Lächelnde Frau mit Kopfhörern
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Ein bisschen Statistik Positive Nachrichten und die Kommentare dazu

11. Januar 2022, 14:52 Uhr

Dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten seien, ist natürlich nur ein Vorurteil. Wir berichten auch oft über erfreuliche Dinge - also gute Nachrichten. Aber wie häufig sind sie - und: Was sagen unsere User dazu?

Die gute Nachricht: Es gibt schon reichlich positive Nachrichten in unserem Angebot: Mehr als ein Fünftel der Meldungen (22,1 Prozent) fällt mehr oder weniger deutlich darunter. Die vielleicht schlechte Nachricht: Diskutiert und kommentiert werden sie kaum. Gerade einmal fünf Kommentare finden sich im Schnitt unter positiven Nachrichten. Zu neutralen oder negativen Nachrichten gibt es durchschnittlich viermal so viele User-Kommentare.

2.320 Artikel unter der Lupe

Grundlage für diese Zahlen ist eine repräsentative 20-Prozent-Stichprobe aus mehr als 11.000 Artikeln in unserem Speicher aus der Zeit Februar 2018 bis Dezember 2021. Als "positiv" gelten etwa Kriterien wie Verbesserung, Zuwendung/Hilfe, Nutzen, Fortschritt, Erfolg, Konfliktbeilegung oder materielles Plus. Grundsätzlich nicht als positiv gezählt wurden Prozesse, Wahlen oder Ermittlungsschritte. Zählmethode und Kriterien für "positiv" sind am Ende des Artikels in ausklappbaren Texten näher beschrieben, auch mit Hinweisen auf verbleibende Unschärfen. Nicht kommentierbar waren 24 Prozent der Artikel, vor allem aus dem Blaulichtbereich, der erfahrungsgemäß zu viele Unterstellungen und falsche Verdächtigungen auslöst. Manchmal gibt es auch Kapazitätsgründe:

Zum selber Ausprobieren hier einige Artikelthemen (nicht aus der Stichprobe). Es ist kein falsch-oder-richtig-Quiz, sondern nur ein Eindruck zu den damit verbundenen Einschätzungen. Wir werden die Quoten zu Ihren Meinungen im Lauf der Abstimmung veröffentlichen.

Welche Überschriften empfinden Sie als "Gute Nachricht"?

Mehrfachauswahl möglich

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So haben Sie abgestimmt:

Thüringens erster Corona-Patient gesundheitlich stabil 14%
Mehr Geld für Regelschullehrer 14%
Tierschützer befreien 18 misshandelte Hunde13%
Haus der Weimarer Republik: Schon mehr als 31.000 Besucher 12%
Schleizer Dreieck: Testzentrum für E-Mobilität und autonomes Fahren geplant 12%
Bauarbeiten am Bahnhof Jena-Göschwitz begonnen 11%
Herleshausen: Spatenstich für Erinnerungsort an einstiger Grenze10%
Abgestürztes deutsches Jagdflugzeug von 1944/45 bei Ballstedt ausgegraben 4%
Wirtschaftliche Gewinner der Krise 4%
Beschäftigte im Einzelhandel wollen mehr Geld 3%
keine von diesen 3%

Auch wenn Einschätzungsspielräume bleiben - die Größenordnungen der ermittelten Zahlen sind selbst bei den möglichen Schwankungsbreiten eindeutig. Zum Nachlesen und Nachprüfen sind die Artikelthemen mit ihrer Einstufung als positiv oder nicht und mit ihren Kommentarzahlen in downloadbaren Dateien am Ende des Artikels zu finden.

Die Zahlen sind eindeutig

Das geringe Kommentarinteresse an positiven Meldungen im Vergleich zu sonstigen Artikeln ist deutlich: Fast 40 Prozent der positiven Meldungen blieben unkommentiert, während dieser Anteil für neutrale und negative Meldungen nur 22 Prozent beträgt. Zu fast 70 Prozent der positiven Meldungen gab es höchstens drei Kommentare - für sonstige Artikel sind es 45 Prozent. Richtig lebhafte Diskussionen mit 50 oder mehr Kommentaren finden sich nur unter 1,3 Prozent der positiven Meldungen, aber unter 9,3 Prozent der sonstigen Artikel.

