Der neue Präsident der Uni Jena Andreas Marx sitzt in einem Hörsaal.
Der Chemiker Andreas Marx ist der neue Präsident der Uni Jena. Bildrechte: Jens Meyer/Uni Jena

Bildung Was der neue Hochschulpräsident der Jenaer Uni vorhat

23. August 2024, 05:00 Uhr

Etwas vorzeitig hatte Walter Rosenthal die Uni Jena verlassen, um Chef der Hochschulrektoren-Konferenz zu werden. Das vakante Präsidentenamt ist nun neu besetzt: Der ausgezeichnete Chemiker Andreas Marx aus Konstanz ist es geworden. Er will das Renommee Thüringens größter Uni mehren, hat aber auch eine ganze Menge Probleme zu lösen.

"In Jena wird Wissenschaft einfach gelebt. An jeder Straßenecke finden Sie die kleinen Plaketten über Wissenschaftler, die hier gewirkt haben. Das ist schon spektakulär. Hier ebenfalls arbeiten zu können, das ist eine Herausforderung, der ich mich wahnsinnig gerne stelle", antwortet Prof. Dr. Andreas Marx auf die Frage, warum er Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena werden wollte.

In meiner Wissenschaftslandschaft (...) ist Jena top.

Andreas Marx, Hochschulpräsident Andreas Marx

Seit dem 2. August ist er im Amt und steht damit in den kommenden sechs Jahren Thüringens größter Uni vor. Die Hochschulversammlung hatte ihn bereits im April gewählt. Sein Vorgänger Walter Rosenthal war etwas vorzeitig aus dem Amt ausgeschieden, um Chef der Hochschulrektoren-Konferenz zu werden.

"Was hier passiert, hat einen großen Stellenwert und gerade in meiner Wissenschaftslandschaft, aus der ich komme, da ist Jena top. Und das hab‘ ich immer im Auge gehabt", sagt der renommierte Chemiker Andreas Marx über die Friedrich-Schiller-Universität.

Zuletzt lehrte und forschte er in Konstanz. Und zwar an Biomolekülen, also chemischen Verbindungen, die von Organismen gebildet werden. Marx wurde mehrfach international für seine Forschung ausgezeichnet - etwa 2017 mit der František Šorm-Gedenkmedaille der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und der Mitgliedschaft in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Zweimal erhielt er einen "ERC Advanced Grant" des europäischen Forschungsrates - verbunden mit hohen Fördersummen. Nicht nur das brachte ihn unter Kollegen den inoffiziellen Titel "Drittmittelkönig" ein.

Marx will Uni Jena zur Exzellenz-Uni machen

Forschen wird Andreas Marx aus dem Präsidialbüro heraus wohl nicht mehr. Dennoch passt sein wissenschaftliches Profil zur Exzellenzstrategie der Uni Jena. Deren wichtigste Lebensader ist der Forschungsverbund "Balance of the Microverse".

Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen versuchen dabei herauszufinden, wie Mikroorganismen miteinander interagieren. Renomee und viel Forschungsgeld - das ist der Vorteil eines solchen Clusters. "Balance of the Microverse" soll auch in den kommenden Jahren weiterlaufen. Ein entsprechender Antrag ist gestellt.

Darüber hinaus will sich die Uni mit dem sozial- und kulturwissenschaftlichen Cluster "Imaginamics" ein zweites Standbein aufbauen. Für Andreas Marx ist das die Grundlage, um irgendwann an den Hauptpreis zu kommen: "Ein Exzellenz-Cluster ist ein Baustein, der einem wirklich helfen kann, den nächsten Schritt als Gesamt-Uni, als Exzellenz-Uni zu gehen."

Mindestens zwei Cluster sind nötig, um eine Chance zu haben, Exzellenz-Universität zu werden. Im besten Falle fließen dann für mindestens sieben Jahre viele Millionen Fördergelder aus speziellen Töpfen von Bund und Ländern.

Ein Exzellenz-Cluster ist ein Baustein, der einem wirklich helfen kann, den nächsten Schritt als Gesamt-Uni, als Exzellenz-Uni zu gehen.

