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Kreis GreizZweigeteiltes Weida: Auf Hausabriss folgt Brückensanierung

24. September 2022, 05:00 Uhr

Fast anderthalb Jahre ist Weida im Landkreis Greiz nun schon zweigeteilt. Weil die marode "Kaiserliche Post" in der Burgstraße einsturzgefährdet war, musste die Straße gesperrt werden. Nun läuft der Abriss - doch die nächste Sperrung droht schon.

von Franziska Heymann, MDR THÜRINGEN

Filigran wie mit einer Pinzette baut der Bagger das morsche Haus in der Burgstraße 18 auseinander. Kindergartengruppen, Schulklassen, Passanten - alle bleiben stehen und beobachten den morbiden Tanz der großen Schaufel. Ende nächster Woche wird wohl nichts mehr zu sehen sein von dem Gebäude, mit dem die alteingesessenen Weidaer viele Erinnerungen verbinden - zuletzt wahrlich keine guten.

Denn die Eigentümer der vergangenen Jahre ließen das ehemalige Kaiserliche Postamt verfallen. "Man konnte zusehen, wie von oben, sprich vom Dach herab, die Decken teilweise durchgebrochen waren. Und wie sich der Zustand gerade im Treppenhaus weiter verschlechtert hat, weil das Dach an sich total marode ist", erzählt Bürgermeister Heinz Hopfe (FWG). Die eindringende Feuchtigkeit machte die Balken morsch, zuletzt konnte das Treppenhaus nicht mehr betreten werden.

Altes Postamt weckt viele Erinnerungen

Zum Leidwesen von Anwohnern und Ladenbesitzern musste im April vergangenen Jahres die Straße gesperrt werden: Einsturzgefahr! Viele Weidaer verstehen nicht, warum erst jetzt etwas passiert. In einem Gespräch versprach der Eigentümer aus den Niederlanden der Stadtverwaltung und dem Landratsamt, etwas zu tun. Doch nichts passierte, er reagierte nicht mehr.

"Es dauerte Monate, rechtssicher die Post zuzustellen", erklärt Hopfe den Zeitverzug, der ihm selbst die Nerven raubte. Denn der rund 60.000 Euro teure Abriss auf Kosten des Landkreises muss auf rechtlich sicheren Füßen stehen, Fristen müssen gewahrt werden. Die Kosten für Abriss, Ampelanlagen und Absperrungen werden dem Eigentümer in Rechnung gestellt und ins Grundbuch eingetragen - laut Hopfe ein niedriger sechsstelliger Betrag.

Den Abriss sehen die Weidaer mit lachendem und weinendem Auge. Aus dem architektonisch schönen alten Postamt hätte was werden können, erzählt ein Passant. Zwei ältere Damen erinnern sich: Sie haben zu DDR-Zeiten ihre Ausweise in dem Haus abgeholt, damals war es eine Polizeistation. Und eine andere Frau ist froh, dass nun endlich die Autos wieder ungehindert durch Weida rollen können. Oder eben auch nicht …

Aufwendige Sanierung der Naturstein-Gewölbebrücke

Denn wenige Meter weiter droht das nächste Ungemach. Die historische Naturstein-Gewölbebrücke über die Auma muss saniert werden - und das bedeutet ein weiteres Dreivierteljahr Straßensperrung. Die ortskundigen Weidaer werden sich dann im Einbahnstraßenverkehr durch die engen Straßen der Stadt kämpfen. Die offizielle Umleitung wird weiträumig über die Umgehungsstraße führen.

Aber laut der Ordnungsamtsleiterin Doreen Drath, aktuell in Personalunion auch Bauamtschefin, gibt es viel zu tun an der Brücke. "Die Abdeckungen der Mauern, die Mauern selbst müssen erneuert werden. Da wird es künftig ein Geländer geben", erzählt sie. Auch die Fugen an den Brückenflügeln sind in schlechtem Zustand. "Wenn von oben Flüssigkeit eindringt ins Bauwerk, dann wirkt sich das auf Dauer aus", so Drath.

Neben der Sanierung werden auch gleich neue Leitungen und Rohre sowie Anschlüsse für Neue Medien verlegt. Alles in allem kostet die Sanierung rund eine Million Euro, 600.000 Euro Fördermittel gibt’s vom Land.

Verschiebt sich der Baustart an der Brücke?

Eigentlich sollte die Brückensanierung schon in diesem Jahr starten. Doch im Frühjahr lag der Fördermittelbescheid noch nicht vor. Außerdem verweigert das Landratsamt derzeit noch seine Zustimmung zur Sperrung der Neustädter Straße über die Brücke, weil Rettungsfahrzeuge dann nicht mehr die Osterburg erreichen könnten.

Nun heißt es warten, bis der Abriss in der Burgstraße 18 beendet ist, denn dann gibt es wieder einen Zugang zum Burgberg. Bauen in den Wintermonaten an einer frei gelegten Brücke wäre aber keine gute Idee, dann würde noch mehr Wasser ins Bauwerk dringen.

Die Stadt hofft nun, dass der Bau im Frühjahr starten kann. Allerdings muss das Land noch zustimmen, denn die Fördermittel müssten eigentlich in diesem Jahr abgerufen werden. Wenn sich der Baustart verschiebt, könnte ab Ende Oktober Weida über die Wintermonate wieder befahrbar sein. Und spätestens im Frühjahr gibt es für kleine und große Passanten dann wieder viel zu sehen, wenn gebaggert und gebuddelt wird.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. September 2022 | 19:00 Uhr

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