Der Redakteur | 09.11.2022Was tun bei Stromausfall? - Notfallpläne der Kommunen
Bei Stromausfällen größereren Ausmaßes sind auch die Landkreise in der Pflicht, die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Fertige Notfallkonzepte gibt es aber nicht überall.
Auf dieser Seite:
Der bisher einzige Katastrophenwarntag war selbst eine Katastrophe, der nächste wurde verschoben. Auch die Flutkatastrophe im Ahrtal und den anderen Regionen im Juli 2021 machte deutlich, dass es deutlichen Verbesserungsbedarf gibt, alleine schon bei den Informationsketten.
Dass auch mal flächendeckend der Strom ausfällt oder zu wenig Gas verfügbar ist, darüber wird seit Monaten diskutiert - aber welche konkreten Maßnahmen gibt es bereits? Denn es müssen nicht einmal Putins Internettrolle sein, die unsere Netze digital außer Betrieb nehmen, auch große Unwetterlagen, die klimabedingt ja zunehmen sollen, sind geeignet, unseren gepflegten Wohlfühlzustand von heute auf morgen für Tage auszusetzen.
Altenburger Land glänzt mit konkretem Konzept
Unsere Frage an die Landkreise und kreisfreien Städte Anfang der Woche lautete deshalb, wie sie auf größere Ausfälle bei der Energieversorgung, aber auch Störungen bei der Wasserversorgung und der Telekommunikation vorbereitet sind.
Anlass für den Zeitpunkt war eine Presseeinladung des Altenburger Landes, der sein Konzept für genau diese Fälle der Öffentlichkeit vorstellen wollte. Darin stehen sehr konkrete Dinge, wie zum Beispiel, wo sich die sogenannten Katastrophenschutz-Punkte befinden, zu denen sich Bürger im Ernstfall begeben können.
Dort werden dann zum Beispiel Strom und Wärme bereitgestellt, es werden Lebensmittel ausgegeben, es gibt dort Informationen zur Wasserversorgung und es sind gleichzeitig Anlaufstellen für Menschen, die anderen helfen wollen. Solche Anlaufstellen werden zum Beispiel in Altenburg, Gößnitz, Lucka, Meuselwitz, Nobitz oder Schmölln und in einigen Verwaltungsgemeinschaften eingerichtet. Es ist klug, sich die Informationen aufzuschreiben oder auszudrucken, denn das Internet dürfte im Ernstfall kaum oder gar nicht funktionieren.
Kein Strom - kein Sprit
Ein nicht zu unterschätzendes Problem ist die Versorgung mit Kraftstoff. Nicht nur Katastrophenschutzfahrzeuge und Notstromaggregate müssen mit Nachschub versorgt werden können. Auch Meldeketten, die nur noch mit PKW funktionieren oder Versorgungsfahrten freiwilliger Helfer setzen voraus, dass irgendwo getankt werden kann. Im Moment sind die öffentlichen Tankstellen dazu schlicht nicht in der Lage, so die Auskunft des Tankstelleninteressenverbandes. Kein Strom = kein Sprit. Denn die Anlagen laufen mit Pumpen. Vom Nachschub aus den Tanklagern ganz zu schweigen. Innerhalb der Branche werden seit Monaten Briefe hin und her geschickt, aber gelöst ist da noch gar nichts. Und die Tankstellen werden die Kosten für Notstromlösungen nicht tragen können.
Dieses Problem ist uns sehr bewusst und wir reden auch darüber, aber in der Öffentlichkeit ist das überhaupt kein Thema. Aber wenn die Leute auf einmal nicht mehr tanken können, ist das ein Riesenthema.
Herbert Rabl, Tankstelleninteressenverband
Die Tankstellen von Schmalkalden-Meiningen
Der Landkreis Schmalkalden-Meinungen ertüchtigt derzeit ausgewählte Tankstellen, "damit diese im Ernstfall auch notstromversorgt sind", wie der Landkreis schriftlich mitgeteilt hat. Damit sollen dann zumindest die kritische Infrastruktur und Hilfsorganisationen mit Kraftstoff versorgt werden können. Auch der Landkreis Nordhausen teilte mit, dass man vorbereitet ist, dass zum Beispiel bei einem Stromausfall die Rettungsfahrzeuge weiter betankt werden können und entsprechende Treibstoffreserven bestehen würden.
