Auktion Erfurter Puppenstubenmuseum unter dem Hammer

02. März 2023, 19:06 Uhr

Sie werde wohl das ein oder andere Tränchen verdrücken, hatte Steffi Rebettge im Vorfeld gesagt. Am Donnerstag dann kam ein Großteil ihrer jahrzehntelang gesammelten Puppen und Möbel unter den Hammer. Die Erfurterin musste im Dezember ihr Puppenstubenmuseum wegen der gestiegenen Kosten schließen. Die Stadt Erfurt sah sich nicht dazu in der Lage, sie beim Erhalt zu unterstützen.

Auktionatorin Anke Wendl stellt noch zwei Puppen in die Miniaturbibliothek, dann ist die Vitrine fertig für die Besucher. Schon zum Start der Vorbesichtigungen im Auktionshaus Wendl in Rudolstadt ist der Andrang groß. Viele kommen auch von weiter her und wollen sich die Schätze des Erfurter Puppenstubenmuseums aus der Nähe betrachten. Hier in Rudolstadt sind die Exponate wahrscheinlich zum letzten Mal gemeinsam zu sehen. Nach der Auktion werden sie in alle Himmelsrichtungen zerstreut.

Steffi Rebettge hat die mehr als 100 Puppenstuben, Kaufmannsläden oder Rummelplatz-Attraktionen viele Jahre lang Stück für Stück zusammengetragen. Seit 2014 zeigte sie ihre Schätze im Fischersand in Erfurt, wo das Puppenstubenmuseum seinen Standort hatte. Jahr für Jahr kamen Tausende Gäste, schwelgten in Erinnerungen oder träumten sich in die Miniaturwelt. Ein Besuch war auch eine kleine Zeitreise, denn die Puppenstuben stammen aus verschiedenen Jahrzehnten bis ins 19. Jahrhundert hinein.

Gestiegene Kosten waren das Aus für das Museum

Während Corona habe sie mehrfach schließen müssen, erzählt Steffi Rebettge. Zum Glück sei ihr der Vermieter immer wieder entgegengekommen. Jetzt kam trotzdem das Aus. Die Museumschefin konnte die gestiegenen Kosten nicht mehr auffangen. "Ich kann kein Geld mehr zuschießen", sagt Steffi Rebettge. Auch die beiden Mitarbeiterinnen verloren ihren Arbeitsplatz im Museum.

Anfangs versuchte Steffi Rebettge, das Museum zu retten. Gespräche mit der Stadt seien jedoch gescheitert. Dabei, sagt sie, gebe es genügend leere Flächen in der Stadt, die man ihr hätte zur Verfügung stellen können. Möglichst mietfrei, sei ihr Wunsch gewesen. Dann hätte sie nur noch die Löhne und Energiekosten selbst tragen müssen. Vergeblich.

Es ist ein trauriger Anlass. Für Sammler ist das natürlich eine tolle Möglichkeit, sich schöne Stücke zu ersteigern, aber es ist trotzdem bitter.

Auktionatorin Anke Wendl

Stadt Erfurt verweist auf rechtliche Hürden

Aus der Erfurter Stadtverwaltung heißt es, dass die Übernahme von Kosten für ein privates Museum rechtlich nicht möglich gewesen sei. Auch ein Ankauf der Exponate sei nicht infrage gekommen. Steffi Rebettge ist enttäuscht, hat sich jedoch inzwischen mit dem Aus des Museums abgefunden. Zum Schluss wurde die Zeit knapp. Die Puppenstuben brauchen viel Platz. In ihrer Dreiraumwohnung kann Steffi Rebettge die Exponate nicht lagern.

Auch deshalb wurde am Donnerstag bei der Auktion Rudolstädter Kunstauktionshaus Wendl ein Großteil des Inventars versteigert. Mit dem Ergebnis ist die ehemalige Museumsleiterin zufrieden. Die zweistöckige Puppenbibliothek mit Wendeltreppe und Beleuchtung erzielte mit 1.700 Euro den höchsten Preis. Eine ältere Dame im Saal bekam dafür Applaus.

Eine andere Puppenstube mit Parkettboden ging für 1.200 Euro nach Großbritannien. Der größte Teil der rund 30 Puppenstuben ist aber für wenige Hundert Euro verkauft worden. Einzelne Puppenmöbel, Ausstattungsteile und teils außergewöhnliche Spielzeuge aus der Erfurter Sammlung gingen ebenfalls für um die 100 Euro unter den Hammer. Als besondere Stücke waren zum Beispiel ein Blumenladen von 1950 und eine elektromechanische Luftschaukel dabei.

"Es ist ein trauriger Anlass", hatte Auktionsleiterin Anke Wendl im Vorfeld der Versteigerung gesagt. "Für Sammler ist das natürlich eine tolle Möglichkeit, sich schöne Stücke zu ersteigern, aber es ist trotzdem bitter."

Besonderes Ausstellungsstück nicht bei Rudolstädter Auktion

Und so blieben die Besucher im Auktionshaus Wendl oftmals minutenlang vor einzelnen Vitrinen stehen. Viele ihrer Schätze haben Steffi Rebettge und ihre beiden früheren Mitarbeiterinnen vielleicht zum letzten Mal gesehen. "Ja, es ist schon traurig." Ein besonderes Ausstellungsstück hat sie aber mit in ihre Erfurter Wohnung genommen. Ein ganzer Puppenhaus-Schrank mit vielen Zimmern. Den will sie auf keinen Fall hergeben.

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MDR (jml/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 02. März 2023 | 19:00 Uhr

16 Kommentare

MDR-Team am 03.03.2023

Wie bereits erwähnt, hat die Stadtkasse nichts mit Kriegswaffen zu tun, weil es nicht in der Zuständigkeit der Städte und Kommunen liegt, irgendwelche Waffen zur Verteidigung Deutschlands anzuschaffen.
Es ist die Aufgabe des Verteidigungsministeriums, Waffen für die Bundeswehr zu beschaffen.

Erichs Rache am 03.03.2023

@MDR-team

"Erfurts Stadtkasse hat nichts mit Kriegswaffen zu tun."

Was macht Sie da soooo sicher????? :-))))

Ich würd mich nicht wundern, wenn der Bausewein den Krieg in der Ukraine persönlich angefangen hätte, .... aus Versehen :-))))

Peter Pan am 03.03.2023

@fatze
würden Sie dann für Ihr Hobby auch2 Arbeitsplätze einrichten, haben Sie den Artikel überhaupt mal gelesen?
DER MDR hat es heute ja mit Sprichwörtern, hier hätte gut gepasst für die Stadtverwaltung "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg".

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