Andreas Marx

Finanzielle Herausforderung: Ruhestands-Welle trifft auf Neubauten

Marx hat aber auch unangenehme Dinge vor der Brust. Viele Professoren gehen bald in den Ruhestand und müssen nachbesetzt werden. Das Ganze auf Sparkurs, denn Inflation und Energiekostensteigerungen haben auch vor der Alma Mater Jenensis nicht Halt gemacht.

100 Vollzeitstellen müsste sie in den nächsten Jahren einsparen, heißt es. Das ist Andreas Marx allerdings zu einfach gedacht: "Wir müssen einsparen, das wird vermutlich auch über die Stellenanzahl gehen." Er sieht allerdings auch eine Möglichkeit darin, nach dem Bauen neuer Gebäude ältere Liegenschaften aufzugeben.

rößtes Neubauprojekt mit großem Einsparpotenzial ist der neue Campus auf dem Inselplatz. Hier werden bislang verstreut liegende Institute zusammengezogen. Doch bevor die Uni damit sparen kann, investieren Land und EU mehr als 200 Millionen Euro.

Standortfaktoren sind entscheidend für neues Personal

Wenn die Uni Jena auch weiterhin sehr gute Wissenschaftler gewinnen will, braucht sie entsprechende Standortfaktoren. Heißt also, einen bereits vorhandenen Pool exzellenter Forscher, gute Arbeitsbedingungen und vernünftige Gehälter. Gerade auf Professoren-Ebene gibt es da viel Verhandlungsspielraum.

Nicht zu vergessen die weichen Standortfaktoren: Was haben Jena und Umgebung zu bieten, wie teuer ist Wohnen, gibt es beispielsweise genug Kindergarten-Plätze?

Für viele Menschen, vor allem aus dem Ausland und aus anderen Bundesländern, zählt auch das gesellschaftliche Klima. Und da hat Thüringen schon seit einiger Zeit ein Problem: Der Ruf ist ziemlich angeschlagen. Hohe Zustimmungswerte zu rechten Parteien und eine als ausländerfeindlich wahrgenommene Atmosphäre werden von vielen Job-Bewerbern für ein Hadern mit Thüringen angegeben, hört man von vielen Personalern, besonders aus der Industrie. Tenor: "Ich weiß nicht, ob ich mich dort sicher fühle."

Grundsätzlich bin ich Optimist und glaube, dass die Thüringerinnen und Thüringer (...) das Richtige wählen werden, was ihr Land nach vorne bringt.

Andreas Marx, Hochschulpräsident Uni Jena

Ansicht des Hauptgebäudes der FSU vom Löbdergraben.
Andreas Marx hofft darauf, durch das politische Klima keine Bewerber der FSU zu verlieren. Bildrechte: FSU/Günther

Trotz des politischen Klimas: Marx blickt optimistisch auf Thüringen als Hochschulstandort

Nimmt Andreas Marx das auch so wahr, insbesondere mit Blick auf die Landtagswahl? "Grundsätzlich bin ich Optimist und glaube, dass die Thüringerinnen und Thüringer so intelligent sein werden und bei der Wahl das Richtige wählen werden, was ihr Land nach vorne bringt", sagt Marx diplomatisch. Dass Wissenschaftler aus Sorge vor der Stimmung im Land nicht hierher kommen wollen, sei ihm auch noch nicht begegnet.

Allerdings habe er in Jena auch kaum Bewerbergespräche geführt. "Die politische Situation in Thüringen wurde noch nicht angesprochen, aber das soll nicht heißen, dass es nicht wichtig ist für unsere Mitspieler hier vor Ort in der Industrie, die natürlich auch darauf zielen, Fachkräfte aus dem Ausland und außerhalb von Thüringen hierherzuholen. Zum Wohl der Thüringerinnen und Thüringer. Das muss man ja auch sagen."

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MDR (one/ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 22. August 2024 | 19:00 Uhr

3 Kommentare

DIT vor 10 Wochen

35 Jahre nach der Wiedervereinigung eine solche Aussage... Vollkommen egal, wo der neue Präsident herkommt. Hauptsache, die Qualifikation stimmt. Und das ist hier offensichtlich der Fall.

martin vor 10 Wochen

Tja, manche machen halt hier Karriere - wie z.B. Höcke

salzbrot vor 10 Wochen

ja s Jahr 35 der deutschenn Einheit. Und wieder ein Westimport, wie schon sein Vorgänger.

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