Ein Mensch arbeitet oben auf einem Strommast. Dahinter Wiesen.
Unter Hochdruck wird an der Fertigstellung der neuen Stromleitung in Ostthüringen gebaut. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Energiewende Neue Trasse soll deutlich mehr Strom durch Ostthüringen führen

03. März 2023, 13:52 Uhr

Bei Weida im Landkreis Greiz wachsen neue Strommasten in die Höhe. Über eine 380-Kilovolt-Leitung sollen in Zukunft 40 Prozent mehr Strom fließen als bisher. Anders als vielerorts gab es gegen die Leitung keine Proteste. Ein Besuch auf der Baustelle.

Am Rollenlager hängen 640 Kilo Stromkabel am Kranhaken. Die Arbeiter bereiten hier neue Leitungen vor. Vier Kabel - also ein Leitungsbündel - fehlen noch auf dem Teilstück der neuen Trasse bei Weida im Landkreis Greiz, über die ab 2025 Strom fließen soll. "Die Masten sind fertig", sagt Frank Butters von der Montagefirma Cteam. "Jetzt ziehen wir die Leitungsbündel von Mast acht zu Mast vier."

110 Kilometer Stromkabel

Mit 400 Metern Abstand stehen die Masten auf dem Feld. 50 bis 80 Tonnen wiegen sie jeweils und bestehen aus mehr als 1.000 Einzelteilen. Neben dem Rollenlager montieren Arbeiter auch noch einen weiteren Mast für das nächste Teilstück der Trasse, die insgesamt knapp 110 Kilometer lang ist und Remptendorf in Thüringen mit dem sächsischen Röhrsdorf verbindet.

Eine Karte mit Thüringen und Sachsen, darauf eine orange gestrichelte Linie
Der neue Trassenabschnitt verbindet Thüringen und Sachsen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Alte Trasse nicht stabil genug

Die Trasse verläuft parallel zur alten Leitung aus den 1960er-Jahren. Die kann aber nicht für den geplanten Netzausbau genutzt werden, denn ein Leitungsbündel wiegt zwischen den Masten über 2,5 Tonnen. "Wir brauchen mehr Leistung, dafür sind die alten Masten aber statisch nicht ausgelegt", sagt Martin Heumüller, Projektleiter bei 50Hertz. "Die neuen Leitungen haben auch einen größeren Querschnitt."

Unten am Rollenlager setzen sich die vier Seile in Bewegung, verbunden durch den Zugteppich. Der sorgt dafür, dass alle Seile oben an den Masten richtig über die Rollen laufen. Klemmt es dort oben, müssen Arbeiter hinaufklettern und das Problem beheben. Auf dem Weg zum Ziel überqueren die Kabel auch Straßen, Bahngleise und andere Stromleitungen. An solchen Punkten stellen die Arbeiter Schutzgerüste auf, wie auch an der Bundesstraße 175 bei Weida.

Straffer Zeitplan und Probleme mit Lieferungen

Der Abschnitt gehört zum Baugebiet West, das von Weida bis nach Remptendorf verläuft. Hier haben die Arbeiten im September 2022 begonnen. Vor zwei Monaten startete auch der Bau im Gebiet Ost Richtung Sachsen. Bereits in diesem Jahr sollen auch schon verschiedene Teilabschnitte in Betrieb gehen. Ob der Zeitplan aufgeht, hängt auch von der rechtzeitigen Lieferung der Materialien ab.

"Wir haben schon Probleme mit den Lieferzeiten", sagt Martin Heumüller. "Deshalb haben wir einige Masten auch unbehandelt auf die Baustelle bekommen." Heißt, dass die Arbeiter den Schutzanstrich aufbringen müssen, wenn die Masten schon fertig montiert auf dem Feld stehen. Ein Kompromiss, um den drohenden Stillstand auf der Baustelle zu verhindern.

Netzausbau ohne großen Protest

Für etwas Verwunderung sorgt in der Region der Umstand, dass es keine nennenswerten Proteste gegen das Bauvorhaben gab. Jan Roessel, verantwortlich für die Beteiligung der Öffentlichkeit bei 50Hertz, sieht den Grund in der offenen Kommunikation mit Anwohnern und Betroffenen. "Das hilft uns jetzt, wo wir im Bau sind", sagt er. "Wir haben schon sehr früh gewusst, wo wir etwas anpassen oder ändern müssen."

Bis 2025 soll die gesamte Leitung fertig sein und in Betrieb gehen. Dann soll auch die alte Leitung wieder verschwinden.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 03. März 2023 | 19:20 Uhr

8 Kommentare

Wurzelsepp am 03.03.2023

Sehr informativer Artikel! Wir sollten uns nicht wundern, wenn die klugen Anwohner nicht demonstrierten. Sie wissen schon warum! Strom ist wie Sauerstoff. Ohne geht nichts!

Graf von Henneberg am 03.03.2023

Sie brauchen sich nicht sorgen. Die Profile des Tragwerkes sind feuerverzinkt und werden nach der Montage vor Ort gestrichen, vgl. auch DIN EN 50341.
Im Übrigen sind das keine Stromnetze, sondern Übertragungsnetze für die Versorgung mit Elektroenergie - hier im Höchstspannungsnetz. Gell.

Thueringer Original am 03.03.2023

Hier besteht das eigentliche Problem der Energiewende. Es reicht nicht nach mehr Windrädern und PV-Anlagen zu schreien, wenn das Strombetz veraltet und überlastet ist. Es bedarf viel Geld um in das Netz zu investieren. Erst dann kann man auch die zahlreichen Windräder und PV-Anlagen effektiv nutzen. Was mir hier Sorgen macht, ist dass der Schutzanstrich erst nach der fertigen Montage aufgebracht wird. Das heißt, die Teile sind ja nur an den sichtbaren Seiten geschützt. Frost, Wind, Nässe gelangt aber häufig auch an unsichtbare Stellen. Würde mich nicht wurdern, wenn der Deutsche Michel wieder für diese Nachlässigkeit aufkommen muss.

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