Was soll man aber auch bei einer solch positiven Nachricht als Kommentar schreiben außer vielleicht: super - dafür gibt's doch aber allerhand likes.

Facebook-User zu unserer Verwunderung über Schweigen zur Meldung, dass Opel doch eigenständig bleibt.

Solcherart beschwiegen wurden unter anderem fast alle Thüringer des Monats, viele angekündigte und vollendete Sanierungen oder Investitionen, Baumpflanzaktionen, viele positive Bilanzzahlen Thüringer Unternehmen, Lauschaer Christbaumschmuck als Kulturerbe oder die Erfurter Astro-Show mit Astronaut Alexander Gerst und einem Weltrekord. Selbst die vier Suhler Zwillingsgeburten innerhalb kurzer Zeit ernteten Schweigen - während sie parallel auf Facebook einen "Flauschsturm" auslösten. Möglicherweise passt das "strenge" Eingabeformular auf einer Webseite mental weniger zu einer kurzen Freudensäußerung als die unkomplizierte Antwort auf dem Handy unter einem in den Feed gespülten Posting.

Konflikt speist Diskussion

Damit eine als überwiegend positiv eingestufte Meldung viele Kommentare bekam, brauchte es letztlich immer einen dahinterliegenden Konflikt oder ein konflikt- und damit kommentarträchtiges Nebenthema: Streit um ein Hausverbot für AfD-Politiker beim Gedenken an NS-Opfer, Hilfsabsichten für Flüchtlinge auf der griechischen Insel Moria, ein zwecks Konfliktbeilegung wieder abgegebener E-Porsche der Weimarer Stadtwerke oder die Konfliktbeilegung im Stabilitätspakt von Rot-Rot-Grün und CDU.

Der Blick auf unkommentierte sonstige Meldungen ergibt kein eindeutiges Bild. Schäden durch Naturereignisse zählen häufig dazu oder auch Todesfälle, Hintergrund-/Erklärstücke ("Kann jeder eine Partei gründen?", Restaurierung von Bildern, "Wandel in der Grabpflege"), kaum vermeidbar Lästiges wie Verkehrseinschränkungen oder Havarien aller Art sowie sehr lokale Fälle. Bei vielen unkommentierten Themen handelt es sich um abgeschlossene konkrete Ereignisse sowie um eher fakten- als meinungshaltige Aspekte.

Nicht nur Inhalt wird für Reaktionen zählen

Außer den Inhalten der Artikel dürften aber weitere Punkte eine Rolle spielen - wie die Zeitdauer, die ein Artikel relativ weit oben auf der Seite sichtbar ist, oder bereits laufende parallele Diskussionen zu sehr ähnlichen Themen, etwa rund um Corona oder Impfungen sowie natürlich die unterschiedlich hohen Reichweiten pro Artikel.

Diskussionsgarantie bei Politik

Fast nie kommentarlos blieben aber Meldungen aus der Landespolitik. Einzige klare Ausnahmen in der Stichprobe aus mehr als 2.000 Meldungen waren der Regierungsentwurf für ein millionenschweres Waldrettungsprogramm und die Erstattung von Kita- und Hortgebühren wegen Corona bedingter Schließungen.

Wie definiert man "positive Nachrichten"?

