Partizipation Nicht nur reden, auch machen: Wie Schüler im Saale-Holzland-Kreis ihre Projekte umsetzen
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20. September 2024, 10:34 Uhr
Kinder können etwas bewegen, wenn sie wollen und wenn sie Unterstützung erhalten. Das ist das Anliegen der Schüler-Werkstatt des Saale-Holzland-Kreises. Eigene Projekte entwickeln und umsetzen - und das unter Anleitung und professioneller Hilfe. Etwa 40 Mädchen und Jungen sind der Einladung nach Nickelsdorf zur zweitätigen Werkstatt gefolgt.
Schlechte Busanbindungen auf dem Land, wenig Sport- und Freizeitangebote für Kinder, fehlende Unterstützung für Vereine oder auch zu wenig Mülleimer im Ort. Die Palette der Themen ist breit, wenn die elf bis 14-Jährigen gleich zu Beginn Antworten zusammentragen auf die Frage: "Was gefällt dir nicht im Saale-Holzland-Kreis?“ Und dann geht’s gleich ans Eingemachte, als Bastian Berger von der Mobilen Jugendarbeit die Frage stellte "Ihr habt unbegrenzt Geld, was würdet ihr damit ändern?"
In Gruppen wird diskutiert, zum einen um sich kennenzulernen und zum anderen, um Themen auszuloten. Aus ihnen erstellen die Kinder und Jugendlichen dann konkrete Projekte - also Dinge, die sie angehen wollen.
Von desolaten Bushaltestellen bis zu Verkehrssicherheit
In Frauenprießnitz ist die Bushaltestelle in desolatem Zustand, hier müsste mal Hand angelegt werden, sagen die Schüler aus Dorndorf. In Stadtroda wollen Schüler einen unschönen Stromverteilerkasten wieder hübsch gestalten.
Die Eisenberger Schülerin Schyla setzt sich für Trinkwasserspender in ihrer Regelschule ein und Coline aus Hermsdorf würde mit ihrem Team gern Verkehrsspiegel an einigen Stellen im Ort aufstellen lassen, um den Verkehr sicherer zu machen. "Da steht man an der T-Kreuzung schon fast in der Straße drin, bevor man die überhaupt einsehen kann. Und bevor es kracht, sollte etwas getan werden." Coline aus Hermsdorf plant deshalb Verkehrsspiegel in ihrem Ort.
Da steht man an der T-Kreuzung schon fast in der Straße drin, bevor man die überhaupt einsehen kann. Und bevor es kracht, sollte etwas getan werden.
Mehr Unterstüzung für Vereine auf dem Land
Franz von der Gemeinschaftsschule Milda sieht großen Bedarf in der Unterstützung für Vereine. Ist sich aber noch nicht recht sicher, wie er dieses Anliegen in ein Projekt packen könnte. Immerhin wird hier schon die große Politik angesprochen.
"Man merkt es in den Dörfern, dass das Vereinsleben so langsam untergeht. Weil halt die Gelder nicht da sind. Und wenn man da mehr Förderung hinbekommen würde, wäre es auch attraktiver, auf dem Dorf zu leben."
Man merkt es in den Dörfern, dass das Vereinsleben so langsam untergeht. Weil halt die Gelder nicht da sind. Und wenn man da mehr Förderung hinbekommen würde, wäre es auch attraktiver, auf dem Dorf zu leben.
Zusammenkommen mit Experten
Zunächst wechseln die Jungs und Mädchen in Workshops. Hier sollen sie das nötige Knowhow zum Umsetzen von Projekten erhalten. Dabei stehen ihnen Experten aus verschiedenen Bereichen zur Seite und beraten unter anderem zu Öffentlichkeitsarbeit, Finanz- und Fördermitteln oder den Ansprechpartnern.
"Beim Aufstellen von Verkehrsspiegeln greifen wir in den öffentlichen Raum, den Verkehrsraum ein. Da bedarf es mehr als nur den Bürgermeister als Ansprechpartner, um das Vorhaben umzusetzen" erklärt Daniela Geldhäuser von der Stadtverwaltung Stadtroda.
Am Ende der Workshop-Runde hat jedes Projektteam einen Teilnehmer, der in einer Experten-Kategorie ausgebildet wurde. Somit ist er wiederum Experte auf diesem Gebiet und kann das Wissen dann im Team einbringen.
Kinder sollen lernen, dass sie etwas bewirken können
Anett Tittmann von der Regionalen Arbeitsgruppe Saale-Holzland, die ihren Sitz auf dem Rittergut Nickelsdorf hat, hat die Schüler-Werkstatt nun schon das 13. Mal initiiert. Hauptanliegen ist es, dass die Kinder und Jugendlichen erfahren, dass sie etwas bewirken können.
