGEN

Die meisten Haustierbesitzer kennen die Situation: Der Vierbeiner muss zum Tierarzt und in die Transportbox - und will sich partout nicht einfangen lassen. Denn das Tier ahnt oft schon, was dann kommt. Tierarztbesuche sind für die Fellnasen meist unangenehm, gar stressig. In der Praxis müssen sie oft noch warten, umgeben von vielen anderen gestressten Tieren.

Melanie Reinhardt kennt das zu gut, sie hat selbst lange in einer stationären Tierarztpraxis gearbeitet. Auch fehlt oft die Zeit, sich gründlich um die Tiere zu kümmern.

Man sieht eben zu Hause viel mehr vom normalen Verhalten der Tiere als in der Praxis.

Melanie Reinhardt

Vor acht Jahren entschied sie sich dafür, zu den Kleintieren nach Hause zu kommen. Und bereut es nicht: "Man sieht eben zu Hause viel mehr vom normalen Verhalten der Tiere als in der Praxis. Dort sind sie angespannt, haben Angst, da gucken sie rum. Da sieht man nicht die kleinen Katzen rumhüpfen oder apathisch nur daliegen - da fällt viel mehr ins Auge als im Praxisumfeld".

Behandlung in gewohnter Umgebung

Die Hausbesuche sind meist im Voraus geplant, sodass Melanie Reinhardt diese zeitlich gut verbinden kann. Heute geht es unter anderem nach Elxleben zur Hündin Molly. Molly ist eineinhalb Jahre alt und braucht eine normale Routine-Impfung.

Zunächst hört Melanie Reinhardt das Tier noch mit einem Stethoskop ab - alles in Ordnung. Ihr Frauchen Martina Böhm ist sehr dankbar, dass die Tierärztin zu ihr nach Hause kommt, nicht zuletzt, weil Molly sehr schüchtern und ängstlich sein kann.

Den Pieks gegen Tollwut macht die Hündin geduldig mit - und tapst danach direkt zum Futternapf. "Stressfreier ist es auf jeden Fall, einfach entspannter", meint Martina Böhm.

Laptop und Drucker für die Rechnung hat Melanie Reinhardt immer dabei - das mobile Büro sozusagen. Anschließend fährt sie weiter nach Witterda.

Wie viele Kilometer sie in den letzten Jahren schon gefahren ist, kann sie gar nicht sagen. Fest steht: Oft hält der Straßenverkehr sie auf, Staus oder Parkplatzsuche kommen dazu. Dass sie nicht immer pünktlich sein kann, wissen ihre Kunden, sagt sie.

Dazu kommt, dass ihr Wagen mit dem Schriftzug "Mobile Tierarztpraxis" auffällt und sie oft angesprochen wird. Dann gibt sie ihre Visitenkarte weiter. Inzwischen hat sie um die 2.000 Kunden. Deshalb sind spontane Anfragen oft nicht zu meistern, dafür sind ihre Tage und Wochen zu strikt durchgetaktet.

Größere OPs nicht möglich

Die nächsten Patienten, die in Witterda warten, sind vier Babykatzen, vor sieben Wochen auf die Welt gekommen. Es geht jetzt darum, das Geschlecht festzustellen und ihnen eine Wurmkur in Form einer Tablette zu geben. Gar nicht ganz so einfach, weil die vier jungen Katzen verspielt durch die Wohnung flitzen.

Nach und nach schnappt sich Melanie Reinhardt die Katzenjungen und stellt fest: es sind drei Katzen und ein Kater. Letzterer hat seit der Geburt einen Nabelbruch, der operiert werden muss.

Diese OP gehört zu den Behandlungen, bei denen Melanie Reinhardt auf stationäre Kolleginnen oder Kollegen verweist, ebenso wie bei Röntgenaufnahmen und Ultraschall. Kleinere Eingriffe wie beispielsweise Kastrationen und Wundbehandlungen kann sie jedoch auch in ihrem umgebauten Rettungswagen machen.

Dass es bei den Kätzchen etwas länger dauert, obwohl Melanie Reinhardt auch schon Feierabend haben könnte, nimmt sie besonnen in Kauf. Dass die Tage oft lange und stressig sind, sieht man ihr zudem nicht an. Zu wichtig ist es ihr, den Tieren die Zeit zu geben, die nötig ist.

MDR (fra)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhann | 15. Juni 2022 | 07:20 Uhr

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