ÖPNV Thüringen wird 9-Euro-Ticket nicht fortsetzen
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Nach dem Ende des bundeweiten 9-Euro-Tickets am Mittwoch wird es in Thüringen vorerst keine Fortsetzung geben. Auch wenn das Infrastrukturministerium das Angebot "wünschenswert" nennt, scheitert es am Geld. Einspringen soll der Bund, so ein Vorschlag.

In Thüringen wird das 9-Euro-Ticket vorerst nicht fortgesetzt. Das sagte die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Barbara Schönig. Das Nahverkehrsticket läuft am Mittwoch aus. Auch in Sachsen-Anhalt fehlt dafür das Geld, heißt es aus dem zuständigen Verkehrsministerium.
Zwar sei es aus Sicht des Thüringer Ministeriums wünschenswert, das Ticket fortzuführen. Doch es fehlten die Mittel.
Der Freistaat habe im laufenden Jahr 400 Millionen Euro und im kommenden Jahr 408,5 Millionen für den Nahverkehr zu Verfügung. Ohne mehr Geld vom Bund seien weder der Ausbau der Verbindungen noch ein preiswertes Ticket finanzierbar.
144 Millionen Euro für Verlängerung des 9-Euro-Tickets
Zwölf Millionen Euro pro Monat - so viel mussten in Thüringen Bund und Land für das 9-Euro-Ticket zuschießen. Auf das Jahr hochgerechnet wären das 144 Millionen - und das kann sich Thüringen nicht leisten, so das Verkehrsministerium.
Selbst wenn der Bund die Hälfte zuschießen würde, müsste das Land rund 75 Millionen tragen. Die Bundesländer schlagen daher gemeinsam vor, dass der Bund die Kosten für ein Nachfolgeticket komplett übernimmt. Bei SPD und Grünen in der Bundesregierung wird über ein deutschlandweites 49-Euro-Ticket diskutiert.
9-Euro-Ticket für Fahrten in oder zu Städten beliebt
Laut Verkehrs-Staatssekretärin Schönig war das Ticket in Thüringen vor allem in Städten und auf bestimmten Zugverbindungen wie der Mitte-Deutschland-Verbindung Gera-Eisenach ein Erfolg. Auf dem Land war es dagegen weniger gefragt - weil dort der Nahverkehr weniger gut ausgebaut ist. Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag sagte dazu: "Attraktive Ticketpreise nützen nichts, wenn es kein Angebot gibt."
Überfüllte Züge
Probleme verursachte das preiswerte Ticket auch: Unter anderem waren auf verschiedenen Strecken Busse und Züge überfüllt, Räder oder Kinderwagen konnten nicht mitgenommen werden.
Jede zehnte Fahrt ersetzt das Auto
Wie viele Tickets in Thüringen verkauft wurden, ist noch unklar. Es wird davon ausgegangen, dass das 9-Euro-Ticket bundesweit ungefähr zehn Prozent der Fahrten ersetzt hat, die sonst mit dem Auto gemacht worden wären.
9-Euro-Ticket Das 9-Euro-Ticket war Teil des Entlastungspaketes der Bundesregierung. Es war vom 1. Juni bis zum 31. August 2022 im öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland gültig und kostete pro Monat neun Euro.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 31. August 2022 | 05:00 Uhr
dimehl vor 30 Wochen
"erstmal ein paar Jahre überall in der Republik leere Züge herumfahren lassen" - Nein, siehe auch meinen Kommentar: Vielleicht erst einmal überhaupt Züge überall in der Republik herumfahren lassen, in die die Fahrgäste am Bahnhof auch einsteigen können ?
Peter Mueller vor 30 Wochen
Wie stellen Sie sich das vor: erstmal ein paar Jahre überall in der Republik leere Züge herumfahren lasssen, um erst dann über ein attraktives Tarifangebot nachdenken zu dürfen? Das ist doch unrealistisch. Nein, es ist genau andersherum: Volle Züge und vole Bahnsteige erzeugen den notwendigen Druck, das Angebot auszubauen.
Peter Mueller vor 30 Wochen
Die Schülerbeförderung gehört zum ÖPNV, aber die Regionalisierungsmittel sind originär nicht dafür gedacht. Bevor der Bund begonnen hat, diese an die Länder für die Bestellung von Zügen(!) auszureichen, wurden die Schülerbeförderung ganz normal aus dem Landeshaushalt finanziert. Mit der Finanzierung über die Regionalisierungsmittel wurde also Geld im Haushalt zu Lasten der Bestellung von Zügen eingespart. Das kann man so machen, aber dann sollte man sich hinterher nicht beschweren, wenn das Geld nicht für Züge reicht. Veständlich?