Rechtsextreme SzeneSolidarität mit NSU-Unterstützer: Polizei verhindert Neonazi-Konzert in Kahla
In Kahla hat die Polizei in der Nacht zum Samstag eine geplante Neonazi-Veranstaltung verhindert. Rund 30 anreisende Rechtsextremisten wurden des Platzes verwiesen. Im Vorfeld war das Konzert in der rechtsextremen Szene unter großer Geheimhaltung beworben worden. Was die Polizei als "rechte Veranstaltung" bezeichnete, war offenbar eine hoch konspirativ vorbereitete Unterstützungsaktion für einen Rechtsterroristen.
Der Werbeflyer für die Veranstaltung in Kahla wirkt harmlos. "Solidarität mit Ralf!", heißt es da. Geladen wird zu einem "Soliabend mit musikalischer Begleitung". So weit, so unverdächtig. Doch wer sich am späten Freitagnachmittag im kalten Kahla ansah, wer zu dem "Soliabend" anreiste und wer sich dort offensichtlich um die letzten Vorbereitungen kümmerte, dem wurde schnell klar, dass es sich um ein rechtsextremes Konzert handeln muss.
Viele bekannte Rechtsextreme vor Ort
Die Linken-Abgeordnete Katharina König-Preuss ist in der Nacht vor Ort. Sie erkennt alte Bekannte: Neonazis, die teils schon seit Jahrzehnten in Jena und Umgebung ihr Unwesen treiben. Rechtsextremisten, die schon im "Thüringer Heimatschutz" aktiv waren oder die als direkte Unterstützer der Terroristen des sogenannten "Nationalsozialistischen Untergrunds" gelten.
Dass zu dieser Veranstaltung, mit der sich positiv auf den rechtsterroristischen NSU bzw. dessen Unterstützer bezogen wurde, dutzende Neonazis anreisen wollten, ist erschreckend.
Katharina König-Preuss
Neonazis der "Bruderschaft Thüringen" sind vor Ort. Jene rechtsextreme Bande, die nicht nur die rechtsextremen Großveranstaltungen organisierte, sondern spätestens seit 2019 auch im Drogenhandel aktiv gewesen sein soll. Die Köpfe der "Turonen" sitzen mittlerweile in Haft.
Spenden für NSU Unterstützer
"Die Netzwerke der Nazis über Jahrzehnte fortbestehen, die Täter der sogenannten Baseballschlägerjahre sind weiterhin aktiv", resümiert König-Preuss, während die eilig aktivierten Polizeibeamten die Personalien der anreisenden Rechtsextremisten erfassen.
Bald ist auch klar, welcher Ralf gemeint ist, für dem Solidarität bekundet und Spenden gesammelt werden sollen: Ralf Wohlleben. Wohlleben ist rechtskräftig für die Unterstützung des NSU verurteilt worden. Er ist einer der engsten Weggefährten der drei Rechtsterroristen.
Damit haben die einladenden Neonazis offenbar kein Problem: im Gegenteil. Mit dem Solidaritätskonzert zeigen sie an diesem Abend offen ihre Unterstützung des Rechtsterrors. So ist es auch wenig verwunderlich, dass die alten Kameraden Wohllebens nun offenbar Hilfe für ihn organisieren: Ganz vorne dran agiert an diesem Abend André K. Auch er stand lange Zeit im Verdacht, den abgetauchten NSU-Terroristen unterstützt zu haben. Verurteilt wurde er dafür nie. Und auch die Ehefrau Wohllebens soll mit ihren Kindern in Kahla gewesen sein.
Problem des Rechtsextremismus bleibt ungelöst
"Dass zu dieser Veranstaltung, mit der sich positiv auf den rechtsterroristischen NSU bzw. dessen Unterstützer bezogen wurde, dutzende Neonazis anreisen wollten, ist erschreckend" sagt König-Preuss.
Aber sie lobt an diesem Abend auch die Thüringer Polizei: "Es ist gut, dass eine solche Neonazi-Veranstaltung in Thüringen, dem Heimatland des NSU, durch die Thüringer Polizei konsequent verhindert wurde."
Die Polizei wird an diesem Abend keine Vorfälle oder Ordnungswidrigkeiten feststellen. Die Neonazis reisten so ab, wie sie gekommen waren: still und leise. Gelöst ist damit das Problem des Rechtsextremismus in Kahla nicht. Denn solange Neonazis Immobilien besitzen, verfügen sie über Räume, in denen sie ungestört Geld für ihre inhaftierten Kameraden sammeln können.
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MDR (jn)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 04. März 2023 | 15:00 Uhr
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