Altes Fachwerk Wohnen statt Mahlen: Jurist baut Kapsmühle Heiligenstadt um
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Die historische Kapsmühle Heiligenstadt wird seit mehr als einem Jahr umgebaut. Der 600 Jahre alte Gebäudekomplex ist kaum wiederzuerkennen: An der Stelle der abgerissenen Scheune entstehen vier Wohnungen, weitere sechs in der alten Mühle. Dazu ein Mühlencafé mit Außenterrasse. Für Kleinstmengen bleibt eine Mühle stehen.

Seit 1413 existiert die Kapsmühle in Heiligenstadt schon, in Besitz der Familie Kellner ist sie seit 1882. Christian Kellner, Besitzer in fünfter Generation, baut die alte Getreidemühle gegenwärtig komplett um.
Zuerst war die Scheune an der Reihe, die über Jahrhunderte als Lager diente. Hinter einer dunkelgrauen Fassade mit viel Holz sind bereits vier barrierefreie Wohnungen mit 62 bis 70 Quadratmeter Wohnfläche und einer Dachterrasse entstanden.
600 Jahre alte Mühle
Mehr als 600 Jahre ist die Mühle durch ein Mühlrad und dem Wasser der Geislede angetrieben worden. Der Name "Kapsmühle" ist einem Herrn Kapp zu verdanken, dem sie einst gehörte.
1965 ist der Betrieb auf Elektromotoren umgestellt worden. Der Mühlgraben ist trockengelegt. Bis 2010 hat Harald Kellner, der Vater von Christian Kellner, die Mühle als letzter Müller betrieben, danach bis 2017 der Sohn im Nebenerwerb. Gelernter Müller ist Christian Kellner nicht, sondern Rechtsanwalt.
Kleinkunden weiter willkommen
Im Nebenerwerb war der Betrieb kaum zu stemmen. Hinzu kam, dass auch viele Bäckereien der Region ihr Mehl nicht mehr hier mahlen ließen. "Eine Ruine wollte ich meinen Kindern nicht überlassen", sagt Kellner. Deshalb wollte er ein "lebendiges Innenstadtquartier".
Mit einem kleinen Mühlstein und einer Siebanlage können weiterhin Kundenwünsche nach Kleinstmengen befriedigt werden. Dazu gibt es einen kleinen Laden.
Sie ist alt und wunderschön.
Abkürzung zur Wilhelmstraße bleibt
Mit dem Abriss der Scheune und dem Neubau wird auch der Durchgang in Richtung der innerstädtischen Wilhelmstraße hinters Gebäude verlegt. Diese beliebte Abkürzung spart vor allem den Mitarbeitern des Eichsfeld-Klinikums weite Wege zur Arbeit.
Von vier Wohnungen in der Scheune sind einige schon bewohnt. In der alten Mühle kommen im oberen Teil nächstes Jahr noch einmal sechs Wohnungen dazu, mit einem besonderen Ambiente. Denn Christian Kellner will die alte Technik nur teilweise ausbauen. "Damit muss der Mieter leben", sagt Kellner.
"Das Silo ist raus, der Trichter und der Fahrstuhl bleiben", sagt der 46-Jährige. Auch die Reinigungsmaschinen, Putzmaschinen und Transmissionsräder bleiben stehen. Sie werden Teil der Inneneinrichtung.
Couch neben einem Mehltrichter
Die Mieter könnten sich auf eine Couch neben einem Mehl-Trichter, ein Antriebsrad in der Küche oder sichtbare Antriebsriemen freuen. Auch die Glocke, die Vater Harald Kellner an die Wand gehängt hat, bleibt.
Eine Etage der Mühle wird zu einem Café mit Terrasse und Blick auf den Spielplatz. Die Wohnungen erhalten Galerien und Lichtschächte.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 20. April 2022 | 16:10 Uhr
Lyn vor 9 Wochen
Großartig.
Wie ist die Chance auf Bilder, wenn alles fertig ist?