Frühgeborene In der Uniklinik Jena wird die Muttermilch knapp

07. Juli 2022, 19:18 Uhr

Nicht alle Frühgeborenen am Uniklinikum Jena können im Moment mit Muttermilch ernährt werden. Zu wenig Spenderinnen sind der Grund. Dabei setzt die Klinik als eine der wenigen in Deutschland auf diese gesunde Form der Säuglingsernährung.

Im Stillzimmer sitzt Nancy Neumann, auf ihrem Schoß der kleine Milo. Bei seiner Geburt im Mai brachte das Frühchen gerade mal knapp 1.500 Gramm auf die Waage, inzwischen sind es fast doppelt so viel. Anteil daran hat auch die gesunde Ernährung.

Milo bekommt Milch aus der Milchbank der Uniklinik. Die will eigentlich alle Frühchen mit gespendeter Muttermilch versorgen. Doch die Zahl der Spenderinnen ist in den vergangenen Monaten stark zurückgegangen.

"Die Milch ist sehr knapp, und da wir aktuell sehr viele Frühgeborene betreuen, können wir nicht alle mit Frauenmilch versorgen", sagt Simone Vogelsberger, Leiterin der Frauenmilchbank an der Uniklinik Jena. Sie berät junge Mütter auch bei Fragen rund um das Thema Stillen und weiß, warum gerade für Frühchen die Muttermilch so gesund ist. Die Inhaltsstoffe sorgen für gutes Wachstum und verhindern außerdem Infektionen und schwere Bauchinfekte, die bei den kleinen Patienten für große Probleme sorgen könnten.

Die Milch ist sehr knapp, und da wir aktuell sehr viele Frühgeborene betreuen, können wir nicht alle mit Frauenmilch versorgen.

Simone Vogelsberger

Die meisten der Frühchen liegen bis zur 35. Woche auf der Station. Dann sollen sie stabil trinken, frei atmen und ohne Magensonde ernährt werden. In den ersten Wochen bekommen sie bis zu 16 Milliliter Milch pro Mahlzeit, etwa zwölf Mal pro Tag.

In der Milchküche bereiten Annette Himmelreich und ihre Kolleginnen die kleinen Fläschchen zu. Die Zutaten werden genau abgewogen: gespendete Muttermilch, außerdem Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe.

Wenn der Kühlschrank mit den Milchspenden leer ist, müssen die Mitarbeiterinnen auf Milchpulver für Frühgeborene ausweichen. Das ist auf Kuhmilchbasis hergestellt und nicht so leicht verträglich wie das Naturprodukt.

Hoffen auf mehr Spenderinnen

Deshalb hoffen die Klinik-Mitarbeiterinnen, dass es bald wieder mehr Spenderinnen gibt. So wie Katrin Müller, die am Vormittag mit einer Kühltasche voller steriler Einwegflaschen vorbeikommt. Sie bringt die Milch, die ihr eigenes Kind nicht braucht. Leider können alle jungen Mütter maximal sechs Monate spenden, dann verändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch. Für Frühgeborene ist sie dann nicht mehr geeignet.

Voraussetzungen fürs Milch-Spenden

Außerdem müssen die Spenderinnen gesund sein und dürfen auch keine Medikamente nehmen. Tattoos und Piercings sind ebenso tabu. Nach der Kontaktaufnahme müssen sie zum Gesundheitscheck, schließlich sollen die kleinen Patienten sicher vor Krankheiten sein.

Die Spenderinnen können die Milch zuhause einfrieren und dann in die Klinik bringen. Dort wird sie zwischengelagert, getestet, pasteurisiert und schließlich an die Frühchen verfüttert. Die Mütter der Frühgeborenen freuen sich über die Muttermilchspenden. Für die meisten von ihnen ist die Frühgeburt ein Stress-Erlebnis. Deshalb haben viele der Mütter Probleme mit dem Milchfluss und können ihr Kind nicht selbst stillen.

Der Hilferuf der Kinderklinik scheint zu wirken. In den vergangenen Tagen haben sich mehrere Mütter gemeldet und möchten in Zukunft auch spenden. Wenn alles gut geht und der Gesundheitscheck erfolgreich ist, können bald wieder alle Frühchen mit Spendermilch versorgt werden.

Wer ebenfalls Muttermilch an die Kinderklinik in Jena spenden will, kann sich telefonisch in der Frauenmilchbank anmelden: 03641- 9329629.

MDR (csr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Thüringen Journal | 07. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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