Ein Jahr danach Was hat Ramelows Reise nach Vietnam gebracht?
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10. November 2024, 12:00 Uhr
Im November 2023 reiste Ministerpräsident Bodo Ramelow mit einer 80-köpfigen Wirtschaftsdelegation nach Vietnam. Fünf Tage lang schüttelte er Hände im kommunistischen Land, warb um Fachkräfte und versuchte, den Thüringer Unternehmen Türen in den ostasiatischen Markt zu öffnen. Hatte er Erfolg?
- Südthüringens Ostasien-Connection
- Ramelows Weg nach Vietnam
- Deutschland: Das fremde Land
- Was die Delegationsreise gekostet hat
- Wie Thüringer Unternehmen profitiert haben
Das graue T-Shirt unter der blauen Latzhose spannt ziemlich, als der drahtige junge Mann den schweren Stahlbalken aus der Fräsmaschine hebt. Vorsichtig hievt er das glänzende Metall auf den Beistelltisch, wo sich sein Tageswerk schon zu einem beachtlichen Haufen gestapelt hat. Mit dem Unterarm wischt er sich Schweiß von der Stirn. Dann zieht er sich die Arbeitshandschuhe von den Fingern.
"Hallo. Ich bin Vin und ich komme aus Vietnam", stellt er sich vor. "Zurzeit mache ich eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker." Vin, wie ihn seine deutschen Kollegen nennen, ist 24 Jahre alt, heißt eigentlich Duong The Nguyen und kommt aus der Nähe von Da Nang am südchinesischen Meer. Er ist einer von zwei Vietnamesen, die bei der Schmalkaldener Maschinenmesser GmbH (SMM) eine Ausbildung machen. Deutsche Azubis hat das Unternehmen derzeit nicht.
Die kommen dann nicht mehr und denken, der Arbeitgeber wird schon merken, dass ich kündige.
Südthüringens Ostasien-Connection
"Man hat es in den letzten Jahren versäumt, Schüler über Praktika an Firmen heranzuführen", klagt Katrin Fischer, die Geschäftsführerin von SMM. "Vor Corona haben wir solche Stapel Bewerbungen gehabt", erzählt sie und hebt die Hand gut einen halben Meter über die Tischplatte. "Da konnten wir aussuchen!" Inzwischen gebe es fast keine Bewerber mehr. Und die wenigen, die es gibt, schmissen häufig wieder hin. "Die kommen dann nicht mehr und denken, der Arbeitgeber wird schon merken, dass ich kündige."
Die Schmalkaldener Maschinenmesser sind mit rund 50 Mitarbeitern ein kleines mittelständisches Unternehmen. Fällt hier eine Arbeitskraft aus, hat der Traditionsbetrieb ein Problem. Wie viele andere Industrieunternehmen der Region ist auch SMM in den frühen 90er-Jahren aus dem zerfallenen VEB Werkzeugkombinat Schmalkalden (WKS) hervorgegangen. Bis heute zehrt die Branche vom damals guten Ruf als "Werkzeugstadt der DDR" - und genau wie damals sollen auch heute Vietnamesen das Fachkräfteproblem lösen.
"Zu DDR-Zeiten gab es hier viele Vietnamesen im Werkzeugkombinat", erinnert sich Katrin Fischer, die selbst in Schmalkalden aufgewachsen ist. Dann sagt sie diesen einen Satz, der vielen Ostdeutschen über die Lippen geht, wenn sie von Vietnamesen sprechen: "Die waren immer fleißig."
Aufgrund dieser guten Erfahrungen (oder verhafteten Vorurteile) haben die IHK und die Handwerkskammer die alte Südthüringen-Ostasien-Connection im Jahr 2016 wiederbelebt: das sogenannten Vietnamprojekt, das auch ausschlaggebend dafür war, dass Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die vietnamesisch-thüringischen Beziehungen in seiner Amtszeit zur Chefsache erklärte.
Fakten zum Vietnamprojekt
Das Vietnamprojekt hat laut IHK Südthüringen in den vergangenen acht Jahren staffelweise insgesamt 250 vietnamesische Jugendliche nach Thüringen geholt.
Ziel ist es, sie "langfristig in den regionalen Arbeitsmarkt zu integrieren". Dafür erhalten die Jugendlichen in Vietnam und Deutschland eine intensive Sprachausbildung (Niveau B2) sowie Grundwissen über die deutsche Kultur und absolvieren anschließend eine Ausbildung in einem von 64 beteiligten Thüringer Unternehmen.
Laut IHK Südthüringen befinden sich derzeit 101 Jugendliche in Ausbildung. 124 haben die Ausbildung bereits abgeschlossen, was einer Erfolgsquote von 83 Prozent entspricht. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als der Berufsbildungsbericht 2024 im gesamtdeutschen Ausbildungs-Vergleich ausweist.
Die achte Staffel war mit 54 Auszubildenden die bisher größte.
