Wohnen Mietspiegel im Saale-Orla-Kreis nach Kritik überarbeitet und vereinfacht

21. Januar 2023, 04:10 Uhr

Den Mietspiegel im Saale-Orla-Kreis gibt es schon seit den 1990er Jahren. Zuletzt wurde immer öfter Kritik laut. Deshalb wurde das Zahlenwerk jetzt überarbeitet.

Über 45.000 Wohnungen gibt es im Saale-Orla-Kreis. Der Landkreis im Osten ist Thüringens größter Flächenlandkreis, der Anteil an Mietwohnungen vor allem in den Städten hoch. Seit den 1990er Jahren bietet der Landkreis einen Mietspiegel an. Damit können Mieter und Vermieter die ortsüblichen Vergleichsmieten für Wohnungen ermitteln und in der Mietpreisfindung anwenden.

Gibt es Streit, ziehen Mieterverbände oder Gerichte oft die Mietspiegel zu Rate. Trotzdem gibt es das Hilfsmittel nicht überall in Thüringen. Die Arbeit an den Zahlenwerken ist aufwändig und ohne Mitarbeit der Vermieter nicht zu leisten.

Landratsamt: Neuer Mietspiegel soll einfacher sein

Im Saale-Orla-Kreis gab es zuletzt viel Kritik am Mietspiegel. "Zu alt, zu umständlich, nicht transparent genug", sagt Nadine Wagner vom Landratsamt. "Das wollten wir mit einer Neuauflage ändern. Zu viele Faktoren flossen in die alten Tabellen ein, außerdem gab es ein Punktesystem für Ausstattung, Lage und Zustand der Wohnungen. Die neue Ausgabe sollte einfacher und eindeutiger werden, damit sie auch rechtssicher und zuverlässig ist.

Anfang Januar trat der neue Mietspiegel in Kraft. Statt 60 Spalten und Zusatzoptionen gibt es jetzt nur noch zwölf Felder, auf denen die Vergleichsmiete getrennt nach Baujahr und Wohnungsgröße festgehalten wird.

Höhere Miete für neue Wohnungen vorgesehen

Neu im Mietspiegel ist eine Kategorie für Wohnungen, die ab 2014 gebaut wurden. Dort liegen die Vergleichsmieten bei etwa zehn Euro und damit weit über den Durchschnittsmieten im Landkreis, die sich zwischen 5,03 Euro und 5,88 Euro bewegen.

Mit der neuen Kategorie will das Landratsamt auch zeigen, dass neue Wohnungen im Landkreis teurer vermietet werden können. Für den Direktor des Verbandes der Thüringer Wohnungswirtschaft Frank Emrich sind die zehn Euro allerdings wegen der gestiegenen Baupreise nicht mehr wirtschaftlich. "Wer heute baut, muss mindestens 15 bis 16 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete ansetzen", sagt Frank Emrich. "Für zehn Euro können wir nicht mehr bauen, für 16 Euro aber auch nicht vermieten."

Bis zu zehn Prozent Leerstand und wenig Neubau

Auch deshalb gab es im Saale-Orla-Kreis in den letzten Jahren relativ wenig Neubauten. Anders ist dies in den großen Städten, wo höhere Preise wegen des Wohnungsmangels leichter durchzusetzen sind. In Städten wie Erfurt, Weimar oder Jena liegen die Leerstandsquoten bei etwa drei Prozent. Auf dem flachen Land wie im Saale-Orla-Kreis dagegen bei 8 bis 10 Prozent. Hier sind die Mieten in den letzten Jahren nur moderat gestiegen. Außerdem halten die kommunalen Wohnungsgesellschaften den mit knapp zwei Dritteln höchsten Bestand im Saale-Orla-Kreis.

Neben den Miettabellen wurden auch die Faktoren für die Ausstattung der Wohnungen im Mietspiegel verändert. Jetzt gibt es feste Auf- oder Abschläge für Balkone, Terrassen, Kamine oder den Tiefgaragenstellplatz. Das macht die Rechnung für Mieter und Vermieter einfacher.

Mieterverbände begrüßen Mietspiegel

Auch die Mieterverbände in Thüringen sehen die Mietspiegel positiv und wünschen sich, dass noch mehr Städte oder Landkreise solche Hilfsmittel anbieten. Im Saale-Orla-Kreis nahm die Arbeit am neuen Zahlenwerk über ein Jahr in Anspruch. Neben dem Landratsamt waren daran Wohnungsunternehmen wie die GWG Pößneck-Triptis sowie sieben weitere Vermieter, vier Kommunen und mehrere Mieterverbände beteiligt. In die Berechnungen flossen die Mieten von knapp 5.500 Wohnungen ein. Laut Landratsamt hat der Mietspiegel jetzt wieder eine aktuelle und differenzierte Datenbasis.

Nadine Wagner rechnet nicht mit plötzlichen Erhöhungen aufgrund des neuen Mietspiegels. Für sie ist das neue Werk sogar ein Instrument, um für das Wohnen auf dem Land zu werben. "Wir haben hier schöne Wohnungen abseits der Enge der Städte, und das zu einem bezahlbaren Preis", sagt sie. Und laut GWG-Chef Ingo Kruwinnus wächst die Zahl derer, die in Pößneck oder Triptis wohnen, um zum Beispiel in Jena oder Gera zu arbeiten.

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MDR (ls)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 20. Januar 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

Jedimeister Joda am 21.01.2023

10 % Leerstand da muß doch nicht mehr gebaut werden. Da muß doch zuallererst vermietet werden von wegen Nachhaltigkeit und so.

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