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Zu den beschlagnahmten Gegenständen gehörten auch scharfe Schusswaffen. Bildrechte: MDR/Axel Hemmerling

Organisierte KriminalitätRazzia in Thüringer Neonazi-Szene: Sieben Festnahmen

16. Juni 2022, 18:44 Uhr

In Thüringen hat es am Donnerstag Razzien in der Neonazi-Szene gegeben. Hunderte Beamten von Polizei, Zoll und Landeskriminalamt durchsuchten Wohn- und Geschäftsräume. Unter anderem wurden Drogen und Schusswaffen beschlagnahmt. Mehrere Personen wurden festgenommen, davon Mitglieder der rechtsextremen "Turonen".

von MDR THÜRINGEN

In Thüringen hat es am frühen Donnerstagmorgen Razzien in der Neonazi-Szene gegeben. Nach MDR THÜRINGEN-Informationen haben mehr als 500 Beamte mehrere Wohn- und Geschäftsräume durchsucht. Im Einsatz waren auch Spezialeinheiten des Landeskriminalamtes (LKA), das Zollfahndungsamt Dresden, eine spezielle Ermittlungsgruppe "Rauschgift" und Experten der Staatsanwaltschaft Gera für Organisierte Kriminalität.

Razzia in Thüringen: Mehrere Festnahmen

Nach Polizeiangaben waren am Morgen 26 Wohn- und Geschäftsräumen in Erfurt, Gotha, Weimar, Eisenach, in den Kreisen Saale-Orla, Saalfeld-Rudolstadt und Schmalkalden-Meiningen durchsucht; ebenso in Schleswig-Holstein und Berlin. Schwerpunkt der Aktion war der Raum Saalfeld.

Sieben Personen wurden laut Polizei festgenommen, eine davon in Griechenland im Urlaub. Den Beschuldigten im Alter von 26 bis 48 Jahren wird Drogenhandel, Geldwäsche und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Bei zwei Beschuldigten handelte es sich nach Angaben des Thüringer Landeskriminalamtes um Mitglieder der "Turonen".

Gegen diese waren das LKA und die für Organisierte Kriminalität zuständige Staatsanwaltschaft Gera im Februar vergangenen Jahres vorgegangen. Bei den Durchsuchungen im Raum Gotha und in Hessen waren damals mehrere Tatverdächtige festgenommen worden. Gegen neun von ihnen soll Ende Juni ein Prozess am Landgericht Erfurt beginnen.

Zwei weitere Beschuldigte werden der Gruppe "Garde 20" zugerechnet. Beide Gruppierungen sind Teil des Neonazi-Netzwerks "Bruderschaft Thüringen", das seit Jahren im Visier des Thüringer Verfassungsschutzes ist. Innenminister Maier sagte, es handle sich um eine "sehr, sehr radikale und gewalttätige Ausprägung des Rechtsextremismus". Die übrigen Beschuldigten würden der Drogenszene zugerechnet.

Schusswaffen sichergestellt

Sichergestellt wurden unter anderem Betäubungsmittel, drei scharfe Handfeuerwaffen und mehrere Deko- oder Schreckschusswaffen sowie Vermögenswerte in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro. Auch mehrere Mobiltelefone und Kryptohandys wurden sichergestellt. Von letzteren erhoffen sich die Ermittler weitere Ansätze, da sie oft von Kriminellen zur Abwicklung ihrer Geschäfte genutzt werden. Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag wurden die sichergestellen Gegenstände gezeigt.

Laut LKA-Chef Jens Kehr hat das Landeskriminalamt seit 2020 Hinweise auf Verbindungen der rechtsextremen Szene mit dem schwerkriminellen Milieu. Eine Sonderkommission habe seither immer wieder Durchsuchungen durchgeführt, Drogen und Geld sichergestellt und insgesamt 30 Haftbefehle vollstreckt. Einige dieser Razzien sorgten für Aufsehen. Erst im März war gegen neun Beschuldigte nach einer solchen Razzia Anklage am Landgericht Erfurt erhoben worden.

Innenminister Maier spricht von "Wirkungstreffer"

Die Razzien am Donnerstag wertete Maier als "Wirkungstreffer" gegen Rechtsextremismus und organisierte Kriminalität in Thüringen und als nachhaltigenen Schlag gegen die Szene. Bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus müssten auch die Finanzströme in den Blick genommen werden, sagte er. Der Sprecher der leitenden Staatsanwaltschaft in Gera, Thomas Riebel, sagte: "Ich will nicht ausschließen, dass auch erhebliche Gewinne in den Bereich der rechten Szene geflossen sind." Das müssten aber die weiteren Ermittlungen zeigen.

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MDR (ahem/lke/fno/cfr)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 16. Juni 2022 | 07:00 Uhr