Eichsfeld Thüringer Kraftwerk der Leipziger Stadtwerke findet keine Abnehmer für Wärme

13. Oktober 2022, 15:44 Uhr

Angesichts der Energiekrise stellt sich in Deutschland derzeit die Frage nach der Versorgungssicherheit im Winter. In Thüringen gibt es ein Biomassekraftwerk, das Wärme erzeugt - dafür aber keinen Abnehmer findet.

Für das Biomassekraftwerk in Bischofferode im Thüringer Eichsfeld suchen die Stadtwerke Leipzig Abnehmer der überschüssigen Wärmeenergie. Wie Sprecher Frank Viereckl MDR THÜRINGEN am Donnerstag sagte, ist eine Wärmeleistung von zehn Megawatt verfügbar.

Strom aus Thüringen für Leipzig

Das mit Restholz befeuerte 20-Megawatt-Biomassekraftwerk erzeugt seit 2005 auf dem Standort der ehemaligen Kaligrube Bischofferode jährlich 160 Millionen Kilowattstunden Strom und versorgt damit in Leipzig rund 60.000 Haushalte. Viereckl sagte, für die Abwärme habe bisher kein Unternehmen in unmittelbarer Nähe gewonnen werden können.

Greenpeace protestierte gegen Kraftwerk

Umweltschützer von Greenpeace hatten Ende August 2022 gegen das Biomassekraftwerk protestiert, weil es Holz auch aus FFH-Gebieten in seinen Öfen verbrennt.

Das Kraftwerk verfeuert jährlich rund 130.000 Festmeter Holz. Außerdem betreiben die Leipziger Stadtwerke ein Biomasse-Kraftwerk in Piesteritz in Sachsen-Anhalt, das ebenfalls mit Restholz befeuert wird und bei der Größe vergleichbar mit dem Kraftwerk in Bischofferode ist.

In Thüringen gibt es weitere Biomasse-Kraftwerke in Schkölen (Saale-Holzland-Kreis) oder in Ilmenau. In Eisenberg oder Hermsdorf wurden Biomasse-Kraftwerke dagegen auf Gasverbrennung umgerüstet.

Was sind FFH-Gebiete? Die Abkürzung FFH steht für Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Die Gebiete sind Teil eines Projekts der Europäischen Union, dessen Ziel es ist, ein Schutzgebietsnetz aufzubauen, das wildlebende Pflanzen- und Tierarten und deren Lebensräume erhält. Dieses Netz wird als Natura 2000 bezeichnet.

Welche Gebiete für dieses Netz geeignet sind, bestimmen die Richtlinien Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und die Vogelschutzrichtlinie. Die Bundesländer stellen Listen dieser Schutzgebiete zusammen.

In Thüringen gibt es 212 FFH-Gebiete auf einer Fläche von rund 270.000 Hektar, das entspricht etwa 17 Prozent Landesfläche.

Stadtwerke Leipzig aufgrund der Energiekrise mit Millionen unterstützt

Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise hatte die Stadt Leipzig Anfang September angekündigt, die Stadtwerke und die Verkehrsbetriebe finanziell abzusichern. Dafür will sie der kommunalen Versorgungsgesellschaft LVV, die unter ihrem Dach Verkehrsbetriebe, Stadt- und Wasserwerke vereint, einen vorübergehenden Kredit über 400 Millionen Euro einräumen.

Wenige Tage zuvor hatte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) in einer Eilentscheidung ein Darlehen für die Stadtwerke von 150 Millionen Euro genehmigt, damit die Leipziger Stadtwerke an den Energiemärkten zahlungsfähig bleiben. Die Unternehmen müssen derzeit am Energiemarkt sehr hohe Sicherheiten hinterlegen, die ein profitables Unternehmen an den Rand der Liquidität bringen kann.

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 13. Oktober 2022 | 11:30 Uhr

12 Kommentare

Eulenspiegel am 14.10.2022

Also ich sehe da ganz einfach ein gravierenden Planungsfehler.
Ich denke es war einfach ein Fehler dieses Kraftwerk an einem Standort zu bauen wo es offensichtlich keine Abnehmer für die Abwärme gibt. Unter Umständen hätte es ja genügt den Standort in Richtung Abnehmer zu verschieben. Das hätte man aber bei der Planung berücksichtigen müssen.

hinter-dem-Regenbogen am 14.10.2022

? gehörte Leipzig nicht auch zu den Vorreiterstädten, die auf Geheiß von "Klimaschützern" einst den Klimanotstand ausgerufen haben. . . . . . den Rest muß man nicht erfragen.

Politik und Klimapolitik und die "Rettung der Welt" sind dreierlei Dinge, die anscheinend und rein gar nichts gemeinames haben. Jeder so gut er kann, oder besser, so wie die Berater es beraten.

hinter-dem-Regenbogen am 14.10.2022

# _ _" Für Bischofferode im Thüringer Eichsfeld suchen die Stadtwerke Leipzig Abnehmer der überschüssigen Wärmeenergie. . ."

Fragen wir doch mal andersherum.
Wie kommen die Leipziger Stadtwere dazu ? Sind sie etwa die Eigentümer dieses Heizkraftwerks - welches in seiner Rentabilität ein einziges Desaster darstellt ?

Andersherhum scheinen die Leipziger Stadtwerke die höchsten Gaspreise Deutschlandweit von ihren Kunden (Spontankunden) abzuverlangen (0,23Cent/KWh)

Was ist da los in Leipzig ? Ist dort schon der Sozialismus ausgebrochen, weshalb sich das Stadteigene Unternehmen, privatwirtschaftlichen Tätigkeiten hingibt und jetzt mit ihrer wirtschaftlichen "Grundlage" nicht mehr weiter wissen bzw. nicht mehr können, ohne den Bürger kräftig in die Tasche zu greifen.

Nun sollte man doch mitbekommen haben, dass die Krise einen Namen hat:
> politisches Versagen <

In so einem Fall sollte doch auch der Landesrechnungshof angerufen werden, da es hier überwiegend um Steuergelder geht.

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