Gräber als Mahnmale Volkstrauertag in Thüringen: Gedenken an Opfer und Friedensappelle

13. November 2022, 20:35 Uhr

Zum Volkstrauertag hat Thüringen bei Gottesdiensten und Gedenkveranstaltungen der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Bei der zentralen Trauerfeier auf dem Nordfriedhof in Rudolstadt wurde auch an das Leid in der Ukraine erinnert. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nutzte die Aufmerksamkeit für eine Forderung an die Landesregierung.

In Thüringen ist zum Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert worden. Vielerorts legten Vertreter von Politik und Verbänden Blumen und Kränze an Gräbern und Denkmälern von Kriegstoten nieder. In Kirchen wurde in Gottesdiensten der Toten gedacht. Oft waren die Veranstaltungen mit Friedensappellen zum Krieg in der Ukraine verbunden.

Gräber als Mahnmale für die Lebenden

Landtagspräsidentin Birgit Pommer erklärte bei der zentralen Gedenkfeier des Freistaates in Rudolstadt, dass die Gräber der Kriegsopfer damals wie heute von Gewalt und Leid zeugten. "Wir alle sind gefordert, Frieden wiederherzustellen und zu wahren." Vertreter von Landtag, Landesregierung und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gedachten auf dem Nordfriedhof in Rudolstadt zusammen der Toten.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte laut Mitteilung, der Krieg in der Ukraine habe längst vergessene Ängste zurück nach Deutschland und Europa gebracht. Es sei "ein Krieg, der tagtäglich neue Gräber schafft." Auch wenn es zum Zeitpunkt der Kampfhandlungen schwer vorstellbar erscheine, schlage irgendwann die Stunde der Versöhnung.

Mehr als 100.000 Kriegsgräber im Freistaat

Auf dem Rudolstädter Nordfriedhof sind 310 Opfer des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Diktatur bestattet. Die dort begrabenen Toten waren Zwangsarbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion, aus Slowenien, Rumänien, Polen, Ungarn und anderen Ländern. Auch zivile Bombenopfer und Soldaten fanden dort ihre letzte Ruhestätte.

In ganz Thüringen erinnern Kriegsgräber an etwa 106.000 Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft des 20. Jahrhunderts. Nach Einschätzung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind noch rund ein Drittel der Kriegsgräber im Freistaat sanierungsbedürftig. Neben dem Erhalt der rund 570 Kriegsgräberstätten in Thüringen müsse auch mehr für die pädagogische Nutzung dieser Mahnmale getan werden, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes, Henrik Hug.

Mehr Geld für Pflege der Kriegsgräber gefordert

"Mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand zu den beiden Weltkriegen ist es umso wichtiger, die Gräber sprechen zu lassen", betonte Hug. Für die Pflege und den Erhalt der Kriegsgräber sowie die pädagogische Bildung müssten allerdings die jährlich vom Staat bereitgestellten Mittel erhöht werden. Notwendig sei mindestens eine Million Euro pro Jahr, so Hug.

Die in Thüringen zur Verfügung gestellten Mittel in Höhe von jährlich rund 600.000 Euro seien bereits seit Jahren nicht erhöht worden. Weltweit kümmert sich der Volksbund im Auftrag der Bundesregierung nach eigenen Angaben auf mehr als 800 Kriegsgräberstätten in 45 Ländern um die Erhaltung von mehr als zwei Millionen Gräbern beider Weltkriege.

MDR (dpa,ask)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Thüringen Journal | 13. November 2022 | 19:00 Uhr

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