Marion Stedefeld präsentiert die Ehrenurkunde der Gemeinde Großengottern zusammen mit Dieter Facklam
Marion Stedefeld zusammen mit Trainer Dieter Facklam Bildrechte: MDR/Claudia Götze

"Masters"-Sportlerin Mit 58! Wie eine Krankenschwester Doppelweltmeisterin in der Leichtathletik wurde

08. September 2024, 14:26 Uhr

Eine Krankenschwester aus Thüringen ist im August Doppelweltmeisterin in der Leichtathletik geworden. Der Sport tröstete sie vor neun Jahren über den Tod ihres Mannes hinweg. Nun gehört sie zu den weltbesten "Masters"-Sportlerinnen und wurde von der Gemeinde Großengottern ganz besonders geehrt.

Bei der Masters-WM hat sie Mitte August im schwedischen Göteborg gleich drei Medaillen gewonnen: Gold über 300 Meter Hürden und in der 4 mal 400-Meter-Staffel sowie Silber im Siebenkampf. Den Flug nach Schweden und die Ferienwohnung in Göteborg hat sie selbst bezahlt; die Startgebühr hat ihr Heimatverein in Großengottern übernommen.

Leichtathletik schon als Jugendliche

Schon als Jugendliche hat Marion Stedefeld Leichtathletik trainiert. Damals waren 800 und 1.500 Meter ihre Disziplinen. Sie wohnte im Nachbarort Altengottern, trainierte aber immer in Großengottern bei Dieter Facklam. Der heute 71-Jährige war es auch, der sie vor neun Jahren angesprochen hat. Nach dem Tod ihres Ehemannes sollte Marion sich ablenken und etwas für sich tun.

Marion Stedefeld bewundert kurz nach dem Wettkampf ihre Silbermedaillie im Siebenkampf.
Nach dem Siebenkampf: Marion Stedefeld bewundert ihre Silbermedaillie. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

"Die Figur stimmte noch", erinnert sich Facklam. Einige Monate später sagte Marion zu. Daraus entstand zugleich eine neue Frauentrainingsgruppe: Frühere Mitstreiterinnen zogen ebenfalls wieder die Spikes an. Marion Stedefeld erreichte schnell bei den Deutschen Meisterschaften die ersten Erfolge. Sie eroberte sich immer mehr Disziplinen, auch die technischen wie Kugelstoßen oder Speerwerfen. Und sie freundete sich auch mit den Hürden an. Alles gute Vorausetzungen für einen erfolgreichen Mehrkampf.

Mammutprogramm bei den Masters in Göteborg

Bei der Masters-WM in Göteborg gab es zwei Wettkampfwochen und ein Mammutprogramm für Stedefeld. Nach den beiden ersten Medaillen im Siebenkampf (Silber) und Gold über 300 Meter Hürden war sie "wie im Rausch". Sie lief auch die 400 Meter flach und dann die deutsche Staffel über 4 mal 400 Meter. Mit drei WM-Medaillen im Gepäck ist sie zurückgeflogen. Die "Masters" waren früher die Seniorenweltmeisterschaften. "Masters" klingt viel besser, sagten die Frauen aus der Gotterschen Trainingsgruppe.

Empfang im Rathaus von Großengottern

Die Resonanz zu Hause im Unstrut-Hainich-Kreis war riesig. Ihre Trainingskameradinnen hatten einen Willkomensgruß ans Hoftor geschrieben. Zuspruch gab es auch im Hufeland-Krankenhaus in Mühlhausen, wo Marion als OP-Schwester arbeitet. Dort hat sie 1983 auch als Auszubildende angefangen. Mittlerweile arbeitet die "Krankenschwester aus Leidenschaft" 30 Stunden pro Woche, damit genug Zeit zum Trainieren bleibt.

Marion Stedefeld beim Empfang im Rathaus von Großengottern: Bürgermeister Uwe Zehaczek überreicht einen Strauß Blumen
Beim Empfang im Rathaus überreichte Bürgermeister Uwe Zehaczek nicht nur ein paar Blumen. Er ernannte Stedefeld zur "Gotterschen auf Lebenszeit". Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Beim Empfang im Rathaus von Großengottern in dieser Woche wurde die zur "Gotterschen auf Lebenszeit" ernannt. Es gab Blumen und viel Beifall für die erste Weltmeisterin aus Großengottern. "Wir sind stolz auf unsere erste Weltmeisterin", sagt Ortschaftsbürgermeister Thomas Schneider. Außerdem darf sie sich Anfang Oktober als Erste ins neue Goldene Ehrenbuch eintragen.

"Gottersche auf Lebenszeit"

Die Doppelweltmeisterin hat als vierte Bewohnerin diesen Ehrentitel "Gottersche auf Lebenszeit" erhalten. Damit ehrt die Gemeinde im Unstrut-Hainich-Kreis Menschen mit besonderen Verdiensten, die ursprünglich nicht aus Großengottern stammen. Bisher haben das Lehrerehepaar Margrit und Dieter Facklam sowie der bereits verstorbene Zahnarzt Christoph Kunsch diesen Ehrentitel erhalten

"Der Sport hat mir gutgetan und im Verein sind wir wie eine Familie, die sich immer gegenseitig unterstützt“, sagt Marion Stedefeld. Vor einigen Jahren gab es auch eine Laufgruppe am Hufeland-Krankenhaus gemeinsam mit Extremsportler Guido Kunze, dem sie auch viel zu verdanken habe. Dass ihre Familie hinter steht und sie immer wieder motiviert, es genauso zu machen, bedeutet ihr sehr viel.

Die nächsten WM im Blick

Die Gedanken von Marion gehen schon ins Jahre 2026. Dann startet sie in der Alterklasse "W60". Die Masters-WM findet dann in Südkorea statt, und sie will umbedingt dabei sein. Auch die Hallen-WM im kommenden Jahr in Gainesville im US-Bundesstaat Florida hat sie schon im Blick.

MDR (ask)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Nachmittag | 08. September 2024 | 15:15 Uhr

4 Kommentare

pepe79 vor 4 Wochen

Joa mal kurzzeitige Einschränkungen sind aber besser als Übergewicht, Diabetes, hoher Blutdruck, Herzschwäche für Jahrzehnte mit viel höheren Herzinfarkt-und Schlaganfallrisiko....abgesehen davon ist ihnen hoffentlich klar das z.B. Übergewichtige die keinen Sport machen deutlich häufiger die von Ihnen dargelegten Erkrankungen haben als sportliche Menschen!

Wissen sie übrigens das Personen ab einem Pflegegrad 3 gar keinen Rehaanspruch haben...daher sieht man in der Reha hauptsächlich gesündere Menschen, die die ihre Gesundheit nicht durch nichtstun ihr Leben lang schon ruiniert haben!

DanielSBK vor 4 Wochen

Ich wohne direkt an der Reha-Klinik, da sehe ich dann immer diese "Athleten" mit schneller höher weiter auf Krücken ... Bandscheibe, Meniskus, Sehnen ... auch so ein "Trend" den man nicht mitmachen sollte und der der Allgemeinheit sehr viele Nachfolgekosten unnötigerweise auf bürgt.

D.L. vor 4 Wochen

Worin sehen sie dann den Sinn einer (sicher orthopädischen) Reha?

Mehr aus der Region Nordhausen - Heiligenstadt - Mühlhausen - Sömmerda

Mehr aus Thüringen