Eine Schotterpiste führt ein Tal entlang.
Nach Creunitz führt momentan eine schmale Schotterstrecke. Anwohnerinnen des Dorfes halten die Umleitung für gefährlich. Bildrechte: MDR/Uwe Kelm

Bei Gräfenthal Holperstrecke durch den Wald: Ärger in Creunitz über "gefährliche" Umleitung

09. Juni 2023, 12:54 Uhr

Die Straße in das Sackgassendorf Creunitz im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt wird aktuell komplett saniert. Die Umleitung führt über eine schmale Schotterstrecke durch den Wald - und das stört einige Anwohnerinnen sehr, sie nennen die Strecke "gefährlich".

Drei Sommer lang wird die Meernacher Straße in Gräfenthal saniert. Deshalb müssen die Bewohner von Creunitz eine Umleitung durch den Wald in Richtung Franken nehmen. Dafür ist eine Schotterstraße gebaut worden, die Creunitz mit der Landstraße 1152 Piesau-Spechtsbrunn verbindet.

Eigentlich ist Creunitz über eine schmale Straße mit Gräfenthal verbunden - Fahrzeit knapp vier Minuten. Seit wenigen Wochen dauert es deutlich länger: zehn Minuten Fahrzeit über den Schotter - wenn kein Gegenverkehr kommt -, dann weitere zehn Minuten über die Landstraße nach Gräfenthal.

Ausweichbuchten liegen weit auseinander

Ute Duwensee aus Creunitz beispielsweise beschwert sich über den Weg: "Wir haben Angst, die Schotterstrecke zu fahren." Es habe schon zwei kaputte Reifen wegen der spitzen Schotterbrocken gegeben. Jetzt sei zwar feinerer Splitt auf der Strecke, aber die dicken Brocken lägen hier und da noch obenauf. "Wenn's mal richtig regnet, spült es bestimmt Teile der Straße weg", fürchtet Ute Duwensee, die mit ihrem Kombi versucht, die Strecke zu meiden.

Besonders die bis zu 200 Meter weit auseinanderliegenden Ausweichbuchten seien ein Problem. Im Zweifel müsse bei Gegenverkehr einer die Strecke rückwärtsfahren.

Ein spitzer Stein auf einer Straße.
Solche Steine können die Autoreifen in Mitleidenschaft ziehen. Bildrechte: MDR/Uwe Kelm

Drei Sommer lang wird gebaut

Die Baustelle an der Meernacher Straße ist eins der größten Straßenbauprojekte im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Nach Angaben des Landratsamtes sind im Haushalt für 2023 4,3 Millionen Euro für Straßenbau und -unterhalt eingeplant. Als größte Einzelmaßnahme gilt der Bau der Meernacher Straße (K175) in Gräfenthal, an dem der Landkreis mit rund 1,7 Millionen Euro beteiligt ist.

Zusammen mit dem Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Saalfeld-Rudolstadt (ZWA) und der Thüringer Energienetze GmbH & Co KG (TEN) werden 880 Meter Straße von Grund auf saniert. Auch eine Ufermauer des Arnsbaches, die die Straße stützt, muss erneuert werden.

Eine Glocke hängt neben einer Schotterstraße.
Der Gräfenthaler Ortsteil Creunitz ist normalerweise nur über eine Sackgasse zu erreichen. Doch die Straße wird derzeit von Grund auf saniert. Bildrechte: MDR/Uwe Kelm

Bauarbeiter als Müllmänner

Die Müllabfuhr übernimmt die Baufirma - mit solchen Informationen haben sich die Bewohner verunsichert gefühlt. Bei einer Infoveranstaltung hieß es: Schwere Fahrzeuge dürfen nicht über die Schotterstraße rollen. Das hat bei den Bewohnern von Creunitz neue Fragen aufgeworfen: Gilt das auch für Feuerwehr, Krankenwagen oder die Post? Mit einer Unterschriftenaktion haben sich Ute Duwensee und Claudia Kiefl Gehör verschafft.

Es ist nachgebessert worden: eine feinere Oberfläche der Schotterstraße und ein paar mehr Ausweichbuchten für den Gegenverkehr. Die Strecke sei im Prinzip auch für Lkw befahrbar, das müsse laut Landratsamt aber mit dem Baulastträger, der VG Schiefergebirge, abgestimmt werden. Beispiel: Abtransport von Käferholz. In den Plänen des Landkreises sind auch die Rettungswege angepasst, Feuerwehr und Krankenwagen können ohne Probleme über die Schotterstraße fahren - wie auch die Müllabfuhr-Fahrzeuge des Bauunternehmens.

Zufrieden scheint keiner zu sein

Auch wenn die beiden Anwohnerinnen den Ausbau der Meernacher Straße in Gräfenthal begrüßen: Die Umleitung über die Schotterstraße durch den Wald bezeichnen sie als Katastrophe. Ältere Menschen hätten Angst, weite Strecken rückwärts zu fahren.

Sie befürchten, dass manche gar das Auto stehen lassen und in drei Jahren damit einen Teil ihrer Selbstständigkeit aufgeben. Zu Fuß um die Baustelle, das sei mit vollen Einkaufstaschen und bergauf auch keine Lösung. So bleibt nur der Weg über die kilometerlange Schotterstraße in das Sackgassendorf Creunitz.

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 05. Juni 2023 | 17:40 Uhr

3 Kommentare

knarf vor 44 Wochen

Lobedaer:Für die kurze Strecke erscheinen 3 Jahre
Ausbau wirklich zu lange!Man könnte von den Verantwortlichen die wahren Gründe(falls vorhanden) in Erfahrung bringen.Setzt natürlich voraus die Antworten auch.Was nicht vergessen werden darf das unter bestimmten winterlichen Wetterbedingungen kein Straßenbau möglich ist.

ElBuffo vor 45 Wochen

Wenn ich lese "drei Sommer lang", gehe ich davon aus, dass im Winter nicht gebaut wird und auch dieser Sommerweg nicht genutzt werden braucht. Keine Ahnung, ob woanders Ufermauern Standard sind. Woanders kann man eben auch im Winter Umleitungsstrecken nutzen. Hier nicht. Das wurde wohl mit eingeplant, und sicher auch so, dass man nicht im Januar plötzlich vom Winter überrascht wird.

Lobedaer vor 45 Wochen

Für 880 m Straße von Grund auf zu erneuern sind also drei Jahre, also 1.095 Tage geplant, also 80 cm pro Tag. Selbst wenn alle 2,4 km so saniert würden, wäre das noch immer grottenlangsam. Wer eine solche Bauplanung abliefert, erscheint total unfähig. Dass man so was koordiniert und binnen weniger Monate abarbeitet, ist andernorts Standard.

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