Außenansicht eines Krankenhauses
Das Schleizer Krankenhaus hat Ende Juni Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Bildrechte: IMAGO / Steve Bauerschmidt

Schleiz Krankenhaus-Insolvenzwelle geht weiter: Sternbach-Klinik auch pleite

26. Juni 2024, 12:19 Uhr

In Thüringen ist ein weiteres Krankenhaus in die Insolvenz gerutscht. Getroffen hat es die Sternbach-Klinik in Schleiz. Sie soll in Eigenverwaltung saniert werden, um attraktiv für potenzielle Partner und Investoren zu werden - und so als Standort erhalten zu bleiben.

Die Sternbach-Klinik in Schleiz im Saale-Orla-Kreis ist insolvent und soll in Eigenverwaltung saniert werden. Ein entsprechender Antrag ist beim Amtsgericht Gera gestellt worden, teilte das private Klinikunternehmen am Dienstag mit.

Dem Krankenhaus sei per Gerichtsbeschluss der Rechtsanwalt Marcello Di Stefano als vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt worden, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts. Der Klinikbetrieb und die Patientenversorgung laufen weiter. Die Löhne und Gehälter der rund 200 Beschäftigten werden demnach in den nächsten drei Monaten über die Arbeitsagentur gezahlt. 

Der Schritt in die Eigenverwaltung sei nötig geworden, weil das 104-Betten-Haus trotz positiver Entwicklung der zurückliegenden drei Jahre noch nicht kostendeckend arbeiten könne, hieß es in einer Mitteilung der Klinik. Das Sanierungsverfahren solle genutzt werden, um die Finanzen des Hauses zu ordnen und potenzielle, an einem Einstieg oder Kooperation interessierte Partner zu finden. Ziel sei, die Sanierung bis zum Jahresende abzuschließen.

Bundes-Krankenhausreform soll Abhilfe schaffen

Das Haus befinde sich mit Blick auf die anstehende Krankenhausreform der Bundesregierung in einer schwierigen finanziellen Phase, sagte ein Sprecher. Mit der Reform soll die Klinikfinanzierung geändert werden. Krankenhäuser sollen dann nicht mehr ausschließlich nach Patientenzahlen vergütet werden, sondern allein schon für das Vorhalten bestimmter Leistungsangebote. Bis dahin sei es für kleine Krankenhäuser der Grundversorgung allerdings extrem schwer, aus eigener Kraft kostendeckend zu wirtschaften.

Die Sternbach-Klinik ist der nächste Fall einer Klinik-Insolvenz in Thüringen. Zu Jahresbeginn hatte die länderübergreifende Klinikgruppe Regiomed mit einem Dutzend Standorten in Bayern und Thüringen Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Das Verfahren dazu läuft noch.

MDR (ost)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 26. Juni 2024 | 13:00 Uhr

2 Kommentare

camper21 vor 10 Wochen

Warum ein Krankenhaus Gewinn abwerfen muss? Ist doch ganz einfach, weil ein privater in nichts investiert, wo kein Gewinn abfällt. Ich möchte auch nicht, dass meine Versicherungen in Unternehmen investieren, die kein Gewinn abwerfen. Und glauben Sie mir, zu DDR Zeiten als alles im Staatsbesitz war waren die Krankenhäuser weitaus schlechter aufgestellt. Ich weiß, es fällt uns schwer, wenn andere durch uns Gewinne erzielen.

Kennichseer vor 10 Wochen

Ich stelle mir seit Jahren schon die Frage, wozu und vor allem für wen ein Krankenhaus Profit abwerfen muß. Die einseitige kostenrechnerische Sicht führt zur Schieflage in der Krankenhauslandschaft, der erwirtschaftete Gewinn fließt nicht in das Gesundheitswesen zurück.
Und wenn man auf dem Land wohnt und mal ein Krankenhaus benötigt, ist das ziemlich weit weg. Das Nächstgelegene wurde zugemacht, weil es sich nicht "rentiert" hat.

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