Seefahrt Stiller Beobachter an Bord: Marinemaler Olaf Rahardt aus Rudolstadt

25. Oktober 2020, 06:00 Uhr

"In dem Moment, wo ich es male, erlebe ich es zum zweiten Mal", sagt Olaf Rahardt. In seiner Maritimen Galerie in Rudolstadt malt er Fregatten, Segelschiffe, das Meer, Landschaften und Polarlichter. Der 55-Jährige ist Marinemaler. Er fährt auf Schiffen der Deutschen Marine mit. Immer mit dem Auftrag: Bilder von den Reisen zu malen. Für ihn ist das ein Privileg: "Nur eine Handvoll Marinemaler gibt es noch."

An Bord nur Skizzenbuch, Stifte und Farbe

An Bord nimmt er nur sein Skizzenbuch, Stifte und Wasserfarben mit. Damit hält er die besonderen Momente einer Seefahrt fest. "Ich beobachte, was gerade um mich herum passiert", beschreibt er seine Arbeit. "Das halte ich möglichst schnell und präzise mit Strichzeichnungen fest", erzählt er. Denn vieles an Bord geht natürlich schnell. Deshalb macht er Notizen und Fotos. Aus denen gewinnt er später Informationen zu Farbe, Details oder Licht.

Im August war Olaf Rahardt wieder auf See. In Kiel ging er an Bord eines Ausbildungsschiffs für Offiziersanwärter der Deutschen Marine. Die Reise ging durch die Ostsee und den Nordatlantik. In seiner Galerie in Rudolstadt werden aus den Skizzen Gemälde. Sonnenuntergänge, Ausflüge an Land, Polarlichter: "Das sind Sachen, die man nie vergisst." An Bord, sagt er, versteht er sich als stiller Beobachter. So fuhr er zum Beispiel auch drei Wochen lang auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" mit. "Das war ein riesengroßes Glück." Nur wenige Monate später ging die "Gorch Fock" zur Reparatur in die Werft, wo sie bis heute noch steht.

Die Seefahrt faszinierte Olaf Rahardt schon als Kind. Er wuchs in Großengottern im Unstrut-Hainich-Kreis auf. Ein Buch aus der Dorf-Bibliothek weckte sein Interesse für Seefahrt und Schiffbau. Er lernte Maschinenschlosser und arbeitete in den 1980er Jahren auf Schiffen der Volksmarine. Nach der Arbeit, wenn er Zeit hatte, malte er. Vor allem Schiffe hielt er in seinen Bildern fest. Das sprach sich herum. Er bekam die ersten Aufträge. Baute seine Fertigkeiten aus.

Erster großer Auftrag kam von der Marine

Ende der 1990er Jahre machte er sein Hobby zum Beruf. Seinen ersten großen Auftrag bekam von der Deutschen Marine. Eine Schiffsreise sollte er in kleinen Gemälden festhalten. Den Durchbruch brachte ihm eine Fahrt mit einem internationalen Verband von Schulschiffen rund um Europa. An Bord malte Rahardt Schiffe, Landschaften und Menschen. "Die Motive waren so vielfältig", sagt er. "Ich konnte die nächsten Jahre davon zehren." Seine Bilder wurden von der Deutschen Marine ausgestellt. Im Nachhinein sagt er: "Das hat mir viele Türen geöffnet."

Bitter: Mehrere Ausstellungen wurden wegen Corona abgesagt

Allein von der Marinemalerei kann Olaf Rahardt allerdings nicht leben. Deshalb hat er sich auf das Malen von Schiffen und Booten für Modellbaukästen spezialisiert. Außerdem hält er seine Heimatstadt Rudolstadt auf Gemälden fest. Seine Bilder von Seefahrten, die er in Rudolstadt mit Ölfarben auf Leinwand bringt, stellt er aus. Zum Beispiel auf der Kieler Woche oder der Hansesail. Durch die Corona-Pandemie hat sich aber auch für den Marinemaler einiges verändert. Mehrere geplante Ausstellungen wurden abgesagt oder verschoben. Für ihn sei das bitter, sagt er. "Als Künstler lebt man ja vor allem von den Ausstellungen, weil da oft die Aufträge für das nächste Jahr zustande kommen." Er hofft jetzt auf eine Ausstellung im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg im Frühjahr. Bis dahin will er sich über Wasser halten, sagt er und lacht.

Anders als sonst - das war übrigens auch seine letzte Seefahrt im August. Denn Mindestabstand und Mundschutz gab es auch auf See. "Das verändert natürlich die Bilder und prägt sich ein", sagt er. Zum Schutz vor dem Coronavirus durfte außerdem niemand an Land gehen. Eindrücke an eine Seefahrt in Zeiten von Corona. Auch das hält er in seinen Gemälden fest.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Marlene | 25. Oktober 2020 | 21:40 Uhr

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