EnergiewendeVerwundert über Zweifel: Firma Rohn verbaut seit 20 Jahren Wärmepumpen
Wärmepumpen sind eigentlich keine neue oder komplizierte Technik. Das Prinzip des umgekehrten Kühlschranks, der aus der Luft oder dem Boden der Umgebung Wärme abzieht und für Heizung und Warmwasser nutzt, ist über viele Jahre erprobt. Doch seit der hitzigen Diskussion um das sogenannte Gebäudeenergie-Gesetz, das am Freitag den Bundestag passiert hat, spaltet die Wärmepumpe die Nation. Ein Ostthüringer Handwerksbetrieb betrachtet das mit Verwunderung.
Bei der Rohn & Co. GmbH in Paitzdorf bei Ronneburg sind die Auftragsbücher voll - und das Warenlager ebenfalls. "Ich hätte mir nie träumen lassen, wo ich die Idee mit der Wärmepumpe hatte, dass ich das erleben darf, dass so viele Kunden bei uns Anlagen bestellen", sagt Chef Jens Dietrich, als er die Tür zu der kleinen Lagerhalle aufschließt. Komplett zugestellt. 1998 ist er ins Unternehmen eingestiegen. Und hatte nicht den Plan, heute als großer Technologie-Pionier dazustehen.
"Ich wollte vielleicht eine Nische besetzen, um nicht ständig auf der Autobahn in den Westen zu fahren und dort das Geld zu verdienen", erinnert sich der Geschäftsführer. Viele hätten das damals gemacht. "Kein Geld bekommen, unseriöse Bauträger", brummt er. Also habe er die Wärmepumpe entdeckt und sich gedacht, da könnte man in Ostthüringen der einzige sein und damit sein Auskommen finden.
Gut vernetzt mit Solar-Spezialisten
"Heute mit Abstand gesehen, haben wir alles richtig gemacht", sagt Jens Dietrich. Aber das habe er natürlich damals nicht wissen können. Doch eine gewisse Genugtuung merkt man ihm an. "Alle haben gesagt: Der Jens versteift sich da, das ist alles Mist und wird nicht funktionieren."
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er mit demselben österreichischen Lieferanten zusammen und ist gut vernetzt unter anderem mit Spezialisten, die dafür zuständig sind, Solaranlagen auf die Kundendächer zu bringen. "Denn von den Leuten, die jetzt eine Wärmepumpe wollen, haben acht von zehn Photovoltaik auf dem Dach oder wollen sie dafür haben", erklärt der Rhon-Geschäftführer. Vom Strompreis will man hier nicht abhängig sein - viele lassen zudem einen Speicher mit fünf oder zehn Kilowattstunden verbauen. Bis zu 90 Prozent der benötigten Energie könnten so im Haus selbst gewonnen werden.
Wärmepumpe statt Gasheizung
Im Keller eines etwa 30 Jahre alten Privathauses in der Nähe von Ronneburg, dessen Besitzer nicht in Erscheinung treten wollen, deutet Jens Dietrich auf eine leere Ecke: "Da haben vorher die Öltanks gestanden." Eigentlich hätte hier eine neue Gasheizung installiert werden sollen. Doch der angefragte Installateur habe einen Gesprächstermin sausen lassen, dann kam der Krieg und die Gaspreise kletterten. "Und ich hatte die Wärmepumpe immer schon im Auge", sagt deren neue Besitzerin.
Zusammen mit der Firma Rohn sei man überein gekommen, dass das 30 Jahre alte Haus ausreichend gedämmt sei. Auch Fußbodenheizung überall sei keinesfalls Voraussetzung. "Wir legen die Anlagen so aus, dass die das können. Und dass sie zuverlässig arbeiten", erklärt Jens Dietrich. Auch bei minus zehn oder minus 20 Grad. Etwa 1.300 Wärmepumpen haben die Ostthüringer nach eigenen Angaben installiert, früher meist mit Erdwärme, heute zur Hälfte Luftwärmepumpen. "Wir bekommen von den Anlagen Daten, Betriebsstunden, Zählerstände, Temperaturen." Da verfüge man über gute Erfahrungen.
Weiterhin auch skeptische Heizungsbauer
Eine Ursache für den Zoff um das Heizungsgesetz sieht Dietrich in der schlechten Kommunikation. "Auch bei der Förderung ging es ja: Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln", sagt er. "Die Leute wurden verrückt gemacht." Aber es gebe auch jede Menge skeptische Heizungsbauer, den allerdings in Teilen die Expertise fehle. "Aktueller Fall: Eine Familie will eine Geothermieanlage mit uns bauen. Der Installateur, den sie zuerst gefragt haben, der hat gesagt: Lasst das sein. Der Kram ist zu teuer, zu laut, funktioniert nicht." Das sei natürlich ein Problem.
Zu klein dimensionierte Anlagen könnten natürlich zu wenig Leistung haben, zu viel Strom brauchen. Vor dem Haus, wo die neue Pumpe gerade installiert wird, weist er auf den Kondensator. Also den Kasten, der von draußen zu sehen ist. "Der große Ventilator ist ohnehin fast nicht zu hören. Dafür muss er natürlich groß genug sein. Und der hier weist nach oben - da können dann auch keine Geräusche reflektiert werden und für Nachbarn störend sein."
Sechs bis neun Monate von Auftrag bis Umsetzung
Trotzdem glaubt er nicht, dass die Wärmepumpe eine Lösung für alle sein wird. Manche Installateure wollten sich vielleicht auch aus Altersgründen nicht mehr mit der neuen Technik befassen, hätten vielleicht auch mit Gasheizungen genug zu tun. Doch für spezialisierte Betriebe wie seinen gebe es genug Arbeit.
"Vor vier Jahren hatten wir von der Auftragserteilung bis zur Umsetzung sechs bis acht Wochen. Jetzt reden wir von sechs bis neun Monaten", rechnet Geschäftsführer Jens Dietrich vor. Hinzu kämen Lieferschwierigkeiten - und seine zehn Mitarbeiter und die Projektpartner kämen kaum hinterher. "Aber zum 1. November bekommen wir einen jungen Mann hinzu, der nicht mehr ewig weit auf Montage fahren will und bei uns als Servicemann einsteigt." Denn ob die Technik umstritten ist oder nicht - Fachkräfte sind auch hier knapp.
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MDR (fra)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 11. September 2023 | 19:00 Uhr
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