Trotz Lehrermangels Thüringen macht keine Ausnahme für kanadischen Lehrer

28. März 2023, 15:21 Uhr

Englisch ist seine Muttersprache - doch studiert hat er Englisch auf Lehramt nicht. Deshalb muss ein kanadischer Lehrer aus dem Unstrut-Hainich-Kreis jetzt berufsbegeitend studieren und ein "Bewährungsjahr" absolvieren, wenn er besser bezahlt werden will. Das Bildungsministerium bot ihm Unterstützung an.

Im Streit um die Anerkennung und Bezahlung eines kanadischen Lehrers im Unstrut-Hainich-Kreis gibt es einen Vorschlag des Thüringer Bildungsministeriums: Der Kanadier Daniel Brady soll berufsbegleitend ein Studium als Englischlehrer absolvieren. Ohne entsprechendes Studium werde er nicht als Englischlehrer anerkannt. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs am Montag in Erfurt, so Felix Knothe, der Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums.

Berufsbegleitendes Studium

Während der sechs bis sieben Semester würde Brady weiterhin als Seiteneinsteiger bezahlt und für die Studientage vom Unterricht freigestellt. Nach dem Studium müsse er ein Bewährungsjahr absolvieren, aber kein Referendariat, so das Bildungsministerium.

Keine Ausnahme für Muttersprachler

Eine Ausnahme gebe es für Brady nicht, auch wenn dieser Muttersprachler sei. Denkbar sei aber, dass er das Studium nicht in Jena, sondern in Göttingen absolviert - näher an seinem Wohnort. Das Ministerium bot Brady Unterstützung an. Sprecher Knothe verwies auf die in Deutschland fehlende Rechtsgrundlage, ohne Ausbildung als Englischlehrer anerkannt zu werden.

Abschluss in Chemie anerkannt

Brady hatte ein Lehrerstudium in den Fächern Chemie und Sozialkunde in Kanada absolviert. Danach kam er nach Deutschland. Hier wurde aber nur der Abschluss als Chemielehrer anerkannt. An der Gemeinschaftsschule Rodeberg im Unstrut-Hainich-Kreis ist er im Moment der einzige Englischlehrer, nachdem eine Kollegin im Februar in den Ruhestand gegangen war.

Quelle: MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. März 2023 | 15:30 Uhr

26 Kommentare

lehrer95 am 30.03.2023

Er hat kein Studium zum Englischlehrer absolviert. Ich habe auch Lehramt studiert und kann jetzt nicht einfach den kompletten Kanon unterrichten. Das ist ein Fakt und er kann die Qualifikation nachholen. Mit Ihrer Argumentation müsste keine Lehrperson mehr studieren, denn es ist ja alles den Plänen zu entnehmen.

B.Ramelow am 29.03.2023

Es ist einfach unzutreffend! Alle Staatssekretärin und Staatssekretäre in der derzeitigen Thüringer Landesregierung haben einen Hochschulabschluss und so eine Meldung kann es gar nicht gegeben haben, weil sie unzutreffend wäre.

B.Ramelow am 29.03.2023

Wenn ich Deutscher Muttersprachler bin, darf ich dann auch Deutsch unterrichten? Meine Qualifikation ist Lebensmittel und mein Spezialgebiet ist Wild und Geflügel, sowie eine weitere Fachausbildung als Weinbauer, aber von Deutsch habe ich wirklich keine Ahnung, weil ich halt Legastheniker bin. Aber der MDR meint, Muttersprachler alleine reicht als Qualifikation um das Fach zu unterrichten? 🤷‍♂️
Nachweis und Prüfung nicht notwendig? Wirklich?
Selbst alle gescholtenen Staatssekretäre haben einen Hochschulabschluss und die notwendigen Nachweise. Der Lehrer aus Kanada unterrichtet im Schuldienst ein Fach und möchte das zweite anerkannt bekommen. Warum sollte er dazu nicht die notwendige Prüfung machen?
Das Angebot ihn dabei zu unterstützen hat er ausdrücklich bekommen und als Lehrer wird er sehr geschätzt.
Wie gesagt ich bin Deutsch Muttersprachler und würde es mir jedenfalls nicht zutrauen. In einer Berufsschule würde ich mir alle Fächer zur Lebensmittelkunde zutrauen zu unterrichten.

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