Unstrut-Hainich-Kreis Voller Schulbus statt überfüllte Klassenzimmer - Struther Schüler müssen pendeln

01. September 2021, 20:28 Uhr

Zu wenige Räume und zu wenige Lehrer. Die Zweit- und Drittklässler der Gemeinschaftsschule Struth im Unstrut-Hainich-Kreis werden ab Montag im etwa sieben Kilometer entfernten Lengenfeld unterm Stein unterrichtet - regelmäßige Fahrten zwischen beiden Einrichtungen inklusive. An einem Elternabend am Dienstagabend hat Schulleiterin Karola Stadermann von einer "Lösung für dieses eine Jahr" gesprochen. Die Eltern haben vor allem Bedenken wegen des überfüllten Schulbusses.

Der Elternabend am Dienstag dauerte zweieinhalb Stunden. Hinter verschlossenen Türen erklärte Schulleiterin Karola Stadermann den rund 50 anwesenden Eltern, wie der Unterrichtstag für die Zweit- und Drittklässler ab kommendem Montag abläuft: 07:18 Uhr kommt der Bus und fährt die Kinder nach Lengenfeld unterm Stein in die dortige Grundschule. Dort ist Platz, weil es deutlich weniger Schüler als in Struth gibt.

Wären die Zweit- und Drittklässler nicht auf die benachbarte Grundschule ausgewichen, hätten von den 30 Erstklässlern mangels Lehrer nur 22 in Struth eingeschult werden dürfen. Die anderen acht Kinder hätten per Los einer anderen Grundschule zugeteilt werden müssen.

Pendeln zwischen den Schulen

Um das zu verhindern, weichen die Grundschüler aus der zweiten und dritten Klasse auf die andere Schule aus. Vier Stunden pro Tag; mittags werden sie wieder abgeholt, zum Mittagessen und für die Hortbetreuung in ihre Stammschule gebracht. Die Lehrerinnen fahren mit dem Auto hinter den Schulbussen her. Fächer wie Sport, Schulgarten und Werken werden weiter in Struth unterrichtet; da fehlen in Lengenfeld die Kapazitäten.

Damit die Ausweichlösung nur ein Jahr dauert, ist am Dienstagabend eine lokale Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden. Eltern, Bürgermeister, Gemeinderäte und Kreistagsmitglieder wollen das Platzproblem mittelfristig lösen. Landrat Harald Zanker (SPD) hatte angekündigt, dass 2022 ein Nebengebäude aufgestockt und dort vier neue Räume entstehen sollen. Zum Elternabend war Zanker überraschend nicht erschienen.

Dass das Raumproblem erst in diesem Sommer bemerkt worden sein soll, ärgert die Eltern. Dass auch der Lehrermangel eine Rolle spielt, haben sie beim Elternabend erstmals gehört. Selbst wenn Räume in Struth als Zwischenlösung umgenutzt worden wären, wären die mittlerweile fünf Grundschulklassen mangels Lehrern nicht genehmigt worden.

Zwischenlösung soll Entscheidung per Los verhindern

Einen Entscheid per Los will niemand in Struth, sagte auch Bürgermeister Klaus Zunke-Anhalt (CDU). Die aktuelle Lösung sei "hinzunehmen", weil es im Moment keine andere gebe. Das müsse sich schnell ändern. Denn im Schuljahr 2022/23 werden wieder 25 Erstklässler erwartet; drei müssten unter den aktuellen Bedingungen ausgelost und an eine andere Schule verwiesen werden.

Kreistagsmitglied Tino Gaßmann von den Grünen sagte am Dienstagabend, dass Kreistag und Schulamt jetzt gefordert seien. Vor allem der Schulnetzplan müsse aktualisiert werden. Weil dort für dieses Schuljahr nur 21 Erstklässler und 14 Räume für elf Klassen für Struth aufgelistet sind, ist der Platzmangel zu spät bemerkt worden. Genau das stößt bei den Eltern auf Unverständnis. Der Kindergarten sei vor Jahren wegen geburtenstarker Jahrgänge erweitert worden. Die seien wohl von den Schulplanern nicht bemerkt worden, vermuten die Eltern.

Sorge vor überfülltem Schulbus nach Lengenfeld

Die Eltern machen sich vor allem wegen des überfüllten Schulbusses von Struth nach Lengenfeld Sorgen. Bis Montag soll noch versucht werden, einen zweiten Bus zu organisieren. Schulsprecher Alexander Tasch kündigte an, morgens mitfahren und von den ebenfalls mitfahrenden Gymnasiasten Rücksicht einfordern zu wollen.

Ein künftiger Drittklässler sieht ein ganz anderes Problem: Er wohnt direkt an der Schule und soll jetzt in den Bus steigen, um fünfmal die Woche woanders hinzufahren.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 01. September 2021 | 12:30 Uhr

1 Kommentar

Codo am 02.09.2021

Das sind Sorgen.... Wichtig ist doch, dass die Grundschullehrer jetzt als Berufsanfänger nach A13 verbeamtet werden - natürlich nur am Anfang. Diese Besoldungsstufe entspricht einem Major beim Bund, oder einem Diensstellenleiter bei der Polizei (1 goldener Stern, verantwortlich für gut 100 Polizisten) oder dem Chef der Verwaltung einer Kreisstadt. Immerhin für das kleine 1x1 und Mama, Oma,....

Naja da sollten solche Probleme wie hier mal vernachlässigt werden. Ich meine da kann man nun nicht jede Schule erhalten und die Kinder können ruhig etwas weiter fahren.
So gewichtet hilft das doch der Bildung bestimmt... Und später dürfen die jetzt noch kleinen sich bei ihren Lehrern bedanken und die hohen Pensionskosten zahlen.

Alles für die Zukunft. Mit dem Bus.

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