Eine Frau vor dem neuen Drogenutensilienautomat in Jena
Christiane Hofmann, Psychiatrie- und Suchthilfekoordinatorin im Fachdienst Gesundheit, steht vor dem Automaten für sterile Drogenutensilien und Kondome. Bildrechte: MDR/Danielle Haupt

"Safomat" Spritzen und Kondome: Thüringens erster Automat für Drogenutensilien in Jena aufgestellt

06. Februar 2025, 11:16 Uhr

In Jena gibt es nun Thüringens ersten Automaten für sterile Drogenutensilien und Kondome. Der "Safomat" soll Menschen, die Drogen nehmen, vor allem vor Infektionen - etwa durch verunreinigte Spritzen - schützen.

Für rund 1.000 Euro hat das Jenaer Gesundheitsamt einen neuen Automaten für sterile Drogenutensilien und Kondome gekauft. Seit einer Woche steht der "Safomat" am Löbdergraben. Rund um die Uhr werden dort Kondome oder sterile Drogenutensilien angeboten.

Der neue Drogenutensilienautomat in Jena
Im Safomat befinden sich unter anderem sterile Drogenutensilien wie Spritzen und Kanülen. Bildrechte: MDR/Danielle Haupt

Der Preis für jedes Päckchen beträgt einen Euro. Der Automat finanziere sich aus den Einnahmen, sagt Christiane Hofmann, Psychiatrie- und Suchthilfekoordinatorin im Fachdienst Gesundheit.

Ziel des Angebots sei es, Krankheiten und Infektionen, wie zum Beispiel HIV oder Hepatitis B und C, vorzubeugen.

Safomat in Jena, Automat für Drogen-Utensilien und Kondome
Jedes Päckchen kostet am Automaten einen Euro. Bildrechte: MDR/Danielle Haupt

Automat bietet Gesundheitsinfos in mehreren Sprachen

Der umgebaute Zigarettenautomat soll unter anderem Partydrogen-Konsumenten, Sexarbeiterinnen und -arbeitern oder konsumierenden Schwangeren einen anonymen und niedrigschwelligen Zugang zu diesen Artikeln bieten, so die Stadt.

Safomat Der Begriff "Safomat" setzt sich zusammen aus dem englischen Wort "safe", übersetzt "sicher". Und dem Wort "Automat".

Neben den Utensilien gibt es auch Gesundheitsinformationen in verschiedenen Sprachen. Ein QR-Code führt direkt zur Webseite der Gemeindepsychiatrischen Versorgung Jena.

Safomat in Jena, Automat für Drogen-Utensilien und Kondome
Auch Hilfsangebote, Informationen und Kontakdaten stehen am Safomat. Bildrechte: MDR/Danielle Haupt

Keine Altersbegrenzung für Automatennutzung

Der "Safomat" wird vom "Kontaktcafé" in Jena betreut, einer Einrichtung des Vereins Hilfe zur Selbsthilfe. Claudia Plöttner vom Verein sagt, bei der Betreuung von Drogenabhängigen sei aufgefallen, dass das manchmal nicht das richtige sei. Deshalb gebe es nun den Automaten, der regelmäßig aufgefüllt werde.

Die psychosoziale Beratungsstelle in Jena begrüßt das neue Angebot. "Es ist ein niedrigschwelliges Angebot für Konsumenten", sagt Suchttherapeutin Ina Karsten - und jederzeit erreichbar. Es solle helfen, Infektionen wie HIV oder Hepatitis durch die gemeinsame Nutzung von Spritzbesteck zu vermeiden. "Sterile Nadeln helfen dabei." Das animiere niemanden zusätzlich zum Konsum, sondern "wird nur diejenigen interessieren, die es betrifft". Und da sei es eine sinnvolle Ergänzung zu Beratungsangeboten.

Eine Altersbegrenzung gibt es bei dem Automaten nicht. Er ist lediglich etwas höher platziert, um zu verhindern, dass Kinder ungehindert darauf zugreifen können.

Sogenannte Spritzenautomaten gibt es bereits deutschlandweit in zahlreichen Orten. Im Internet informiert die Deutsche Aidshilfe über deren Standorte.

Sprechen, Sprechblase
Bildrechte: Colourbox.de

Ihre Meinung Was sagen unsere Nutzer dazu?

Was sagen unsere Nutzer dazu?

Liebes komentierende Publikum, wir haben hier einige Ihre Kommentare zum Thema knapp zusammengefasst. Sie können sie mit einem Klick auf die nächste Zeile aufklappen.