Ramelows Weg nach Vietnam
"Das Kieselsteinchen, das das ins Rollen brachte, war der damalige Handwerkskammerpräsident", erinnert sich Ramelow. "Der saß bei mir zum Kennenlerngespräch. Da erzählte er, dass eine Schmalkaldener Wurstfirma noch Kontakte nach Vietnam hätte und jetzt zwei Auszubildende von da holen wolle." Ramelow hörte neugierig zu, erfuhr von der IHK, dass auch eine Wirtschaftsreise in Vorbereitung sei. Schöne Idee, dachte der Ministerpräsident und kümmerte sich nicht weiter darum.
Doch etwa ein Jahr später standen die IHK und die Handwerkskammer gemeinsam bei Ramelow auf der Matte: Vietnam habe plötzlich Bedenken, ob es weitere Fachkräfte nach Thüringen entsenden könne. Man habe wechselhafte Erfahrungen gesammelt und wolle eine Garantie, dass es den jungen Leuten im Ausland gut gehe. Ramelow, so die Idee, sollte als politischer Bürge mit nach Vietnam reisen.
Das Geschäft mit den Fachkräften (Zum Aufklappen):
Vietnam hat eine junge Bevölkerung und seit Jahren zu viele Arbeitskräfte. Die Vermittlung von Fachkräften ins Ausland ist in den vergangenen Jahren daher zu einem eigenen Geschäftsmodell geworden. Sprachschulen verdienen Geld damit, junge Vietnamesen auszubilden und ins Ausland vermitteln. Eine Entwicklung, die auch zwielichtige Blüten treibt. Teilweise verschulden sich vietnamesische Familien, um ihren Kindern eine Zukunft im Ausland zu ermöglichen.
Ein Thema, das auch Ramelow in Blick hat: "Ich möchte nicht, dass Thüringen Headhunter und Menschenhändler kontaktiert." Auch deshalb sei er 2023 mit nach Vietnam geflogen, um sich die Arbeit des Thüringer Partners Hanoi IEC anzuschauen. "Ich wollte, dass wir den Familien ins Gesicht schauen. Ich wollte sichergehen, dass wir nicht zulassen, dass sich Privatfirmen eine goldene Nase verdienen, während sich Familien in Vietnam in finanzielle Not bringen. Das darf nicht passieren."
Ramelow sagte zu und flog 2019 mit einer über 100-köpfigen Thüringer Delegation nach Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt. Die vietnamesischen Partner waren beeindruckt und empfingen die Thüringer Gäste mit allen staatlichen Ehren. "Diese Reise hat das Fundament für alles gelegt, was dann passiert ist", sagt Ramelow heute.
Vier Jahre und eine Pandemie später, im November 2023, reiste Ramelow erneut nach Vietnam, um die bestehenden Beziehungen weiter auszubauen. Damals gab er das Ziel aus, bis 2025 jedes Jahr 1.000 vietnamesische Auszubildende nach Thüringen zu holen. Diesem Ziel ist der Freistaat schon jetzt sehr nah gekommen. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im März 2024 thüringenweit 941 Vietnamesen in Ausbildung. "Das ist eine schöne Entwicklung, wenn man bedenkt, dass wir 2013 mit 20 Auszubildenden angefangen haben", so Ramelow.
Jedes Jahr eine Staffel
"Ja, das gefällt mir sehr gut", sagt Vin über Schmalkalden. Er betont dabei jede einzelne Silbe. Es klingt ein bisschen so, als lese er einen Satz aus dem Lehrbuch vor. Seit Mai 2024 lebt Vin nun in Deutschland. Erst im August hat er seinen B2-Deutsch-Test am Bildungscenter Südthüringen in Zella-Mehlis bestanden. B2 ist das Sprachniveau, das alle Nicht-EU-Ausländer für die Zulassung für den deutschen Arbeitsmarkt benötigen.
Vin ist damit einer von 54 vietnamesischen Azubis, die mit der achten Staffel des Vietnamprojekts Neuland betreten haben. Denn anders als ihre Vorgänger waren sie frühzeitig nach Thüringen eingereist und lebten hier schon drei Monate, ehe sie ihre B2-Prüfung ablegten und ihre Ausbildung begannen. Auch diese Neuregelung, die die Integration erleichtern soll, ist ein Ergebnis der Delegationsreise 2023.
Denn bis dato lief das Projekt so ab: Junge Vietnamesen schrieben sich kostenlos an der Hanoi IEC Sprachschule ein, erklärten sich dafür aber bereit, eine Ausbildung in Deutschland zu absolvieren. Die Kosten der Ausbildung trugen die Betriebe in Thüringen, die dafür Fördermittel von bis zu 4.000 Euro erhalten konnten.
In Hanoi paukten die angehenden Azubis ein Jahr lang Deutsch in einem Intensivkurs, um das B2-Niveau zu erreichen. Danach ging es direkt nach Deutschland, wo nur wenige Tage später die Ausbildung begann. Auf den Prüfungsdruck folgte also direkt der Kulturschock, was viele vietnamesische Azubis enorm unter Stress setzte. So erlebten es zum Beispiel Trang und Huyen, die im August 2023 über ein anderes Projekt nach Arnstadt kamen.
