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Kein schöner Anblick - und ein Kostenfaktor für die Thüringer Kommunen: Müll in Parks. Bildrechte: imago images/Christian Grube

AbfallPizzakartons, Flaschen, Einweg-Grills: Immer mehr Müll in Thüringer Parks

16. Juli 2022, 13:52 Uhr

Essen zum Mitnehmen ist seit Beginn der Corona-Pandemie immer beliebter geworden. Häufig landet der Verpackungsmüll neben Flaschen und Zigarettenkippen in Parks. Für mehrere Städte in Thüringen wird das zum Problem.

von MDR THÜRINGEN

Speisereste, Verpackungen und Glasscherben: Kommunen und Stiftungen in Thüringen haben mit immer mehr Müll in den Parks zu kämpfen. "Seit der Pandemie ist das Müllaufkommen in Grünanlagen kaum noch zu bewältigen", sagt etwa Ulrike Unger von der Stadtverwaltung Eisenach. Neben dem zuständigen Dienstleistungsbetrieb müssten einmal in der Woche auch die städtischen Gärtner zu einer Müllrunde ausrücken, um das Problem einigermaßen in der Griff zu bekommen.

Auch die Stadtverwaltungen von Weimar, Erfurt, Jena, Gera sowie die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und die Klassik Stiftung Weimar beobachten eine Zunahme der Hinterlassenschaften von Parkbesuchern.

So musste die Klassik Stiftung Weimar in diesem Jahr zum ersten Mal eine externe Firma beauftragen, um den Müll an den zwei beliebten Parks an der Ilm entsorgen zu lassen. Anders seien die erheblichen Mengen an Müll zeitlich und personell nicht zu bewältigen, sagte eine Stadtsprecherin.

So oder so ähnlich sieht es in vielen Parks in Thüringen vor allem nach dem Wochenende aus. Bildrechte: imago images / Steffen Schellhorn

Speisereste locken Waschbären und Krähen an

In den übrigen Grünflächen müssten Gärtner diese Aufgaben übernehmen. Die Zeit fehle bei anderen drängenden Aufgaben, wie etwa bei der Bewässerung während der Trockenheit. Oft würden Verpackungen von "to go"-Speisen entsorgt. Auch Einmalgrills würden immer öfter verwendet, was die Brandgefahr steigere. Zurückgelassene Speisereste zögen Waschbären und Krähen an. Zudem lande auch Hausmüll immer öfter in öffentlichen Papierkörben.

In der Corona-Pandemie hätten sich viele Menschen daran gewöhnt, Speisen außer Haus zu verzehren, so die übereinstimmende Meinung in den Thüringer Kommunen. Dabei gebe es wenig Bereitschaft, selbst bei überquellenden Mülleimern Verpackungsmüll mit nach Hause zu nehmen. Oft bleibe Abfall auch einfach an Ort und Stelle liegen.

Parks beliebt, aber respektlos behandelt

Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten vermutet eine grundsätzliche Änderung des Freizeitverhaltens im Zuge der Corona-Krise hinter dem wachsenden Müllaufkommen. Zudem erwähnt Sprecher Franz Nagel einen sinkenden Respekt vor den Parks der Stiftung: "Der besondere Charakter der Parks als Denkmale der Gartenkunst und als Kulturschätze wird von einem Teil der Gäste außer acht gelassen."

Reinigung kostet Thüringer Kommunen eine Menge Geld

In den meisten befragten Kommunen muss mindestens einmal pro Woche eine Reinigungstour vorgenommen werden, vielerorts auch öfter. Allein die Entleerung der Papierkörbe koste die Stadt Eisenach rund 34.000 Euro im Jahr, sagt Ulrike Unger. Hinzu kämen rund 5.700 Euro für die reine Entsorgung liegengelassenen Mülls, ohne Personalkosten für Straßenkehrer und Stadtgärtner.

Zehn Prozent mehr Müll in Erfurter Papierkörben

In Erfurt kamen dem Umwelt- und Naturschutzamt zufolge zwischen Juni 2021 und 2022 insgesamt fast 280 Tonnen Müll aus den Papierkörben zusammen, eine Steigerung um über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Überall machen neben Zigarettenkippen, Hundekot und Flaschendeckeln vor allem Einweggrills, Pizzakartons und andere Speiseverpackungen den Großteil des Müllvolumens aus. Mehrere Städte freuen sich daher auf die Anfang 2023 beginnende Mehrweg-Regelung für Außer-Haus-Angebote durch die Bundesregierung. Die sieht vor, dass Caterer, Lieferdienste und Restaurants ab einer bestimmten Größe verpflichtet werden, auch Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern anzubieten.

"Da Einwegverpackungen aber nicht verboten werden, sondern nur Mehrweg-Alternativen angeboten werden müssen, haben wir als Stadt auch weiterhin nur wenig Einflussmöglichkeiten", fasst Ulrike Unger zusammen. Vielen Parkbetreibern bleibe auch künftig nur der Appell an die Vernunft der Besucher: Die Klassik Stiftung hat ein "Service-Team Park" ins Leben gerufen, das mit Parkbesuchern ins Gespräch kommen und ihr Bewusstsein für den Schutz der Anlagen stärken soll.

MDR (mm), dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 16. Juli 2022 | 12:00 Uhr

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