Lehesten Deutschlands älteste Dachdeckerschule: Sorgen um die Zukunft
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An der Dachdeckerschule in Lehesten bereiten sich die Auszubildenden auf ihre Abschlussprüfung vor. Doch wegen der Corona-Krise sind es derzeit nur halb so viele Lehrlinge wie in früheren Jahren - ein echtes Problem für die Schule. Ihr droht eine finanzielle Schieflage.

Steht die älteste Dachdeckerschule Deutschlands vor dem Aus?
Die Dachdeckerschule in Lehesten leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie. Die Kosten für Desinfektion, den Kauf von Corona-Tests und gestiegene Materialpreise machen der 1910 gegründete Dachdeckerschule zu schaffen. Während das Land an den staatlichen und privaten Schulen für Tests aufkommt, muss die Dachdeckerschule sie aus eigener Tasche zahlen.
Geschäftsführer Danny Schröder will gegenüber MDR THÜRINGEN nicht düster in die Zukunft blicken, sieht die Schule aber bedroht: "Wir fallen einfach klassisch durchs Raster". Die Schule sei in privater Trägerschaft, aber kein typischer Betrieb, der einen Umsatzverlust geltend machen könne. Nach Angaben von Schröder fühlt sich kein Ministerium für die Einrichtung verantwortlich.
Wir fallen einfach klassisch durchs Raster. Wir sind kein typischer Betrieb, der einen Umsatzverlust geltend machen kann.
Weniger Auszubildende bedeuten weniger Einnahmen
Wegen der Abstandsregeln können die Internatszimmer nur einzeln belegt werden, also sind unterm Strich nur etwa die Hälfte der Lehrlinge in Lehesten. Für die Dachdeckerschule bedeutet dies, es gibt nur 50 Prozent der gewohnten Einnahmen. Zusätzliche Ausgaben von 60.000 Euro und die Halbierung der Einnahmen seien nur mit Rücklagen aus den letzten Jahren zu stemmen, sagte Schröder. Das Geld sei eigentlich für die dringende Modernisierung des Wohnheims geplant gewesen.
Ansprüche der Lehrlinge steigen
Auch wenn es im gesamten Komplex der Dachdeckerschule freies W-Lan und Sportmöglichkeiten wie Tischtennis, einen Fitnessraum und einen Fußballplatz gibt, weiß Danny Schröder: Lehesten liegt abgeschieden. Die jungen Leute werden in den vergangenen Jahren auf andere Dinge Wert legen - und da will die Schule mithalten, so der Geschäftsführer.
Moderner Unterricht und ein ordentliches Freizeitangebot seien wichtig, damit die Lehrlinge aus Sachsen-Anhalt und ganz Thüringen weiter gern nach Lehesten kommen. Im Hinblick auf die Ausbildung hat die älteste Dachdeckerschule Deutschlands einen guten Ruf. Die Lehrlingszahlen haben sich in den vergangenen vier Jahren verdreifacht.
Altdeutsche Schieferdeckung und Solarstrom
Vom Flachdach mit Bitumen oder Kunststoff über Blech und Dachziegel bis zur Energiegewinnung mit Solarthermie oder Fotovoltaik: Die in Lehesten angebotene Ausbildung umfasst das ganze Spektrum des Handwerks. Alle Werkstoffe müssen fachgerecht verlegt, untereinander verbunden und kosteneffizient eingesetzt werden.
Dazu kommt in Lehesten aber noch speziell der Schiefer. Verschiedenste Deckungsarten werden gelehrt, angefangen bei der Altdeutschen Deckung, bei der immer unten die großen Platten und weiter oben die kleineren liegen. Vermittelt wird aber auch die Wilde Deckung, bei der die Schieferplatten scheinbar willkürlich aneinandergesetzt werden, aber zum Schluss ein feinschuppiges Bild der Dachhaut entsteht - eine Handwerkskunst, die gelernt sein will.
Corona-Hilfsgelder beantragen
Ein Hoffnungsschimmer für die Dachdeckerschule: Nach einer Anfrage von MDR THÜRINGEN meldet sich die Thüringer Aufbaubank in Lehesten. Die Dachdeckerschule könnte jetzt doch Geld aus dem Corona-Hilfsfond bekommen. Die sogenannte Überbrückungshilfe 3 hilft auch gemeinnützigen Unternehmen wie der Dachdeckerschule. Sie will die Gelder daher jetzt schnell beantragen.
Quelle: MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. Juni 2021 | 19:00 Uhr
Atze1 vor 49 Wochen
Wünsche der Dachdeckerschule alles Gute weiterhin. Dachdecker ist meiner Meinung zwar ein anstrengender Beruf, aber cool ist er. Kürzlich beim Nachbarn beobachtet, wie innerhalb von etwa 2 Std. ein neues größeres Dachfenster fachmännisch eingesetzt wurde. Super gearbeitet, die Jungs! Habe selbst ein Schieferdach. Naturschiefer.Wir wollen doch weiterhin so schöne Dächer bei uns haben. Gruss aus Sachsen!