Nahverkehr Nächste Hürde beseitigt: Kauf neuer Straßenbahnen in Gera kann gefördert werden
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12. Mai 2023, 14:45 Uhr
Der Kauf neuer Straßenbahnen in Gera durch Fördermittel ist nun möglich. Geplant ist die größte Investition der Geraer Verkehrsbetriebe seit der Insolvenz 2014. Dem voraus ging ein jahrelanger Streit.
Die Stadt Gera kann für den Kauf neuer Straßenbahnen Fördermittel beantragen. Möglich macht das eine neue Fördermittelrichtlinie, die der Stadtrat am Mittwoch beschlossen hat.
Alte Fördermittelrichtlinie als Hindernis
Die alte hatte in wesentlichen Punkten den Richtlinien des Landes Thüringen widersprochen und machte die Beschaffung damit unmöglich, wie der Grünen-Politiker und Aufsichtsratsvorsitzende der Geraer Verkehrsbetriebe (GVB) Nils Fröhlich sagte. Die GVB hätten nach dieser Richtlinie gleichzeitig bei der Stadt und beim Land die Gesamtfinanzierung nachweisen müssen.
Damit konnten der Verkehrsbetrieb im Prinzip nirgendwo Fördermittel beantragen, erklärt Fröhlich auf Nachfrage von MDR THÜRINGEN. Jetzt sieht er die Politik in der Verantwortung. Der Stadtrat mache sich zum "Gespött nicht nur in der Stadt, sondern auch im Land", wenn er "das jetzt nicht auf die Reihe kriegt". Die GVB müssen in diesem Jahr die Fördermittel beim Land abrufen, da diese sonst verfallen.
Stadtratbeschluss könnte zum Problem werden
Im Mai 2022 hatte der Geraer Stadtrat nach zwei Jahren Streit den Kauf von sechs neuen Straßenbahnen beschlossen. Inzwischen wurde die Schätzung der Gesamtkosten von 39 Millionen Euro auf 34 Millionen Euro korrigiert. 7,2 Millionen Euro davon will die Stadt Gera selbst finanzieren.
Problematisch werden könnte für Gera laut Fröhlich noch eine Formulierung aus dem Beschluss vom Mai 2022, wonach der Stadtrat mindestens 50 Prozent Förderung vom Land erwartet. Das Land aber fördert maximal die Hälfte der förderfähigen Kosten des Projekts.
Frühestens 2026 könnte erste neue Bahn in Gera fahren
Sollte alles gut verlaufen, könnte ab Spätsommer 2026 die erste neue Straßenbahn durch Gera fahren. Zumindest rechnet GVB-Geschäftsführer Thorsten Rühle damit.
Die mehr als 30 Jahre alten Tatrabahnen könnten dann nacheinander ersetzt werden. Von welchem Hersteller die Bahnen kommen, ist unterdessen noch unklar. Laut Rühle gäbe es fünf Interessenten, die sich auf die erste Ausschreibung beworben haben. Das seien, angesichts der kleinen Stückzahl, mehr als erwartet. Im Oktober wollen die GVB einem Hersteller den Zuschlag erteilen.
Gera spät dran mit neuen Straßenbahnen
In Erfurt fahren seit der Buga bereits neue Straßenbahnen. Weitere neue Straßenbahnen wollen die Erfurter Verkehrsbetriebe anschaffen. In Jena ist die erste neue Straßenbahn inzwischen bereits eingetroffen.
MDR (dhl/hey)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. Mai 2023 | 07:00 Uhr
DD2913 am 12.05.2023
Harka2,
ich muss ihrem Kommentar leider widersprechen!
Die in Gera eingesetzten Tatras besitzen eine moderne energiesparende Steuerung. Eingesetzt werden IGBT Stromrichter der Firma Czegelec mit Bremsrückspeisung. Einsparung etwas über 50% gegenüber der alten Beschleunigersteuerung. Außerdem sind 6 Tatras mit Niederflurmittelteil im Einsatz!
Über den teilweise gebauten modernen Niederflurschrott wie er in anderen Städten eingesetzt wird sollten sie sich mal ein Bild machen!
Ein sonniges Wochenende
Harka2 am 12.05.2023
Fassen wir doch mal die Fakten zusammen: In Gera fahren heute überwiegend mehr als 40 Jahre alte Tatra-Straßenbahnen rum. Das ist ein Museumsbetrieb mit exorbitanten Wartungsaufwandt. Die uralten Tatras kennen keine Niederflurwagen und verbrauchen extrem viel Strom. Es gibt keine Rückspeisung von Bremsenergie und der Rost frisst sie auf. Das ist bestenfalls extrem wartungsintensiver Sondermüll. Und nun möchte man sechs moderne Straßenbahnen kaufen - löst das irgendwie das Problem mit dem Uraltschrott? Anderenorts werden die Nachfolgemodelle der Tatras bereits verschrottet und wer fährt heute noch ein Auto aus den 1970er Jahren im Alltagsbetrieb?
Peter Mueller am 13.05.2023
Alles richtig. Aber mehr ist mit der AfD im Stadtrat eben nicht drin.