"Wir setzen uns für die Attraktivität des ländlichen Raumes ein, wollen also gestalten und organisieren jede Menge Workshops, Regionalkonferenzen und Veranstaltungen mit erwachsenen Menschen. Aber es ist eben auch wichtig, junge Menschen dabei zu beteiligen, ihre Meinungen und Ideen aufzugreifen."
2012 entstand das Format der Schüler-Werkstatt. Damals fand diese noch im Landratsamt in Eisenberg statt. Aber schon da drehte sich alles um die Themen, die die jungen Menschen bewegen: Mobilität, Ausbildung, Freizeit.
Schüler-Werkstatt auf zwei Tage ausgeweitet
Erst umfasste die Schülerwerkstatt nur einen Tag - mittlerweile sind es zwei. Die Teilnehmer haben so mehr Zeit, sich kennenzulernen und an ihren Ideen zu feilen, sagt Tittmann. Da war das Rittergut Nickelsdorf eine optimale Location.
In der Schüler-Werkstatt lernen die Teilnehmer Tittmann zufolge nicht nur andere Schüler von anderen Schulen kennen und können sich vernetzen, sondern sie erhalten auch Anregungen, wo man selbst aktiv werden kann.
Projekte, die auch umgesetzt werden
Dabei entstanden schon tolle Projekte, die auch umgesetzt wurden. Zum Beispiel eine Eröffnungsparty für das monatelang geschlossene Jugendhaus in Hermsdorf oder ein "Tri-sportliches" Turnier an der Gemeinschaftsschule in Milda, wo die Schüler mit denen von anderen Schulen in einen Wettkampf und gleichzeitig Austausch traten.
Während es am ersten Tag um die Ideensammlung und das theoretische Hintergrundwissen zum Planen eines Projektes geht, steht am zweiten Tag die Praxis an. Hand anlegen, kreativ tüfteln, konkret ausarbeiten.
Schlussendlich präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihr ausgearbeitetes Projekt in der Gemeinschaft - entweder als Modell, Video, Zeichnung oder Theaterstück, hier sind keine Grenzen gesetzt. Nach der Werkstatt steht den Teilnehmern ihr Schulsozialarbeiter dann weiter zur Seite, um das Projekt auch zur Umsetzung zu führen.
Erste Projekt-Schritte sollen bis Nikolaus umgesetzt werden
In diesem Jahr läuft die Schülerwerkstatt unter dem Motto "In 80 Tagen zur Aktion". Das bedeutet, nach 80 Tagen, also bis Nikolaus, sollen die Schülerinnen und Schüler die ersten Schritte für ihr Projekt getan haben - in der Wirklichkeit. Entweder die ersten Gespräche geführt oder schon Farbeimer für die Bushaltestelle bestellt.
Finanziert wird die Schülerwerkstatt aus dem EU-Förderprogramm "Leader", welches extra für den ländlichen Raum konzipiert ist. Daraus entstand für den Saale-Holzland-Kreis ein Jugendfond - der so genannte "Holzland-Cash". Hier sind Mittel vorhanden, die in die Jugendarbeit fließen, sagt Tittmann. Und damit steht schon fest - auch im nächsten Jahr wird es eine Schülerwerkstatt zum Mitmachen und Mitreden geben.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 20. September 2024 | 18:35 Uhr
Wessi vor 2 Wochen
Nein @ Tschingis1...das ist schlimmer als "kleingeistig"...das bedeutet sogar, daß der User die ihm fremde Kultur der Schüler:innen nicht respektiert.Kulturbeugung.So typisch.
Tschingis1 vor 2 Wochen
@DanielSBK
Sie klicken weiter, weil Ihnen das gegenderte Wort für Schüler ins Auge sticht, obwohl nicht die Schüler*innen dieses Plakat gestalteten, sondern die Projektmitarbeiter*innen?
Und jetzt bitte nicht die Frage stellen woraus ich das ableite. Ich verweise einmal auf das Datum der Projekttage und dass ein solches Plakat ja auch angefertigt werden musste.
Das, werter DanielSBK, nenne ich kleingeistig.
Ich finde diese Projekttage genau richtig, denn Kinder und Jugendliche sehen die Welt mit ihren Augen. Und wenn einige Projekt umgesetzt werden bzw. wurden, dann haben diese etwas erreicht und auch daraus gelernt.
MamaEF vor 2 Wochen
Schade, da haben Sie einen Artikel über ein tolles Projekt verpasst!