Streit um Lehrstuhl Geschlechtergeschichte an der Uni Jena hat möglicherweise doch eine Zukunft

13. Dezember 2022, 21:53 Uhr

Der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte in Jena hat möglicherweise doch noch eine Zukunft. Nach MDR-Informationen ist am Dienstag im Fakultätsrat ein Beschluss gefasst worden, der entsprechende Gespräche vorsieht.

Über die Zukunft des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte in Jena soll es nach Informationen von MDR THÜRINGEN weitere Verhandlungen geben. Am Dienstag ist demnach im Fakultätsrat ein Beschluss gefasst worden, der entsprechende Gespräche vorsieht.

Was ist ein Fakultätsrat? (zum Aufklappen)

Der Fakultätsrat für die Philosphische Fakultät der Universität Jena, zu der der auch der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte gehört, entscheidet in allen Angelegenheiten, die für die Fakultät von grundsätzlicher Bedeutung sind. Dazu gehören etwa Berufungsvorschläge für Professoren und Juniorprofessoren, Prüfungs- und Promotionsordnungen, der Abschluss von Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Hochschulleitung oder die Verwendung von Personal- und Sachmitteln. Im Rat sitzen unter anderem Hochschullehrer und Mitarbeiter der Fakultät.

Demnach wurde der Dekan beauftragt, sich mit dem Uni-Präsidenten und dem Leiter des Historischen Instituts zu verständigen - mit dem Ziel, "belastbare Wege für den Erhalt der Professur für Geschlechtergeschichte aufzuzeigen".

Uni: Gründlich diskutierte Entscheidung

Zuvor hatte die Universität noch ihre Entscheidung verteidigt, den Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte auslaufen zu lassen. Für eine Weiterfinanzierung des Lehrstuhls sei das Geld nicht da, hatte eine Sprecherin gesagt.

Die Fakultät habe sich seinerzeit nach einer monatelangen Diskussion in den Gremien inklusive der Einrichtung einer Strukturkommission gegen den Lehrstuhl und für eine andere Professur entschieden. Diese Arbeit könne nicht mit einem Federstrich rückgängig gemacht werden, hatte es weiter geheißen.

Studenten demonstrieren für Geschlechtergeschichte in Jena

Rund 300 Studentinnen und Studenten demonstrierten am Dienstagnachmittag für den Erhalt des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte. Sie forderten zudem mehr Basisdemokratie und eine bessere Bezahlung studentischer Beschäftigter. Die Universitätsleitung forderte die Studierenden auf, den bisher besetzten größten Hörsaal der Uni zu räumen. Dann könne über die Forderungen gesprochen werden.

MDR (csr/maf)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 13. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

129 Kommentare

emlo am 15.12.2022

Das haben Sie vollkommen falsch verstanden! Ich weiß längst nicht alles. Aber ich ziehe eben auch nicht über Sachverhalte her, von denen ich keine Ahnung habe. Und dass hier Leute für sich Toleranz einfordern, gleichzeitig aber kein bisschen Toleranz gegenüber diesen Studentinnen und Studenten aufbringen, bringt mich wirklich auf die Palme!

Anita L. am 15.12.2022

"Deutschland durchlebt aktuell einen Wandel hin zur Minoritätenkultur. Das mag der politischen Zusammensetzung unserer Fortschrittsregierung geschuldet sein ."

"Minoritätenkultur", jaja, so kann man kulturelle Vielfalt und Diversität auch nennen. Kenne ich allerdings nur aus einer politischen Ecke und dass die tiefverwurzelte Probleme mit gesellschaftlichem Wandel im Allgemeinen, mit Emanzipation in jeder Form ihrer Bedeutung jedoch ganz besonders hat, ist nichts Neues. Man kann es sogar in den Parteiprogrammen der vertretenden Parteien nachlesen.

Ich erkläre Ihnen jetzt nicht, dass, warum und wie alle von Ihnen aufgezählten Herausforderungen mit Aspekten von Genderkonzepten und ihren historischen Ausprägungen zusammenhängen, denn dazu ist erstens der Platz zu wenig und zweitens befürchte ich, dass ich mir die Mühe umsonst mache. Sie haben zwar keine Ahnung von Geschlechterforschung, aber offenbar ganz viel Meinung. Und dagegen - Meinung ohne Ahnung - ist so ziemlich jeder machtlos.

Anita L. am 15.12.2022

"das negieren der Tatsache das im Plural alle Substantive mit einem weiblichen Artikel alle Geschlechter abdeckt"
Bei allem Ärger über den Versuch, den deutschen Plural auf Biegen und Brechen zu gendern (ich habe immer "Horrorvorstellungen", wie genderfluide und nonbinäre Menschen ins Gender"loch" [den Unterstrich, Gap genannt] fallen], aber alle Substantive im dt. Plural haben einen Artikel im Plural, keinen weiblichen. Auch wenn beide Artikel rein formal gleich aussehen, so hat der eine die Funktion, ein weibliches Nomen zu definieren, während der andere eine Gruppe von Bezeichneten erkennbar macht. Artikel selbst haben keine inhaltliche Bedeutung per se, sondern machen immer nur die generische Qualität ihres Begleiters deutlich. Und solange Sie mir nicht erklären können, wie in einer Gruppe von Männern diese plötzlich weiblich werden, nur weil sie eben als Gruppe auftreten, sind "die Männer" einfach nur mehr als einer, dürfen jeder für sich aber bitte ihre Männlichkeit behalten.

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