AuszeichnungErnst-Abbe-Bücherei Jena erhält Thüringer Bibliothekspreis 2024
Nach vier Jahren Bauzeit ist im März 2024 die Ernst-Abbe-Bücherei Jena neu eröffnet worden. Nun erhält sie den Thüringer Bibliothekspreis: Nach Ansicht der Jury ist die Bücherei ein lebendiger Ort der Kommunikation und Begegnung. Dem Team sei es gelungen, die Bibliothek im Herzen Jenas zu verankern und weit über Thüringen hinaus wirken zu lassen.
- Die Ernst-Abbe-Bücherei in Jena will besonders Jugendliche erreichen.
- Die Bibliothek genießt über Thüringen hinaus einen sehr guten Ruf.
- Seit der Neueröffnung wächst die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer.
Dass diese Bibliothek ein Ort zum Verweilen sein soll, wird direkt am Eingang deutlich. Hinter Ausleih- und Rückgabestationen reihen sich keine Bücherregale auf, sondern gemütliche Sessel. Hier, im Foyer, sitzen Frauen und Männer, Junge und Alte, und reden, arbeiten am Laptop oder lesen Zeitschriften. Niemand von ihnen muss Geld ausgeben, um sich hier aufzuhalten – ein Punkt, der dem Team der Ernst-Abbe-Bücherei bei der Neukonzeption sehr wichtig war.
"Es ist ein Haus, das sehr viel Platz bietet, um sich aufzuhalten", betont Mitarbeiterin Evelyn Meyer. "Wir wollten von Anfang an einen Ort schaffen, an dem man sich wohlfühlt. Wo sich Jugendliche treffen und zusammen Hausaufgaben machen können. Wo man aber auch im Foyer einen Kaffee zusammen trinken und ein bisschen schnattern kann."
Bibliothek in Jena lädt zum Verweilen ein
Meyer und ihre Kolleginnen und Kollegen sind für die Neukonzeption herumgereist und haben sich Bibliotheken in Augsburg und Regensburg, in Köln und Amsterdam angeschaut, um "von den Besten zu lernen". Das mit der Wohlfühlatmosphäre hat in Jena auf jeden Fall geklappt: Zentral gelegen mitten in der wuseligen Innenstadt, fühlt man sich geerdet in dem hellen, in warmen Farben gehaltenen Bau. Vor allem auch, weil es so viele Sitzmöglichkeiten gibt.
Hinter jeder zweiten Ecke stehen Sofas oder Sessel, viele von ihnen bieten Besonderheiten, wie Ladestationen oder auch Lautsprecher. Wer WLAN zum Arbeiten braucht, findet es hier kostenfrei. Und auch die eigene Wasserflasche kann man auffüllen, ohne dafür zu bezahlen.
Bücher und Bereiche nur für Jugendliche
Natürlich darf aber auch in dieser modernen Bibliothek das Buch nicht zu kurz kommen. Im Belletristikbereich im ersten Stock etwa geht es beschaulicher zu als im Foyer. Von unten nach oben soll es in diesem Gebäude immer ruhiger werden, so das Konzept.
Auch wurde darauf geachtet, dass jede Zielgruppe ihren eigenen Bereich hat. So gibt es zum Beispiel einen eigenen Jugendbereich, den Erwachsene nicht betreten sollen. Dieser Raum wurde von der Theaterszenografin Zana Bosnjak gestaltet. Wenn man ihn betritt, meint man ein wenig, unter einem riesigen Pilz zu stehen, da sich eine Lamellenstruktur über die Decke zieht.
"Dieser Jugendbereich ist tatsächlich noch fast einmalig in Deutschland", erklärt die speziell dafür ausgebildete Bibliothekarin Eleonora Schneider. Dass es einen extra Raum für die Belange junger Menschen gebe, sei sehr besonders, "er bietet nun unfassbar viele Gestaltungsmöglichkeiten!" Jugendliche können sich hier treffen, quatschen, lesen, aber auch an der Konsole zocken. Ein Stockwerk höher können sie Arbeitsräume nutzen, um etwa Referate vorzubereiten.
Lob aus der Fachwelt für Ernst-Abbe-Bücherei Jena
Dort gibt es dann auch einen klassischen Bibliotheksbereich, in dem Ruhe herrscht, zum Lernen und Arbeiten. Dass es in der Bibliothek Raum gibt für ganz verschiedene Bedürfnisse, wird auch in Fachkreisen gewürdigt. Bibliotheksleiterinnen und -leiter aus ganz Deutschland, die zu einer Tagung in der Ernst-Abbe-Bücherei zusammengekommen sind, sind voll des Lobes.
Das Herz schlägt höher, wenn man hier reinkommt.
Cordula Gladrow, Bibliotheksleiterin aus Münster, über die Ernst-Abbe-Bücherei Jena
"Das Herz schlägt höher, wenn man hier reinkommt", schwärmt etwa Cordula Gladrow, Leiterin der Stadtbücherei Münster. "Man kann weit schauen, die Sichtachsen sind toll und das Angebot wird sehr ansprechend präsentiert. Es herrscht eine große Willkommensatmosphäre."
Steigende Besucherzahlen in Jenaer Bibliothek
Auch bei den Bürgerinnen und Bürgern kommt diese Atmosphäre an. So haben sich nach Angaben der Bücherei die Besucherzahlen fast verdreifacht, kamen ins Interim noch rund 9.600 Gäste im Monat, so sind es nun 26.200. Die Zahl der Neuanmeldungen hat sich ebenfalls mehr als verdreifacht.
Sie ist also tatsächlich zu einem Ort der Begegnung geworden, die neue Ernst Abbe-Bücherei in Jena: Ein kultureller Knotenpunkt mitten in der Stadt.
Redaktionelle Bearbeitung: vp, tmk
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Kulturnachrichten Kompakt | 23. Oktober 2024 | 07:10 Uhr