Schutz vor Sonne Stadtroda will Senioren mit Hitzeatlas schützen

19. Juni 2022, 10:46 Uhr

Wenn die Temperaturen höher und höher steigen, ist das vor allem für Senioren oft ein Problem. Bei vielen macht irgendwann der Kreislauf schlapp. In Stadtroda im Saale-Holzland-Kreis engagiert sich der Seniorenbeirat seit langem für mehr Schutz für die Älteren an heißen Tagen. Zum Beispiel mit einem "Hitzeatlas" über die 14 schattigsten Orten in und um Stadtroda.

Mittagszeit in Stadtroda im Saale-Holzland-Kreis. Die Sonne steht hoch am Himmel. In der dicht bebauten Innenstadt flirrt der Asphalt auf der Straße, auch die Häuserfassaden strahlen Wärme ab. Schatten - Fehlanzeige. Zu dieser Zeit sind kaum ältere Menschen auf der Straße, sie bleiben lieber zuhause. Doch inzwischen gibt es auch in Stadtroda viele schattige Plätze, an denen man sich abkühlen kann.

Hitzeatlas mit kühlsten und schattigsten Plätzen

"Wir haben 2020 unseren Hitzeatlas auf den Weg gebracht", sagt Wolfgang Main, Vorsitzender des Stadtrodaer Seniorenbeirats. Darin stehen die kühlsten und schattigsten Plätze in der Stadt. Einige wurden speziell für diesen Zweck neu gestaltet.

Die Idee kam Wolfgang Main auf einer Reise nach Italien. Dort holte er sich Anregungen für die Toscana-Oase, einem schattigen Platz mitten im Neubaugebiet von Stadtroda. Hier finden Schattensuchende Platz auf Bänken, die von Schülern einer Stadtrodaer Schule speziell für diesen Zweck gefertigt wurden.

Gleich daneben: Hochbeete mit Blumen, ein Insektenhotel, eine Holzskulptur. Wolfgang Main weiß: Gleich gegenüber wohnen viele ältere Menschen, deren Balkone liegen auf der Südseite der Häuser. Zur Mittagszeit hält man es dort nicht aus vor Hitze. „Dann kommen die mal schnell mit ihren Rollatoren hier rüber", sagt Wolfgang Main. "Das sind 50 Meter mit einer Thermoskanne und ein bisschen Kuchen, und dann ist das so ein richtiger kleiner sozialer Treffpunkt."

Vor allem nach Corona trafen sich immer mehr ältere Menschen unter den Bäumen und freuten sich, dass es wieder mehr Kontakte gab.

14 schattige Plätze in Stadtroda aufgelistet

Insgesamt vierzehn schattige Plätze sind im Hitzeatlas von Stadtroda aufgeführt. Verteilt im ganzen Stadtgebiet, vom alten Weiherbad über die Wohngebiete bis zum Mehrgenerationenhaus im Zeitzgrund. Dort finden die Senioren auch Tipps, wie sie sich bei extremer Hitze schützen können. Das Mehrgenerationenhaus vom Bildungswerk Blitz führt regelmäßig Veranstaltungen für alle Generationen durch, hier entstanden auch viele der Ideen für den Hitzeatlas.

Für den Seniorenbeirat und die Stadt ist die Netzwerkarbeit wichtig, denn die Stadt konnte das Projekt allein nicht finanzieren. Zum Glück fand der Seniorenbeirat viele Spender und Fördermittel für die Auflistung der schattigen Plätze in der Stadt.

Bereits jeder dritte Stadtrodaer im höheren Alter

Die Senioren freut es, immerhin ein Drittel der 6.600 Einwohner in Stadtroda sind im höheren Alter. Bis 2030 soll sich die Zahl sogar noch verdoppeln. Deshalb wollen sie hier weitere kühle Plätze schaffen, auch in den Ortsteilen.

Direkt im Zentrum können sich Hitzegeplagte seit kurzem an einem Trinkbrunnen erfrischen. Der steht neben dem Seniorenbüro, wird aber auch von Schülern genutzt, die an der Bushaltestelle gleich nebenan auf ihren Schulbus warten.

So ist der Hitzeatlas mit seinen Tipps für heiße Tage ein Hilfsmittel für alle Generationen geworden. In Zukunft soll es noch eine weitere Attraktion in Stadtroda geben. Darauf freut sich Wolfgang Main schon ganz besonders. "Wir wollen hier im Flüsschen Roda eine zehn Meter hohe Fontäne installieren."

Zehn Meter hohe Fontäne in der Roda geplant

Das Wasser soll aus dem Fluss kommen, der Strom von einem Solarfeld auf dem Dach des Seniorenbüros. Rund um die Bushaltestelle soll damit die Temperatur im Sommer etwas erträglicher werden. Bis es soweit ist, können sich die Stadtrodaer an eine der anderen kühlen Oasen in der Stadt zurückziehen.

MDR (rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 19. Juni 2022 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

Der Pegauer am 19.06.2022

Hitze und Unvernunft passen eben nicht zusammen. Mir erschließt sich nicht, warum Senioren in der größten Mittagshitze einkaufen müssen , obwohl doch fast alle Supermärkte, wenn nicht schon um 7 Uhr, dann spätestens um 8 Uhr öffnen, also zu Zeiten, als es noch halbwegs erträglich ist. Zur gesundheitlichen Beeinträchtigung: Senioren vermeiden das Trinken, weil sie dann nicht so häufig auf die Toilette müssen. Mit der Zeit dehydrieren sie, was aber generell der reduzierten Flüssigkeitsaufnahme geschuldet ist. Und drittens, bei uns in Mitteleuropa dauern solche extreme Hitzeperioden nie länger als ein Woche an, dann ist wieder Abkühlung in Sicht. Ich habe mir die historischen Altstädte von Sevilla, Córdoba, Cádiz u. a. angeschaut, was mir auffiel, war, dass alle Einheimischen sich gegen Mittag in die Gebäude zurückzogen und nur die Touristen in der prasselnden Sonne herumliefen. Vielleicht sollten wir etwas von den dortigen jahrhundertealten Erfahrungen mit der Hitze etwas übernehmen.

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