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Nach erneuter Ausschreibung will das Land Thüringen bis Mitte 2023 über den künftigen Betrieb der Schwarzatalbahn entscheiden. Bildrechte: IMAGO / Karina Hessland

Geplante ModellregionWasserstoff-Züge im Schwarzatal bleiben Zukunftsmusik

07. September 2022, 08:20 Uhr

Ob künftig Wasserstoffzüge durchs Schwarzatal fahren, bleibt weiter unklar. Das Land Thüringen will den Betrieb der Strecke zwischen Rottenbach und Katzhütte jetzt neu ausschreiben - die Antriebsart soll dabei technologieoffen bleiben. Die Thüringer Bergbahn will sich erneut um den Weiterbetrieb der 21 Kilometer langen Strecke bewerben.

von Stefanie Reinhardt, MDR THÜRINGEN

Wasserstoff-Züge im Schwarzatal? Ob Bahnen mit dieser Antriebstechnologie künftig im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt rollen, bleibt unklar. Wie die Staatssekretärin im Infrastrukturministerium, Barbara Schönig, sagte, kann die Strecke zwischen Rottenbach und Katzhütte von 2024 bis 2028 zunächst auch mit einer anderen Technologieart betrieben werden.

Außer mit Brennstoffzellen könnten die Züge zum Beispiel auch mit Akkus fahren. Die Landesregierung werde den Betrieb der Strecke noch im September ausschreiben. Bis Mitte 2023 soll eine Entscheidung fallen. Auf der 21 Kilometer langen Strecke sollten eigentlich schon seit dem vergangenen Jahr Wasserstoff-Züge unterwegs sein.

Schwarzatal will weiter Wasserstoff-Modellregion werden

Am Dienstag hatte dazu der Ausschuss für Infrastruktur des Thüringer Landtags im Gemeindehaus in Sitzendorf getagt. Eingeladen waren rund 20 Akteure, darunter Betreiber von Verkehrsunternehmen, Kommunen und Tourismusorganisationen. Der Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Schwarzatal, Ulf Ryschka, forderte vom Land klare Aussagen, wie es mit der Idee der Wasserstoff-Modellregion Schwarzatal weitergeht.

Ryschka sieht das Thema Wasserstoff nach wie vor als Chance für die strukturschwache Region. "Auch im ländlichen Raum muss sich etwas entwickeln. Auch der ländliche Raum muss klimaneutral werden", sagte Ryschka. Das Thema Wasserstoff könne künftig weiterhin Alleinstellungsmerkmal für das Schwarzatal sein: "Wir könnten damit die erste Region in Deutschland sein, in der man völlig klimaneutral Urlaub machen kann", sagte Ryschka.

Thüringer Bergbahn will Strecke weiter betreiben

Die Thüringer Bergbahn, die die Schwarzatalbahn seit 20 Jahren betreibt, will sich wieder bewerben - unabhängig von der Antriebsart. "Wir wollen die Strecke auch nach 2023 weiterbetreiben", sagte Geschäftsführerin Diana Saager. Zurzeit sei die Unsicherheit groß, wie die Zukunft aussehe.

Die Thüringer Bergbahn hatte sich im vergangenen Jahr als einziges Unternehmen für den Betrieb der Strecke zwischen Rottenbach und Katzhütte beworben. Der Aufwand dafür sei groß gewesen, so Saager. "Das Angebot zu erstellen, war ein Kraftakt für uns." Die Gründe: Es fehlten Erfahrungswerte, zum Beispiel für den Tausch der Brennstoffzellen. Auch die Hersteller ließen sich nicht in die Karten schauen, bevor nicht der Kaufvertrag für die Triebwagen unterschrieben sei.

Die Berg- und Schwarzatalbahn sei auch die Lebensader des Schwarzatals, sagte Ulf Ryschka. Die Bahn habe inzwischen viele Partner in der Region und setze Tourismusprojekte um. So sei der Wiederaufbau des Bahnhofsgebäudes in Rottenbach mitfinanziert worden, sagte Diana Saager.

Busunternehmen bevorzugt Biomethan

Für das Busunternehmen Kombus rechne sich die Investition in mit Wasserstoff betriebene Busse nur, wenn durch das Schwarzatal auch Wasserstoffzüge fahren und die notwendige Infrastruktur vorhanden ist. Kombus-Geschäftsführer Dirk Bergner sagte, für jeden Wasserstoffbus rechne das Unternehmen mit zusätzlichen Kosten von rund 40.000 Euro pro Jahr. "Das können wir als Unternehmen nicht mit dem Verkauf von Fahrkarten erwirtschaften." Derzeit favorisiere Kombus deshalb mit Biomethan betriebene Busse. Bestehende Fahrzeuge könnten damit weitergenutzt werden, außerdem gebe es Fördermöglichkeiten.

Kostenexplosion brachte Zugprojekt zum Erliegen

Auf Strecke zwischen Rottenbach und Katzhütte sollten laut früheren Plänen bereits Wasserstoff-Züge fahren. So hatte es die Thüringer Landesregierung vor rund drei Jahren bei der Testfahrt des blauen Wasserstoffzuges Coradia iLint angekündigt. Ende 2021 hat das Land die Ausschreibung für den künftigen Betrieb von Wasserstoffzügen überraschend gestoppt. Die Kosten waren mit 90 Millionen Euro fast doppelt so hoch als erwartet.

Das Land hatte Ende 2021 außerdem ein eigenes Gutachten zu Wasserstoffzügen im Schwarzatal in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt laut Landesregierung inzwischen vor, wurde aber noch nicht öffentlich mitgeteilt.

MDR (sre)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 06. September 2022 | 20:00 Uhr