Schwierige Frage, sobald man genauer hinschauen will... Natürlich gibt es seit Jahrzehnten unendlich viele Studien zu Nachrichtenfaktoren von Schaden über Prominenz und Konflikt bis zu Alltagsnähe. Nach "positiv" wird dabei eher nicht eingeteilt. Einzelne Listen enthalten Punkte wie "Nutzen" oder "Erfolg". Ausgehend davon und der Umkehrung einzelner "negativer" Nachrichtenfaktoren wurde diese Kriterienliste zugrundegelegt:
"Anfang" (Neues, Eröffnung, Ernennung)
"Beilegen" (Schlichten, erfolgreiche Kompromissfindung)
"Erleben" (positives Erleben, Erlebnisse, Freude, Feiern)
"Erfolg" (Gewinn, Auszeichnung, Lob, positive Rekorde)
"Fortschritt (technisch oder in einem längeren (Verwaltungs-)Ablauf mit Zwischenstufen, Erkenntniszuwachs, höherer Nutzen)
"Besserung" (Sanierung, Reparatur, heilen, schützen, ausgebliebener erwarteter Schaden)
"Zuwendung (helfen, Erinnerung/Gedenken an Menschen)
"Materielles" (Bekommen, sparen, Entlastung)
"Leicht&lustig"

Nicht als positiv bewertet wurden Artikel, in denen sich positive und negative Aspekte weitgehend die Waage hielten, etwa bei einer mehrmonatigen Straßensperre für den Bau einer Ortsumfahrung oder mehrmonatiger Bauverzug, weil ein seltener Vogel brütete.
Ebenfalls nicht als positiv eingestuft wurden grundsätzlich Urteile, Artikel zu Ermittlungsverfahren, Parlamentsbeschlüsse, Wahlen aller Art oder Punkte mit noch komplett unklaren Folgen.

"Fortschritt" und "Besserung" haben Überschneidungen. Auch "Anfang" und der Ausschluss von Wahlergebnissen bringen Unschärfen. Dazu kommt, dass in vielen Meldungen auch mehrere Faktoren eine Rolle spielen können. Entscheidend war weniger die Zuordnung zu genau einem der Punkte, sondern ein ausreichend positiver Gehalt. Als "positiv" wurden auch Pläne und Absichten aufgenommen, solange sie hinreichend konkret waren. Zu dieser Gruppe mit etwas weniger fassbarer "Positivität" gehörten zwölf Prozent dieser Artikel.

Methode und mehr Zahlen

Verfügbar waren 11.605 Artikel aus der Zeit Februar 2018 bis Dezember 2021. Davon waren 24 Prozent nicht kommentierbar (2.837) und 76 Prozent kommentierbar (8.768), 19,8 Prozent blieben unkommentiert (2.299). Daraus wurde als repräsentative Stichprobe per Zufallszahlen ein Fünftel (2.320) ausgewählt.

Innerhalb dieser Gruppe wurden nach der oben beschriebenen Definition 512 positive Nachrichten ausgemacht (22,1 %) und 1.808 sonstige neutrale oder negative Nachrichten (77,9 %). Elf Prozent der positiven Nachrichten und 28 Prozent der sonstigen Nachrichten waren nicht kommentierbar. Der deutliche Unterschied erklärt sich daraus, dass vor allem fast der gesamte "Blaulicht"-Bereich mit Verbrechen, Ermittlungen und Prozessen nicht kommentierbar ist. Alle Artikel waren jeweils rund 48 Stunden kommentierbar.

Für die verbleibenden 454 positiven und 1305 sonstigen Nachrichten wurde die Zahl der User-Kommentare ermittelt:
Keine Kommentare gab es bei 39,3 Prozent der positiven Nachrichten und bei 22,2 Prozent der sonstigen Nachrichten.
Je einen Userkommentar hatten 13,4 Prozent der positiven Nachrichten und 9,3 Prozent der sonstigen Nachrichten,
Null bis drei Kommentare hatten 69,1 Prozent der positiven Nachrichten und 45,2 Prozent der sonstigen Nachrichten.

Mehr als 100 Kommentare gab es für 0,4 Prozent der positiven Nachrichten und 4,5 Prozent der sonstigen Nachrichten.
Mehr als zehn Kommentare hatten 10,8 Prozent der positiven Nachrichten und 34,6 Prozent der sonstigen Nachrichten.
Die durchschnittliche Kommentarzahl pro Artikel betrug bei positiven Nachrichten 5 und bei den sonstigen Nachrichten 19,5 Prozent.

Die komplette Artikelübersicht der Stichprobe mit Zahlen (zum Download)

Quelle: MDR

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