Bilder und Foto von Milo Barus
Im Milo-Barus-Museum werden Fotos von seinen Auftritten und Requisiten gezeigt. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Flugzeuge am Start gehindert Milo-Barus-Museum in Eisenberg steht vor dem Aus

14. Mai 2023, 21:33 Uhr

Milo Barus - dem einst stärksten Mann der Welt - ist seit 2014 ein Museum in seinem Ex-Wohnhaus im Mühltal bei Eisenberg gewidmet. Im Oktober will der Verein den Betrieb einstellen. Doch er hat noch eine Hoffnung.

Im idyllischen Mühltal im Saale-Holzland-Kreis fand Milo Barus seinen Rückzugsort. Hier lebte der einst stärkste Mann der Welt bis 1976. In der Meuschkensmühle betrieb seine Frau eine Gaststätte. Im Keller des Gebäudes kann man Milo Barus noch mal ganz nah sein.

Hier haben engagierte Mitglieder des FSV Einheit Eisenberg in mühevoller Arbeit Requisiten, Fotos und Originaldokumente zusammengetragen. Für eine Reise in das bewegte Leben des Kraftathleten, der 1906 im heutigen Tschechien geboren wurde. Schon während seiner Lehrzeit als Müller machte er auf sich aufmerksam, wenn er vier bis fünf Zentner schwere Mühlsteine allein wechselte.

Meuschkensmühle im Mühltal bei Eisenberg
In der Meuschkensmühle im Mühltal bei Eisenberg lebte Milo Barus von 1958 bis 1976 Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Mehrfach "Stärkster Mann der Welt": Straßenbahn angehoben

1930 nahm er an den Wettkämpfen zum Titel "Stärkster Mann der Welt" in Paris teil und gewann. Den Titel konnte er insgesamt fünfmal verteidigen. Milo Barus trug Menschen, Pferde und Autos. Oder er hob in Gera die Straßenbahn aus den Gleisen. Klaus Prüfer hat Milo Barus selbst bei einem Auftritt im Mühltal erlebt. "Man hat seinen Augen nicht getraut, wie jemand mit seinem Mund ein Fass hochhebt", sagt der Eisenberger. "Und dann saßen da noch drei Jungs drauf! Das war schon sagenhaft."

Weltbekannter Kraftakrobat: Flugzeuge am Start gehindert

In der Meuschkensmühle zieht das Leben von Milo Barus an den Besuchern vorbei. Nach ersten Erfolgen reiste der Kraftathlet um die Welt, war als Artist in den USA unterwegs und gab Gastspiele auch in England, Spanien, Frankreich und Indien. In Afrika stemmte er Elefanten, in Argentinien hinderte er zwei Flugzeuge am Start.

Viele können mit dem Namen Milo Barus nichts anfangen.

Karin Prüfer Vereinsmitglied

Während der Nazi-Zeit wurde es still im Milo Barus. Er musste einige Jahre im Zuchthaus absitzen - weil er Kriegsgefangenen geholfen hatte. Nach dem Krieg wurde er aus Tschechien vertrieben, 1951 ging er in die DDR und machte sich hier als Artist einen Namen.

Bücher über Milo Barus
Über das bewegte Leben von Milo Barus sind inzwischen zwei Bücher erschienen. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Ein letzter Milo-Barus-Cup

Am Sonntagnachmittag sind nur wenige Besucher im Museum unterwegs. Die Spaziergänger im Mühltal bleiben lieber in der Sonne. "Viele können mit dem Namen Milo Barus nichts anfangen", sagt Vereinsmitglied Karin Prüfer. "Und wer ihn kennt, war meistens schon hier." Bis zu tausend Besucher kamen bisher jedes Jahr in das Museum. Für Gruppen bot der Verein Sonderführungen an. Doch das ist schwieriger geworden, seit nur noch fünf Ehrenamtliche im Museum arbeiten. Alle sind inzwischen im Rentenalter und wollen kürzer treten. Nachwuchs - Fehlanzeige.

Es wäre schön, wenn das jemand weiterführen könnte.

Karin Prüfer Vereinsmitglied

Deshalb suchen die Mitglieder schon länger nach einer Alternative. Bisher ohne Erfolg. Vereinschef Robert Schieferdecker brachte die Grundschule Stadtroda ins Spiel, die ebenfalls den Namen "Milo Barus" trägt. Dort sei aber noch keine Entscheidung gefallen, sagt Schieferdecker.

Wegen der Unsicherheiten haben die Mitglieder nun die Notbremse gezogen. Im Oktober soll Schluss sein, auch wenn die Entscheidung schmerzt. Und auch den Milo-Barus-Cup will der Verein zum letzten Mal ausrichten. Seit über zwanzig Jahren konnten Athleten jedes Jahr in verschiedenen Disziplinen ihre Stärke messen.

Original-Requisiten von Milo Barus´ Auftritten - hier ein Helm
Originale Requisiten von Milo Barus´ Auftritten. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Ein Funken Hoffnung bleibt

Noch wollen die Ehrenamtlichen das Museum nicht ganz aufgeben. "Vielleicht melden sich ja noch Interessenten", sagt Karin Prüfer. "Es wäre schön, wenn das jemand weiterführen könnte." Freiwillige sollten Zeit mitbringen, aber auch Interesse für Milo Barus zeigen, damit sie die Besucher fachkundig durch die Ausstellung führen können.

Hier sehen die Besucher nicht nur den Athleten Milo Barus, sondern auch den Menschen. Viele Dokumente zeigen, wie sich der einst stärkste Mann der Welt in seiner Wahlheimat im Osten Thüringens für die Menschen einsetzte. So spendete Milo Barus Geld für den Bau einer Turnhalle und trat immer wieder in den vielen Betriebsferienlagern im Mühltal auf.

In seinen letzten Jahren wurde es still um Milo Barus. Durch Krankheit geschwächt, zog er 1976 mit seiner Frau nach Bayern, zu den Kindern. Hier starb er schon ein Jahr später in Mühldorf am Inn. Sein Grabstein steht heute an der Meuschkensmühle, zum Gedenken an Milo Barus und seine Zeit in Thüringen.

Grabstein von Milo Barus
Der Grabstein von Milo Barus ist heute Gedenkstein neben dem früheren Wohnhaus von Milo Barus. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

MDR (adr/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 14. Mai 2023 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Sauron vor 48 Wochen

Öm ist das jetzt wirklich so?
300 kilo ja beim Kraft training aber ne Bahn ist doch 2-3 tonnen, wer kann 2-3 tonnen heben.
LKW schieben geht ja auch noch, da ist ja bremse nicht an.
Flugzeuge am starten hindern, sind da Beweise irgent wo?

Stealer vor 48 Wochen

@MikeS: Nur, wenn man keine Möglichkeit mehr hat, sich zu informieren, sich eben daran zu erinnern und es anderen zu erzählen. Ich kenne Milo Barus nur wegen den Erzählungen meiner Verwandten, die aus der Region stammen, und des Museums.

Sicher ist es der Zeit und den Umständen geschuldet, wenn Menschen gedacht wird oder sie dem Vergessen anheim fallen. Aber dem prominentesten Bewohner des Mühltals mit seinen Leistungen und beeindruckenden Lebensgeschichte nicht mehr zu gedenken wäre aus meiner Sicht schade.

MikeS vor 48 Wochen

Der Name sagt mir noch was, aber alles hat seine Zeit ...

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