Dänische KultserieDas Theater Rudolstadt bringt die "Olsenbande" auf die Bühne
Die dänische Serie rund um das Gaunertrio aus Egon, Benny und Kjeld war außerhalb von Skandinavien besonders in der DDR beliebt. Das Theater Rudolstadt hat die Kult-Charaktere für das diesjährige Sommertheater zum Leben erweckt. Eine unterhaltsame Hommage – vor allem für Fans.
- Das Theater Rudolstadt führt beim diesjährigen Sommer-Open-Air "Die Olsenbande greift nach den Sternen" auf der Heidecksburg auf.
- Das Stück setzt weniger auf Handlung, dafür umso mehr auf pointierte Dialoge und Slapstick-Nummern.
- Am Schluss gibt es dennoch einen Überraschungsmoment.
Für viele im Publikum fühlt es sich wahrscheinlich an wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Denn Egon, Benny und Kjeld waren ab den späten 60er- bis in 90er-Jahren in vielen Wohnzimmern Dauergäste. Vor allem in der DDR verfolgten die Menschen die Geschichten des dänischen Gaunertrios mit großer Begeisterung.
Das Theater Rudolstadt hat jetzt das Experiment gewagt, die sympathischen Kleinkriminellen vom Bildschirm auf die Bühne zu holen. Für das diesjährige Sommer-Open-Air auf der Heidecksburg hat Intendant Steffen Mensching mit "Die Olsenbande greift nach den Sternen" eine neue Folge geschrieben.
Begegnung mit den Originalen
Der Abend möchte den Zuschauern eine Begegnung mit den Originalen liefern. Gleich zu Beginn ertönt zum Eingrooven die Serienmelodie, live musiziert von Uwe Steger, der den gesamten Abend musikalisch am Akkordeon begleitet.
Und dann treten sie auf, so wie man sie kennt. Egon mit grauer Melone und Zigarrenstummel im Mund. Notorisch schlecht gelaunt, überzieht er seine Kumpane immer wieder mit ausgewachsenen Schimpftiraden ("talentlose Käsekacker mit Hängeohren", "erbärmliche Piesepampel"). Und natürlich hat er auch das Knacken von Tresoren der Marke "Franz Jäger, Berlin" nicht verlernt.
Vieles bei der Olsenbande ist vor allem: "Mächtig gewaltig"
Benny dagegen trägt immer noch karierte Sakkos und Hochwasserhosen. Der schusselige Kjeld schwört weiter auf seine Hebammentasche und tut ansonsten, wie gewohnt, vor allem das, was seine Frau Yvonne von ihm will. Letztere tritt selbstverständlich am liebsten in grellen Kostümen mit dazu passenden großen Hüten auf.
Und auch die Gegenspieler sind Abziehbilder aus der Serie. Zum einen: Kommissar Jensen mit seinem Assistenten Holm. Ein Duo, dem man noch nicht mal zutraut, einen Fahrraddiebstahl, der vor ihren eigenen Augen geschieht, aufzuklären. Zum anderen: der Verbrecher Bang Johanson mit dem "Dummen Schwein", seinem Handlanger fürs Grobe.
Was die Olsenbande mit diesen Gegenspielern erlebt, ist immer wieder vor allem "mächtig gewaltig". Eine Aussage, die – Fans wissen es – auch im Original zum sprachlichen Grundinventar gehörte.
Zunächst wenig Spannung, dafür viel Slapstick in Rudolstadt
Die eigentliche Handlung ist ziemlich nebensächlich. Es geht um geheime Informationen, einen Tresor, der geknackt werden muss und am Ende: das ganz große Geld. Da sowieso recht klar ist, wer hier zuletzt lachen wird, gibt es – wie auch in den Filmen schon – genau genommen kaum Spannungsaufbau. Dafür umso mehr pointierte Dialoge und Slapstick-Nummern.
Eine erfolgreiche Vorlage originalgetreu reproduzieren zu wollen, muss scheitern. So lautet eine Binse, die auch in diesem Fall zutrifft. Den Spielern kann es gar nicht gelingen, wirklich so zu sein wie ihre kultigen Vorbilder. Wenn sie "mächtig gewaltig" sagen, wirkt das, fast schon zwangsläufig, haarscharf daneben.
Vor allem bei der Wiedergabe dieser ureigenen Gags aus der Serie wirkt die Kopie im Vergleich automatisch blass. Die Slapsticks dagegen lassen sich problemlos übernehmen. Insbesondere das Polizisten-Duo (gespielt von Marcus Ostberg und Jochen Ganser) entwickelt immer wieder Momente mit eigener Dynamik. Und das ist dann richtig lustig. Zum Beispiel eine Szene, in der Kommissar Jensen seinem Assistenten erklärt, wie er eine verlorengegangene Büroklammer wiederfindet.
Überraschungsmoment am Ende
Letztlich muss man konstatieren: Der Abend ist vor allem etwas für eingefleischte Fans. Für die, die die Olsenbande kennen und mögen, ist es ein kurzweiliger und angenehm harmlos-nostalgischer Ausflug in die Vergangenheit, der viel Lust macht, die Filme mal wieder aus der Schublade zu holen. Als eigenständiges Produkt wiederum fehlt es an Durchschlagskraft, um echtes Interesse an Handlung und Figuren zu produzieren.
Einzig in der allerletzten Szene wird es dann ungeahnt spannend und überraschend. Denn plötzlich tritt der Abend aus der Vergangenheit hervor und greift ins Jetzt. Ohne die Pointe vorwegzunehmen, nur so viel: Es entsteht ein Moment, in dem spürbar wird, wie das Publikum das erste Mal aktiv die Ohren spitzt und sich fragt: Was kommt denn jetzt?
Quelle: MDR KULTUR (Marlene Drexler)
Redaktionelle Bearbeitung: op
Weitere Informationen
"Die Olsenbande greift nach den Sternen"
Komödie unter Verwendung der Filme von Erik Balling und Henning Bahs
Fassung von Steffen Mensching
Regie: Markus Fennert
Bühne: Ronald Winter
Kostüme: Josefine Schorcht, Ronald Winter
Egon Olsen: Benjamin Petschke
Benny Frandsen: Michael Goralczyk
Kjeld Jensen: Markus Seidensticker
Yvonne Jensen: Ulrike Gronow
Børge Jensen: Franz Gnauck
Spielort: Rudolstadt, Heidecksburg
Aufführungen:
Fr, 7. Juni 2024 (Premiere)
Sa, 08. Juni 2024 | 20:00 Uhr
So, 09. Juni 2024 | 18:00 Uhr
Mi, 12. Juni 2024 | 19:00 Uhr
Fr, 14. Juni 2024 | 20:00 Uhr
Sa, 15. Juni 2024 | 20:00 Uhr
So, 16. Juni 2024 | 18:00 Uhr
Do, 20. Juni 2024 | 19:00 Uhr
Fr, 21. Juni 2024 | 20:00 Uhr
Sa, 22. Juni 2024 | 15:00 Uhr
Sa, 22. Juni 2024 | 20:00 Uhr
So, 23. Juni 2024 | 18:00 Uhr
Do, 27. Juni 2024 | 19:00 Uhr
Fr, 28. Juni 2024 | 20:00 Uhr
Sa, 29. Juni 2024 | 20:00 Uhr
So, 30. Juni 2024 | 15:00 Uhr
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 10. Juni 2024 | 08:40 Uhr