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Sicherheit gefährdetEichsfeldkreis zieht Mietvertrag für Flüchtlingsunterkunft zurück

24. Oktober 2022, 17:21 Uhr

Flüchtlinge aus der Ukraine sollten demnächst eigentlich in einer leerstehenden und beheizbaren Halle in Leinefelde untergebracht werden. Ein Mietvertrag war bereits unterschrieben. Der wurde jetzt jedoch vom Landkreis zurückgezogen. Als Grund nennt Landrat Henning heftige Reaktionen in der Öffentlichkeit. Im Internet kursierten diverse Drohungen.

von MDR THÜRINGEN

Der Landkreis Eichsfeld wird in Leinefelde nun doch keine Halle für Flüchtlinge aus der Ukraine anmieten. Landrat Werner Henning bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Thüringer Allgemeinen". Der Mietvertrag für die leerstehende und beheizbare Halle sei wieder zurückgezogen worden.

Landrat: Sicherheit der Menschen nicht gewährleistet

Als Grund nennt Henning heftige Reaktionen in der Öffentlichkeit. Es könne deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass die Flüchtlinge dort angefeindet oder sogar angegriffen würden. Seit Tagen kursierten in sozialen Netzwerken Drohungen gegen den Landkreis und speziell auch gegen den Vermieter der Halle.

Wie Henning MDR THÜRINGEN sagte, wurden Mitarbeiter des Landkreises in einem Drohbrief im Internet namentlich genannt. Darin fanden sich auch Telefonnummern. Henning wolle nicht die Sicherheit von Kreismitarbeitern gefährden, deshalb habe er den Mietvertrag aufgehoben.

Unterkunft für bis zu 150 Menschen

Auch der Vermieter der Flüchtlingsunterkunft, Christian Hunold, sagte MDR THÜRINGEN, dass er wegen der Drohungen einer Aufhebung des Mietvertrags zugestimmt habe. Hunold wollte eine leere Produktionshalle für bis zu 150 ukrainische Flüchtlinge an den Landkreis vermieten. In dem Brief tauchten seine Adresse und Telefonnummer auf. Hunold sieht die Absage als vertane humanitäre Chance im anstehenden Winter. Anzeige wurde seitens des Landkreises nicht erstattet.

Dr. Werner Henning ist Landrat des Landkreises Eichsfeld. Bildrechte: imago images/Steve Bauerschmidt

Aufnahmestopp für ukrainische Flüchtlinge

Laut Henning können unter diesen Umständen derzeit keine weiteren Flüchtlinge im Landkreis untergebracht werden. Er habe dem Ministerpräsidenten deshalb erneut einen Aufnahmestopp verkündet.

Noch am Freitag hatte Landrat Henning in einer Pressemitteilung bestätigt, dass die Halle angemietet wurde. Der Landkreis sei verpflichtet, alle sich bietenden Unterbringungsmöglichkeiten zu nutzen, hieß es zur Begründung.

Dem Thüringer Migrationsministerium sind keine vergleichbaren Vorgänge aus anderen Landkreisen bekannt.

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MDR (gh)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. Oktober 2022 | 16:00 Uhr