Sanierung Auf Schloss Ebersdorf soll wieder Leben einziehen

28. August 2022, 16:01 Uhr

Auf Schloss Ebersdorf werden verborgene Schätze hervorgeholt. Teile des früheren Residenzschlosses der Fürstenfamilie Reuss werden wieder zugänglich gemacht. Erstmals öffnet das Schloss schon Anfang September.

Zwischen der Hauptstraße und dem Landschaftspark im kleinen Ebersdorf im Süden des Saale-Orla-Kreises liegt ein Schloss: das Schloss Ebersdorf. Es ist das am vollständigsten erhaltene Residenzschloss des Fürstenhauses Reuss, jüngere Linie. Und im Inneren liegen so einige Schätze verborgen.

Zurzeit holen Handwerker und Restauratoren sie wieder hervor. Wand für Wand, Decke für Decke, Raum für Raum bringen sie klassizistischen Stuck und Wandmalereien wieder zum Vorschein.

Heinrich XIX. Reuss wohnt in einer Etage

Saniert werde seit 2019, sagt Architektin Anja Löffler aus Gera. Das Wichtigste dabei zuerst: "Die Substanz sichern", sagt sie. Und: "Das Schloss soll wieder zum Wohnort werden." 2017 hatte die Familie Reuss das Schloss mit rund 120 Zimmern vom Saale-Orla-Kreis zurückgekauft.

Das Schloss hat viel Potenzial. So könnte es zum Mittelpunkt des kulturellen Lebens in der Region werden.

Eberhard Paulus Ex-Direktor der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Ihr Ziel: Die Gebäude vor dem weiteren Zerfall zu retten. Zuerst wurden Dächer repariert und Wohnräume saniert. Inzwischen ist wieder Leben eingezogen: Heinrich XIX. Reuss wohnt mit seiner jungen Familie in einer Etage.

Bürger sollen Ebersdorfer Schloss nutzen können

Mithilfe des Landesamtes für Denkmalpflege, Spenden und Fördergeldern werden jetzt nach und nach weitere Säle saniert. Die Idee erklärt die Architektin: "Einzelne Räume zumindest so herzurichten, dass man sie wieder öffnen und nutzen kann." Bürger sollen künftig wieder ins Schloss hineingehen können. Einzelne Säle des Schlosses sollen sie für Veranstaltungen mieten können.

Schloss Ebersdorf öffnet am 4. September erstmals wieder Am 4. September soll Schloss Ebersdorf zum ersten Mal wieder seine Türen für Besucher öffnen. Die Stiftung Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen lädt an diesem Tag zu einer Benefizveranstaltung ein, bei der die Bauvorhaben im Schloss vorgestellt werden und die Vogtland-Philharmonie ein Konzert gibt.

Die Gelder aus den Eintrittskarten, die zwischen 18 und 50 Euro kosten, fließen laut der Stiftung in die Sanierung des Ovalen Saals auf Schloss Ebersdorf.

Zurzeit arbeiten deshalb Handwerker in mehreren Teilen des Schlosses. Ein Treppenhaus wird saniert. Im Westflügel, dem ältesten Teil des Schlosses, ursprünglich mal ein Rittergut, werden der Gartensaal und der Kirchsaal restauriert. Der Kirchsaal wurde Mitte des 18. Jahrhunderts als Hauskapelle von der Herrnhuter Brüdergemeine genutzt.

An der Decke: üppiger Stuck und Malereien. Hingucker ist auch ein Portikus mit sieben klassizistischen Säulen, an der Westfront des Gebäudes. Im ersten Stock: das Napoleonzimmer. Dort soll Napoleon einmal übernachtet haben. Dazwischen immer wieder Überbleibsel eines Pflegeheims.

Schloss-Sanierung ist Generationenaufgabe

Das Pflegeheim war Ende 1940er-Jahre ins Schloss gezogen und bis zum Jahr 2000 in Betrieb. Damals wurden Wandbilder übermalt und Decken eingezogen. Jetzt erinnern noch Waschräume, Klingelknöpfe, Heizungsrohre, Lampen und alte Lautsprecher in den Zimmern an diese Zeit.

Nicht alles davon solle im Zuge der Sanierungen verschwinden, sagt Architektin Anja Löffler. Zum Teil sollen diese Dinge bleiben und künftig auch an diese Geschichte des Schlosses erinnern. Und noch ein Schatz liegt im Südflügel des Schlosses: der sogenannte Ovale Saal. "Anhand von Fotografien wollen wir dort übermalte Wandbilder rekonstruieren", sagt Architektin Anja Löffler.

Die Bauvorhaben im Schloss Ebersdorf werden auch von der Stiftung Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen finanziell unterstützt. Gegründet wurde die Stiftung von Eberhard Paulus, dem früheren Direktor der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in Rudolstadt.

Sanierungsbedürftiges Schloss mit viel Potenzial

Das Schloss sei zu unrecht in Vergessenheit geraten, sagt er. Es sei ein Musterbeispiel für die einmal gut vernetzten Residenzen in Thüringen. "Schloss Ebersdorf zu sanieren, das ist eine Generationenaufgabe", sagt Paulus. "Das Schloss ist absolut sanierungsbedürftig, hat aber auch viel Potenzial. So könnte es zum Mittelpunkt des kulturellen Lebens in der Region werden", meint Paulus. "Der Süden des Saale-Orla-Kreises bedarf durchaus auch der kulturellen Entwicklung", sagt Paulus. "Die Region hat auch das Potenzial dazu, die Autobahn ist ja nicht weit, sie ist nicht aus der Welt, aber sie ist noch viel zu unbekannt."

Die Geschichte des Schlosses Ebersdorf Schloss Ebersdorf ist das am vollständigsten erhaltene Residenzschloss des Hauses Reuss jüngere Linie. Es wurde von 1690 bis 1693 von Heinrich X. erbaut. Es entstand an der Stelle eines Rittergutes und wurde Anfang des 18. Jahrhunderts durch zwei Seitenflügel ergänzt.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss klassizistisch umgestaltet, unter anderem mit einem Portikus mit sieben Säulen. Im 20. Jahrhundert kam der vierte Schlossflügel hinzu.

Von 1732 bis 1746 war auf Schloss Ebersdorf eine Brüdergemeine der Herrnhuter. Sie versammelte sich im sogenannten Kirchsaal, eigentlich ein Festsaal, der als Hauskapelle genutzt wurde.

Bis zur Enteignung der Familie 1948 gehörte das Schloss dem Haus Reuss. Danach wurde es bis 2000 als Pflegeheim genutzt und teilweise umgebaut. Von 2000 bis 2017 stand das Schloss leer. 2017 kaufte ein Teil der Familie Reuss das Schloss zurück. Seit 2019 wird Schritt für Schritt saniert.

Das Schloss liegt am Rande des Landschaftparks in Ebersdorf, zu dem auch eine Orangerie gehört. Der Park war 2021 Außenstandort des Bundesgartenschau.

MDR (rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. August 2022 | 11:30 Uhr

1 Kommentar

Robertoro am 30.08.2022

Warum wird so etwas wichtiges der Geschichte nicht geholfen? Geld für sinnloses ausgegeben, was nicht wichtig ist? Wenn es wirklich was wichtiges wäre, dann fördert es. Genau wie die Orangerie. Viel zu schade für den Verfall. Mal Geld richtig nutzen, für die Geschichte Deutschlands und nicht der "EU". Ich kann nur sagen, Armes Deutschland, sry.

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