Energie aus Abwasser Kläranlage Saalfeld erzeugt Strom und Wärme jetzt selbst

01. März 2023, 15:29 Uhr

Aus Abwasser Energie gewinnen - die Technik dafür ist seit Langem vorhanden. Doch nicht alle Klärwerke in Thüringen sind damit ausgestattet. Die Kläranlage in Saalfeld ist dafür in den vergangenen zwei Jahren für 9,6 Millionen Euro umgebaut worden. Und soll ab sofort mit Methangas Strom und Wärme erzeugen.

Die Pumpen laufen, und nach und nach läuft der Schlamm in die beiden etwa 20 Meter hohen runden Türme. Andreas Stausberg, Geschäftsleiter des Zweckverbands Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Saalfeld-Rudolstadt, schaut nach oben. "Das ist das Herz der neuen Anlage", sagt Stausberg.

Etwa drei Wochen dauert es, bis die beiden silbernen Faulbehälter fast ganz mit Schlamm gefüllt sind. Dann bildet sich darin das Methangas, es steigt nach oben und wird über Rohre abgeleitet. Von dort geht es weiter in einen Gasspeicher von dort ins Blockheizkraftwerk. Das erzeugt aus dem Gas Energie: Strom wird in der Anlage selbst verbraucht und soll außerdem Elektroautos laden. Wärme heizt die Faulbehälter - und wenn genügend übrig ist, auch Betriebsgebäude mit.

Außer den beiden Faultürmen ist auch sonst einiges neu im Klärwerk in Saalfeld: Im vergangenen Jahr wurden der Gasspeicher, das Blockheizkraftwerk und eine Fotovoltaik-Anlage gebaut. Außerdem gibt es ein neues Vorklärbecken. Darin wird der Schlamm aus dem Abwasser gewonnen.

Und noch ein "Energiefresser" wurde erneuert, wie Andreas Stausberg sagt. Die "Belebungsbecken", in denen das Abwasser gereinigt wird, sind jetzt nur noch fast halb so groß. "Die Becken wurden verkleinert. Auch damit können wir Energie sparen."

Umbau beflügelt die Wirtschaftlichkeit der Kläranlage

Die Kosten in Höhe von 9,6 Millionen Euro hat der Zweckverband in Saalfeld mit Krediten und mithilfe von EU-Fördergeldern (4,6 Millionen Euro) gezahlt. Das Klärwerk selbst wurde bereits in den 1990er-Jahren gebaut. Und Pläne für den Umbau gab es schon seit rund zehn Jahren, sagt Stausberg.

Die Idee war: Aus Abwasser Energie zu gewinnen und so Energiekosten zu sparen.

Andreas Stausberg

Dass in Kläranlagen Methangas gewonnen wird, ist üblich, wird aber nicht überall angewandt. Der Geschäftsleiter: "Die Idee war: Aus Abwasser Energie zu gewinnen und so Energiekosten zu sparen. Wir hatten damals schon erwartet, dass die Energiekosten steigen werden. Aber dass das in dieser Geschwindigkeit passiert, das hatten wir da natürlich nicht auf dem Schirm", sagt er. "Dass wir jetzt umgebaut haben, das beflügelt natürlich auch die Wirtschaftlichkeit der Anlage."

Der Energiebedarf der Kläranlage liegt laut Stausberg bei 1,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Ab dem Sommer sollen dann 80 Prozent des Energiebedarfs durch das eigene Methangas gedeckt werden.

"Und auch durch Unterstützung der Sonnenenergie", sagt Stausberg. Dafür sorgten 459 Solarmodule mit einer Leistung von 204 kWp. Die geringeren Ausgaben für Strom und Gas sollen auch den rund 30.000 Kunden des Zweckverbands zugutekommen. "Das wird dazu dienen, die Gebühren zu stabilisieren und Preiserhöhungen gegenzusteuern."

kWp in kWh umgerechnet Die in der Fotovoltaik gebräuchliche Abkürzung kWp steht für das Leistungsmaß Kilowatt-Peak. 1 kWp entspricht etwa 1.000 Kilowattstunden jährlich.

Tag der offenen Tür im Mai

Offiziell eröffnet wird die neue Anlage am 12. Mai. Dann können sich bei einem Tag der offenen Tür auch Besucher anschauen, wie aus Klärschlamm und Abwasser Energie gewonnen werden kann.

MDR (dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 22. Februar 2023 | 19:00 Uhr

2 Kommentare

Jedimeister Joda am 02.03.2023

Hier wird tatsächlich aus Scheiße Gold. Jetzt muß nur noch der Rohstoff richtig vergütet werden. Ich bin gespannt wann die erste Überweisung kommt.

martin am 02.03.2023

Na bitte - geht doch. Viel besser als das manchenorts übliche Abfackeln.

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