KulturlandschaftNeuer Masterplan für Gera soll Museen sowie Kultur- und Kongresszentrum vor Verfall retten
Schon lange liegen Pläne für die Sanierung der Geraer Museen und des Kultur- und Kongresszentrums in der Schublade. Am Mittwoch war der "Masterplan Museen" Thema im Stadtrat - und die Mitglieder übten sich in seltener Einigkeit.
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Knapp zehn Monate nach seinem Amtsantritt sitzt Felix Eckerle am Mittwochabend glücklich in der Geraer Stadtratssitzung. Vor ein paar Minuten haben die Geraer Abgeordneten seinen "Masterplan Museen" einstimmig angenommen. Und gleich danach auch noch den Grundsatzbeschluss zum Kultur- und Kongresszentrum (KuK) gefällt, das endlich saniert werden soll.
Dass die beiden Beschlussvorlagen ohne Gegenstimme und Enthaltung den Stadtrat passieren, hat wohl viele Gründe. Laut Felix Eckerle hat die offene Kommunikation viel Positives bewirkt. "Wir haben die Fraktionen mit ins KuK genommen, wir haben oft in den Ausschüssen zusammengesessen", sagt der Geraer Kulturamtsleiter. "Ich denke, sie fühlten sich mitgenommen."
Im KuK reicht "Kosmetik" nicht mehr aus: Aus steht im Raum
Die offene Art hat sicher geholfen. Entscheidend war sicher auch, dass sowohl bei den Museen als auch beim KuK die Zeit drängt. Geras und Ostthüringens größtes Kulturhaus wurde bereits 1981 eröffnet. Inzwischen ist dort mit kosmetischen Maßnahmen nichts mehr zu machen. Ohne Grundsanierung steht das Aus im Raum.
Und zwar in naher Zukunft, wie Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) in seiner Vorstellung der Beschlussvorlage deutlich macht. Zu lange sei im KuK nichts passiert, wegen leerer Kassen. Gera ist immer noch in der Haushaltssicherung und muss Investitionen mit sehr spitzem Bleistift rechnen.
Für eine Generalkur am denkmalgeschützten KuK könnten bis zu 80 Millionen Euro nötig sein. Brandschutz, Elektrik und die gesamte Haustechnik sind verschlissen und müssen raus. Die alten Anlagen sorgen außerdem für viel zu hohe Betriebskosten. Geld, das die Stadt gerne für andere wichtige Vorhaben einsetzen würde. Außerdem stehen im KuK viele Räume seit Jahren leer.
Neues Depot für Geraer Museen geplant
Wie man die rund 24.000 Quadratmeter sinnvoll nutzen kann, ist Inhalt einer Studie, die sich mit der Zukunft des KuK beschäftigt. Kernstück sollen auch in Zukunft der große Saal und das Foyer sein. Außerdem einige Konferenz- und Tagungsräume. Auch die Gastronomieflächen zur Schloss-Straße hin sollen bleiben.
In Zukunft könnte ins ebenerdige Foyer die Stadt- und Tourist-Information einziehen, die bisher nicht barrierefrei neben dem Rathaus zu finden ist. In den Gebäudeteil mit der Verwaltung des KuK könnten weitere städtische Abteilungen einziehen. Aber auch im Keller ist nach dem Umbau der Heizungs- und Lüftungsanlagen jede Menge Platz.
"Hier könnte das neue Depot für alle Geraer Museen einziehen", sagt Felix Eckerle. "Die Depots in den Häusern platzen aus allen Nähten".
Otto-Dix-Haus soll saniert werden
Bessere Arbeitsbedingungen nicht nur in den Depots: Das wünschen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geraer Museen, die an den insgesamt fünf Standorten am Limit kämpfen, um den Museumsbetrieb aufrechtzuerhalten. In allen Häusern gelangen die Besucher nur über Treppen in die Ausstellungen. Auch die Räume mit den Exponaten selbst sind nicht barrierefrei.
Außerdem sind überall Spuren des Verfalls zu sehen, wie zum Beispiel im Museum für Angewandte Kunst (MAK), wo Risse in den Wänden und feuchte Stellen vom Verfall zeugen. Fenster, die nicht mehr schließen, Schimmel und Insektenbefall sind weitere sichtbare Zeichen, dass endlich etwas passieren muss.
Deshalb beschäftigt sich der Masterplan der Stadtverwaltung nicht nur mit den Depotflächen. Das Otto-Dix-Haus, Geburtshaus des Malers im Geraer Stadtteil Untermhaus, soll saniert werden und endlich eine zeitgemäße museale Präsentation erhalten. Das würde auch der Otto-Dix-Stiftung gefallen, die bereits mehrfach mit dem Abzug ihrer Leihgaben drohte.
Alle Museen zu sanieren und zu erhalten, ist viel teurer als ein Neubau, der auch noch exakt auf unseren Bedarf zugeschnitten wird.
Geraer Oberbürgermeister Julian Vonarb
Geraer Museen sollen in Neubau aufgehen
Das größte Projekt ist allerdings der geplante Neubau eines Museums auf der Fläche vor dem KuK - in der "Neuen Mitte" Geras. Hier könnten die drei wichtigsten Museumsstandorte zusammengeführt werden. Für die drei bisherigen Domizile müsste die Stadtverwaltung allerdings eine neue Nutzung finden.
Oberbürgermeister Vonarb sieht die Pläne von der wirtschaftlichen Seite: "Alle Museen zu sanieren und zu erhalten, ist viel teurer als ein Neubau, der auch noch exakt auf unseren Bedarf zugeschnitten wird", sagt das Stadtoberhaupt.
Bis 2037 soll der Masterplan umgesetzt werden, schon sechs Jahre früher soll das KuK saniert sein. Zum 50. Geburtstag des Kongresszentrums soll laut Felix Eckerle das Haus fertig saniert sein. Allerdings muss die Stadt erst die nötigen Fördermittel einsammeln. Aus eigenen Mitteln kann Gera die Mammutaufgabe nicht lösen.
Das gilt auch für die Museen, die langfristig ebenfalls von einer Schließung bedroht sind. Der Stadtrat könnte am Mittwoch gerade noch rechtzeitig seine Beschlüsse gefasst haben.
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MDR (dvs)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 19. Oktober 2023 | 19:30 Uhr
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