BA.5 Trotz Omikron-Variante: Jenaer Infektiologe geht von entspanntem Corona-Sommer aus

11. Juni 2022, 18:15 Uhr

Trotz der Omikron-Subvariante BA.5 geht der Jenaer Infektiologe Mathias Pletz von einer entspannten Corona-Lage im Sommer aus. "Es kann gut sein, dass die Inzidenz ansteigt und eine neue Welle kommt. Aber wenn wir Lockdowns mit der Auslastung des Gesundheitssystems rechtfertigen, dann sehe ich persönlich aktuell keine Gefahr", sagte der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur. In Portugal oder Südafrika gingen die Inzidenzen derzeit zwar wieder nach oben - allerdings begleitet von einer sehr niedrigen Anzahl an Todesfällen.

Faktoren für geringere Übertragung im Sommer

"Generell gibt es im Sommer weniger schwere Infektionen als im Winter", sagte Pletz weiter. Das liege an vielen Faktoren - unter anderem daran

  • dass Menschen sich dann oft draußen anstecken, wo die Erregerlast niedriger ist
  • sie im Sommer allgemein weniger anfällig für Krankheiten sind
  • Viren bei UV-Licht und höheren Temperaturen instabiler sind.

Ein Porträt-Foto von Virologe Alexander Kekulé. 65 min
Bildrechte: MDR/dpa

Derzeit sei noch unklar, was das Aufkommen von BA.5 mit der Krankheitsschwere mache, sagte Pletz weiter. Es gebe momentan keine Hinweise darauf, dass die Infektionen schwerer verlaufen als bei den Varianten BA.1 oder BA.2. BA.5 scheine aber infektiöser zu sein als die anderen beiden Varianten und unterlaufe die Immunität von BA.1.

Experte rät weiter zu Vorsicht vor Corona

Im Sommer alle Vorsichtsmaßnahmen fallen zu lassen, hält der Infektiologe für keine gute Idee. "Das wäre wie beim Fahren durch eine 30er-Zone den Gurt abzulegen." Das Risiko für Long Covid werde durch die Impfung nach einer aktuellen Studie um rund 15 Prozent reduziert. Das sei besser als nichts, aber auch kein perfekter Schutz. Bei den meisten Menschen gehe Long Covid wieder vorbei. "Aber ich habe auch Patienten, die leiden schon seit mehreren Monaten."

Schwere Influenza-Welle im Herbst?

Sorgen bereitet Pletz die mögliche Ausbreitung von Influenza im Herbst - gerade bei Jüngeren. In den vergangenen beiden Wintern war die Grippesaison weltweit fast ausgefallen. "Es besteht das Risiko, dass viele Kleinkinder in der kommenden Saison zeitlich gedrängt ihre erste Influenza-Infektion erleben - wie wir es im letzten Herbst bei RSV (Respiratory Syncitial Virus) gesehen haben. Und eine Influenza ist für Kleinkinder nicht ungefährlich", sagte Pletz. Hier sei eine Impfung vor dem Herbst besonders wichtig. Er verwies auf eine "nadelfreie" Impfung in Form eine Nasensprays für Kinder.

1,3 Millionen Briefe mit Informationen zur Corona-Impfung in Thüringen

Wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums jetzt mitteilte, sind im Mai an Thüringer Haushalte rund 1,3 Millionen Briefe mit Informationen über die Corona-Impfung versandt worden. Zu den Kosten für die Aktion machte die Sprecherin keine Angaben: Die Abrechnung durch die Deutsche Post sei noch nicht erfolgt. "Ziel der Postwurfsendung ist es, das Thema Corona-Schutzimpfung im Bewusstsein der Menschen zu halten - auch wenn das Infektionsgeschehen im Moment zurückgegangen ist", erklärte die Sprecherin.

Auch mit Blick auf den kommenden Herbst und den Winter sei die Impfung die wichtigste Präventionsmaßnahme zur Eindämmung der Pandemie. Das Land halte dafür auch ein Basisnetz an Impfstellen weiter aufrecht. Das Informationsblatt sei bereits im Frühjahr erstellt worden. Unter anderem wegen Lieferproblemen bei Briefumschlägen sei es aber zu einigen Verzögerungen gekommen, sagte die Sprecherin weiter. Ziel sei gewesen, das Schreiben möglichst zeitlos zu halten. Inzwischen gebe es zwar aktuellere Daten, etwa einen neuen Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts zu Nebenwirkungen von Impfungen. "An der Grundaussage der Daten ändert dies jedoch nichts."

MDR (maf), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. Juni 2022 | 17:00 Uhr

Mehr aus der Region Jena - Apolda - Naumburg

Mehr aus Thüringen

Ausgehobene Schützengräben auf einem Feld 1 min
Bildrechte: MDR/Melanie Lal
1 min 25.04.2024 | 18:17 Uhr

Anwohner und Spaziergänger wundern sich über seltsame Bauten zwischen Feld und Wald. Nahe des kleinen Ortes Zaunröden in Nordthüringen hat jemand Schützengräben ausgehoben.

Do 25.04.2024 18:04Uhr 01:19 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/nord-thueringen/unstrut-hainich/schuetzengraeben-unstruttal-zaunroeden-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video