Das sagt unser kommentierendes Publikum dazu

Die Reaktionen reichen von vorsichtigem Optimus über eine kleine Hilfe bis zu klarem Zweifel am Nutzen. Eine Auswahl: "Es ist gut, dass wir die Perspektive verändern und überlegen, wie wir den Betroffenen helfen können, wie wir die Folgen und Risiken von Suchtkrankheiten mindern können. Abhängige sind in erster Linie Opfer, keine Täter." (Goffman) "Mehr Therapieplätze wären sicher besser!" entgegnete Kleingartenzwerg, wozu emlo meinte "Der schönste Therapieplatz nützt aber nichts, wenn die Drogenabhängigen nicht zu einer Therapie bereits sind!" Für kleinerfrontkaempfer ist der Automat ein Offenbarungseid: "Was gibt es nicht alles praktisches, vorbeugendes, helfendes in diesem Land. Vor allem aber einen funktionierenden Markt für Drogen jeglicher Art. Das Angebot stimmt. Die Nachfrage stimmt. Das Vorhaben des städtischen Dezernates hat etwas von Offenbarungseid der Kommune. Und gegen eine Marktwirtschaft ist damit bestimmt nicht anzukommen."
ich1 bezeichnete den Automaten als inakzeptable Förderung des Drogenkonsums statt bei Entzug zu helfen, worauf emlo erwiderte, dass nur darum gehe, zusätzliche Gefahren wie Infektionen durch nicht sterile Utensilien zu verhhindern. Anni22 bezweifelt diesen Effekt: "Natürlich, jeder Süchtige wird sich jetzt ausschließlich an diesem Automat versorgen, denn für ihr rationales Verhalten sind die Süchtigen ja bekannt. Und es wird jedes 'Besteck' natürlich auch nur einmal verwendet..." Auch Boxer hielt den Automaten für unnötig: "Wer an Drogen ran kommt sollte doch in der Lage sein sich auch die restlichen Utensilien zu besorgen. So hilft man den Abhängigen nicht", und Erna sah das Problem darin, dass Drogensüchtige nicht bereit oder in der Lage seien für sterile Utensilien Geld auszugeben. emlo bezeichnete das als begründeten Einwand, meinte aber "Versuch macht klug. Es wird sich ja mit der Zeit zeigen, ob es was bringt. Und dann kann man neu entscheiden."

MDR (jhi/co/csr/flog)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 05. Februar 2025 | 06:30 Uhr

171 Kommentare

wodiho vor 5 Wochen

Jetzt unabhängig vom Nutzen oder Nichtnutzen.
Bei den Preisen von 1 Euro!!! für 1 iv-Pack 1ml lang/kurz und das Safer-Sex-Pack mit 3 Kondomen und Gleitgel, ist da auch jemand auf die Idee gekommen, daß dies auch für allen möglichen Schabernack ausgenutzt werden könnte?
Selbst Kinder von 8 Jahren haben heutzutage Geld im Portemonnaie. Und für 1 Euro Kondome aufblasen und Gleitgel unter Klinken oder sonstwas schmieren wird es bestimmt reichen.
Und auch mit dem iv-Pack und den anderen darin enthaltenen Dingen, also ich kann mir schon vorstellen, daß da die Neugier der kleinen Racker ziemlich angestachelt werden könnte.
Und wenn man sich an seine eigenen Kindheit erinnert, da wurde auch viel Unsinn angestellt.
Ich rede jetzt nicht von möglichen Gefahren, wenn man mit Spritzen hantiert.
Und es wird ja nun kein Mitarbeiter der Beratungsstelle oder vom Gesundheitsamt in unmittelbarer Nähe wachen, daß da kein Quatsch gemacht wird.
Also ich würde versuchen, die Automaten zu überwachen...

martin vor 5 Wochen

Es steht mir fern Ihren Gefühlen widersprechen zu wollen. Aber ich teile nicht das Gefühl, dass "Unsummen an Geld für Therapien und Betreuung" ausgegeben werden.

Ich stimme mit Ihnen völlig überein, dass nachhaltige Prävention in unserem Land keine echte Lobby hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Begriff "sparen" für angemessen halte. Ich verbinde damit, dass von einem akzeptablen Niveau ein Teil gestrichen wird. Ob der Begriff "sparen" in einem völlig unterfinanzierten Bereich für weitere Kürzungen noch angemessen ist - ich gestehe, dass ich da Zweifel habe.

Das Präventionsparadox haben offensichtlich zu viele Menschen nicht verstanden - womit wir durchaus auch beim Thema Bildung sind.

Klaus Bronski vor 5 Wochen

Sie schreiben: Ausserdem ist der Zugang für Kinder und nicht erwachsene Personen auszuschließen!
Können Sie das auch irgendwie begründen? Schon Mal was vom Teeniestrich gehört? Da ist ja keine Werbung auf dem Automaten. Warum sollten Jugendliche da ihr Geld verschwenden? Außerdem haben auch nicht volljährige Menschen Sex und hiermit die Möglichkeit ohne Scham Kondome zu kaufen!

Mehr aus der Region Jena - Apolda - Naumburg

Mehr aus Thüringen