Wir arbeiten daran!
Zwar haben einige Landkreise signalisiert, dass Gremien an diversen Konzepten und Lösungen arbeiten, aber es hat sich der Eindruck verstärkt, dass das Prinzip Hoffnung in Thüringen eine sehr große Rolle spielt. Man bereite sich auf "unterschiedliche Szenarien" vor, hieß es zum Beispiel aus dem Landkreis Gotha, ohne konkreter zu werden.
Die Wahrscheinlichkeit des Worst-Case-Szenarios (beispielsweise größere Ausfälle der Energieversorgung) ist aus unserer Sicht gering. Vorstellbar sind eher lokal und temporär begrenzte Engpässe
Schriftliche Mitteilung der Stadt Gotha
Ob diese Haltung andere Landkreise teilen, ist unklar. Es hat nur knapp die Hälfte überhaupt geantwortet. Viele Antworten bezogen sich auch nicht direkt auf eigene konkrete Maßnahmen vor Ort. Jena verwies auf die eigene Informationsseite zu Energiethemen, so wie auch der Saale-Holzland-Kreis.
67-seitiger Ratgeber zum Runterladen
Sonneberg befindet sich in einem "laufenden Abstimmungsprozess", hat eine eigens gegründete Arbeitsgruppe zum Thema Energiemangellage und hat den kreisangehörigen Städten und Gemeinden die Internetseiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz ans Herz gelegt. Der 67(!) seitige Ratgeber, der zwar als PDF heruntergeladen werden kann, ist als Druckversion aktuell vergriffen.
Tipps zur Eigenvorsorge vom Landkreis Schmalkalden-Meiningen
Weimar kündigte für nächste Woche eine Informationsseite zu Energiethemen an. Sehr konkrete Tipps zur Eigenvorsorge hat hingegen das Landratsamt von Schmalkalden-Meiningen zusammengestellt.
Die Vorsorge-Liste für den privaten Haushalt
Dass wir es uns in den vergangenen Jahrzehnten sehr bequem eingerichtet haben, fällt uns aktuell auf die Füße. Vieles haben wir an den Staat delegiert und haben oft eine Erwartungshaltung, die über dessen Möglichkeiten weit hinausgeht. Natürlich können wir erwarten, dass sich jede Institution auf den Ernstfall einstellt, aber dass uns der Staat alle tagelang mit Grundnahrungsmitteln versorgt, ist ein bisschen viel verlangt.
Es geht bei der Eigenvorsorge auch nicht darum, irgendwelche Spezialnahrung zu horten, sondern darum, Wasser und lagerungsfähige Nahrungsmittel, die man ohnehin regelmäßig verbraucht, vorrätig zu haben. Ein 10-Tage-Vorrat ist schön, drei Tage sind aber auch besser als nichts. "Lebender Vorrat“ ist der Begriff dafür. Damit sind aber nicht Hühner gemeint, die man schlachten kann, sondern es geht darum, den Vorrat in den täglichen Lebensmittelverbrauch so zu integrieren, dass nichts weggeworfen werden muss, wenn das MHD überschritten wurde. Wasserflaschen, Pumpernickel, Knäckebrot, H-Milch, Mandeln, Nüsse, Haferflocken sind nur ein paar Beispiele, die komplette Vorschlagsliste finden Sie hier zum Herunterladen und abhaken.
Was ist mit Wasser, Telefon, Radio und den Supermärkten?
Hier gibt es gute und schlechte Nachrichten. Am besten sieht es beim Wasser aus, hier ist es in den meisten Fällen nicht erforderlich, sich Badewannen volllaufen zu lassen. Das Telefonnetz wird aber nur bedingt Stromausfälle überbrücken, das Radio schon eher und die Supermärkte sind die großen Unbekannten. Die Details sind das Redakteursthema von morgen.
Quelle: MDR THÜRINGEN (nis)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 09. November 2022 | 16:40 Uhr
Kommentare
{{text}}