Finanzprobleme Theater Altenburg-Gera: Oberbürgermeister Vonarb will Anteile abgeben

19. Oktober 2022, 18:59 Uhr

Das Theater Altenburg-Gera ist für die drei Gesellschafter Gera (60 Prozent), Altenburg und Altenburger Land (je 20 Prozent) nicht mehr finanzierbar. Daher will die Stadt Gera ihre Gesellschafteranteile an das Land abgeben. Diese will Thüringen aber nicht übernehmen.

Die Stadt Gera will Gesellschafteranteile am Theater Altenburg-Gera an das Land Thüringen abgeben. Das kündigte Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) an.

Demnach ist Thüringens einziges Fünf-Sparten-Theater mittelfristig für die drei Gesellschafter Gera (60 Prozent), Altenburg und Altenburger Land (je 20 Prozent) nicht mehr finanzierbar.

Was ist ein Fünf-Sparten-Theater? Ein Mehr-Sparten-Theater zeigt Eigenproduktionen in mehreren Bereichen der Bühnenkunst. Im Theater Altenburg-Gera sind es: Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Philharmonisches Orchester und Puppentheater.

Ab 2025 ist die Finanzierung ungeklärt. Die Gesellschafter fürchten angesichts steigender Defizite und leerer Haushaltskassen eine Insolvenz des Theaters. Zuerst hatte die Funke-Mediengruppe berichtet.

Land beteiligt sich derzeit mit 60 Prozent

Wie die Staatskanzlei MDR THÜRINGEN bestätigte, wird das Land wohl nicht Gesellschafter des Theater Altenburg-Gera werden. Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) beruft sich dabei auf klare Voraussetzungen in der Landeshaushaltsordnung, nach denen sich das Land an privatrechtlichen Unternehmen beteiligen darf. So müsse einerseits nachgewiesen werden, inwieweit ein wichtiges Interesse des Landes vorliege. Das dürfte vergleichsweise einfach sein, heißt es aus der Staatskanzlei. Außerdem muss eine gewisse Wirtschaftlichkeit nachgewiesen werden.

Da sich das Land derzeit bereits zu rund 60 Prozent an der Finanzierung von Thüringens einzigem Fünf-Sparten-Theater beteiligt, erschließt sich den Angaben nach nicht, wie durch den Eintritt als Gesellschafter eine "wirtschaftlichere und bessere Zweckerreichung" gewährleistet wäre.

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20 Neuinszenierungen, sieben Uraufführungen, Konzerte unterschiedlicher Formate und Wiederaufnahmen großbesetzter Stücke stehen in der Spielzeit 2022/23 im Programm des Fünf-Sparten-Theaters.

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Verhandlungen über Verträge laufen

Derzeit verhandeln der Freistaat und die drei Gesellschafter darüber, wie die Theaterverträge ab 2025 fortgeführt werden sollen. Der Anteil des Landes soll sich nach den Wünschen der Gesellschafter um zehn Prozentpunkte auf 70 Prozent erhöhen. Andernfalls fürchten die Gesellschafter angesichts steigender Kosten und leerer Kassen eine Insolvenz des Theaters.

Von einer drohenden Insolvenz will Geras Oberbürgermeister Vonarb nicht sprechen. Gerade die frühzeitigen Verhandlungen würden zeigen, dass alle Seiten bemüht seinen, eine Lösung zu finden. Die Stadt Gera stehe weiterhin zu ihrem Theater, so Vonarb.

Mit anderen möglichen Partnern hat sich die Stadt Gera den Angaben nach noch nicht über den Verkauf von Gesellschafteranteilen verständigt. Die Landrätin des benachbarten Landkreises Greiz erteilte Vonarb eine Absage.

Kein finanzieller Spielraum für eine Beteiligung

Einerseits gibt es laut Martina Schweinsburg (CDU) keinen finanziellen Spielraum, da eine Beteiligung des Landkreises Greiz nur über eine höhere Kreisumlage für die Kommunen zu finanzieren ist. Das sei nicht vertretbar mit Blick auf die eigene Kulturlandschaft, so Schweinsburg, die in diesem Zusammenhang auf Greiz mit seinen zwei Schlössern, die Weidaer Osterburg oder die Burgruine Reichenfels in Hohenleuben verweist.

Außerdem gebe es bereits finanzielle Verpflichtungen für die Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach, die der Landkreis gemeinsam mit Sachsen finanziert, sowie die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung im Greizer Sommerpalais und das Heinrich-Schütz-Haus in Bad Köstritz.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. Oktober 2022 | 08:00 Uhr

5 Kommentare

Willy November am 19.10.2022

Da wollen uns geschichtlich Entwurzelte was von Kultur erzählen. Einfach schlimm. Wie arrogant sind Sie, werter Herr Wilhelm, die Burgruine Reichenfels so in den Schmutz zu treten? Und das damit verbundene ehrenamtliche Engagement gleich mit! So was Kulturloses habe ich noch nicht erlebt wie diesen ungebührlichen Kommentar. Schämen Sie sich.

Willy November am 19.10.2022

Aus Gera hört man immer nur Gejammere, Geheule und Neiddiskussionen. Jetzt will der Herr Oberbürgermeister noch einen Dummen finden, der sein Luxustheater alimentiert. Linksgrüne Verteilungsmentalität. Hauptsache, die anderen zahlen. Gera braucht mal einen Oberbürgermeister vom Kaliber einer Frau Schweinsburg.

Sabine55 am 19.10.2022

Bin zwar nicht der große Theatergänger, aber ich fände es wirklich schade, wenn es unser 5-Sparten-Theater nicht mehr gäbe. Kulturell und freizeitangebotemäßig geht es immer mehr bergab in Gera. Kein großes Kino mehr (auch wenn das "Metropol" ein kleiner Lichtblick ist), vielleicht bald kein Theater mehr.... wie lange halten bei den immer höheren Kosten die anderen noch durch? - wie "Fettnäppchen", Schwimmhalle, Tierpark, Fitnessstudios, Restaurants usw. Man darf gar nicht darüber nachdenken ....

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