Tag des offenen Denkmals Mühlhausen: Reichsstädtisches Archiv öffnet frisch saniert
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09. September 2023, 17:04 Uhr
Das Reichsstädtische Archiv Mühlhausen öffnet nach dreijähriger Sanierung wieder seine Räumlichkeiten im untersten Gewölbe der Rathaushalle. Am Tag des offenen Denkmals, dem 10. September 2023, ist es für die Öffentlichkeit zu besichtigen. Seit dem frühen 17. Jahrhundert wird es als Archivraum genutzt. Die Sanierungskosten betragen knapp 1 Million Euro. Bei der Instandsetzung traten auch überraschende Funde zu Tage.
- Reichsstädtisches Archiv am Tag des Offenen Denkmals geöffnet
- Sanierung für knapp eine Million Euro
- Unerwartete Entdeckungen bei der Arbeit
Zum Tag des offenen Denkmals am 10. September lädt das Reichsstädtische Archiv Mühlhausen nach dreijähriger Sanierung zum Besuch. Seit dem frühen 17. Jahrhundert werden dort im untersten Gewölbe des historischen Rathauses Dokumente zur Geschichte der Stadt bewahrt. Verbunden ist sie mit großen Namen wie Thomas Müntzer oder Johann Sebastian Bach, für ihre Bedeutung steht auch, dass Mühlhausen bis 1802 den Status "Reichsstadt" hatte.
Die gesamte schriftliche Überlieferung der Reichsstadt Mühlhausen, vom Beginn des 13. Jahrhunderts bis 1802, am originalen Ort, im originalen Mobiliar: Diese Kombination aus Baulichkeit, Ausstattung und Archivgut einer solch jahrhundertelangen Archivtradition finden Sie kaum anderswo in Deutschland.
Für knapp eine Million Euro saniert
Aufgrund wichtiger Sanierungsarbeiten ist das Reichsstädtische Archiv die vergangen drei Jahre geschlossen gewesen. Knapp eine Million Euro haben die Arbeiten gekostet, das Geld kam zum größten Teil aus dem Städtebauförderprogramm von Bund und Ländern.
Die Instandsetzungen sind nötig geworden, weil die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen haben. So musste die Statik korrigiert werden. Um den Druck von den festen Steinmauern zu nehmen, wurde dazu der Dachstuhl komplett saniert und zur besseren Stütze sogenannte Anker in die Deckenebenen eingebaut.
Zudem ist jetzt die Wandmalerei aufgefrischt, die Holzmöbel sind poliert und Schubladen wurden geölt. Auch wurde der Archivraum mit neuer Technik wie Leuchten und Brandmeldern ausgestattet. Die Sanierung sei "ein bisschen eine undankbare Aufgabe" gewesen, sagt der Leiter Fachbereich Gebäude- und Grundstücksverwaltung, Stefan Zeuch, zwar sei sie denkmalpflegerisch und von der Arbeit her hochinteressant und spannend, am Ende weiche das Reichsstädtische Archiv im Erscheinungsbild jedoch nicht so riesig von dem Vorzustand ab.
Überraschende Funde bei der Sanierung
Für die Sanierung wurden 200 laufende Meter Akten und Archivgut ausgeräumt und zum ersten Mal in einigen hundert Jahren, Schränke bewegt. Dabei sind überraschende Funde zu Tage gebracht worden.
Hinter einem Schrank habe sich ein Katasterband aus der Mitte des 15. Jahrhunderts gefunden, so Stadtarchivar Helge Wittmann, dieser hätte keine archivischen Eintragungen getragen, sei demnach schon vor der ersten archivischen Bearbeitung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hinter den Schrank gerutscht. Nun, nach rund 250 Jahren hat diese Akte wieder sichtbar ihren Platz im Archivschrank und ist Teil der Stadtgeschichtsforschung.
Weiterhin fand sich eine Skat-Karte "Schell 9", eine Urkunde aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und Zeugnisse aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das seien willkommene Bereicherungen, so Wittmann, die den nachfolgenden Stadtarchivaren nicht mehr möglich seien, weil die Räume dann nach dieser großen Maßnahme bereinigt seien. Die meisten der Entdeckungen werden in den kommenden Wochen analysiert. Öffentlich gezeigt werden sie bereits am Tag des offenen Denkmals – im frisch sanierten Reichsstädtischen Archiv Mühlhausen.
Quelle: Linda Schildbach (MDR KULTUR-Landeskorrespondentin Thüringen), Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. September 2023 | 07:40 Uhr