Alles war fremd, alles war neu. Sogar das Essen.
Deutschland: Das fremde Land
"Am Anfang war es eine Herausforderung für uns", sagt die 20 Jahre alte Huyen. "Hier war alles ganz anders." Ihre Mitbewohnerin Trang nickt eifrig. "Alles war fremd, alles war neu. Sogar das Essen", sagt sie und gibt lachend ein Beispiel: "Das erste Mal Butter schmieren, das war ein Erlebnis." Huyen und Trang sind im zweiten Lehrjahr. An der Orthopädischen Klinik des Marienstifts in Arnstadt machen sie eine Ausbildung zur Krankenschwester.
Dass sie sich inzwischen gut eingelebt haben, verdanken sie ihren Kollegen und besonders ihrer Chefin: "Zum Glück hat uns Frau Hegt geholfen. Dafür sind wir sehr dankbar", sagt Huyen. Petra Hegt ist die Geschäftsführerin des Marienstifts, das allein in der Orthopädischen Klinik in Arnstadt rund 150 Mitarbeiter beschäftigt - thüringenweit sind es mehr als 500. Trotzdem nahm sich Hegt anfangs besonders viel Zeit für ihre vietnamesischen Schützlinge.
"Die beiden sind 8.000 Kilometer von zu Hause entfernt, das macht nicht nur was mit ihnen", erinnert sich Hegt. "Ich bin ja auch eine Mutter." Und so richtete Ersatz-Mutter Hegt in einer Villa des Marienstifts eine Wohnung für Huyen und Trang ein, um ihnen den Start zu erleichtern. Zusammen mit den beiden jungen Frauen ging sie einkaufen, erklärte ihnen die wichtigsten Dinge und lief mit ihnen den Arbeitsweg ab. Für die anstehenden Behördengänge schaltete sie den Dienstleister Parisat ein.
Neben dem Organisatorischen bleibt aber auch die Sprache anfangs ein Problem. "B2 langt nicht", sagt Hegt. "Am Fließband in einer Fabrik mag das anders sein, aber in der Sozialen Arbeit oder in der Gastronomie müssen sie mit dem Patienten oder Gast sprechen können." Hegt unterstützt deswegen die neue Initiative, wodurch die Azubis eine Vorlaufzeit in Deutschland bekommen.
Darüber hinaus ist sie aber hochzufrieden mit dem Vietnamprojekt und ist voll des Lobes für Trang und Huyen: "Die beiden haben Noten um die 1,5 in der Schule und haben große Fortschritte gemacht. Das sind zwei tolle junge Frauen, die sehr fleißig sind und uns viel Freude bereiten." Im nächsten Jahr wird das Marienstift deshalb voraussichtlich zwei weitere Auszubildende aus Vietnam einstellen.
Der Aufwand könnte sich lohnen. Huyen und Trang gefällt es in Arnstadt so gut, dass sie sich vorstellen können, hier auch in Zukunft zu leben und weiterhin am Marienstift zu arbeiten. Auch Vin von SMM denkt nicht ans Weggehen. Seine Eltern könnten ihn in Zukunft ja auch in Deutschland besuchen, sagt er und freut sich stattdessen auf seinen ersten Winter in Schmalkalden. "Ich habe noch nie Schnee gesehen, das ist sicher schön", sagt er und lacht.
Warum Deutschland für Vietnamesen attraktiv ist (zum Aufklappen):
Deutschland bietet viele Vorteile für junge Vietnamesen. Nicht nur, dass die deutsche Ausbildung einen exzellenten Ruf genießt, sie wird auch vergütet. "In Vietnam muss man für eine Ausbildung bezahlen. Hier verdiene ich Geld und bin unabhängig", erklärt Huyen. Der vielleicht wichtigste Grund ist aber, dass Deutschland eine Arbeits- und Bildungsperspektive bietet: "In Vietnam wusste ich nicht, was ich machen sollte. Es gab nichts", erzählt Trang. Auch Vin sagt, dass er nach Deutschland gekommen ist, um Erfahrungen zu sammeln.
Seit Jahren hat Vietnam ein demografisches Problem von dem Deutschland nur träumen kann: einen Überschuss an jungen Menschen. In Vietnam gibt es für sie aber zu wenige höherqualifizierte Arbeitsplätze. Dass ist die Arbeitslosigkeit trotzdem mit nur zwei Prozent sehr niedrig ist, liegt auch an einem aufgeblähten Landwirtschaftssektor, in dem über 30 Prozent der Vietnamesen arbeiten. Zu viel für ein Schwellenland, das in den vergangenen Jahren ein beachtliches Wirtschaftswachstum hatte und in dem die Ansprüche steigen.
Politisch wird der Fachkräftetransfer von der Kommunistischen Partei daher unterstützt. Die Hoffnung ist, dass Vietnamesen aus dem Ausland Geld nach Hause schicken und dass Rückkehrer internationales Know-how mitbringen, um die heimische Wirtschaft weiter zu stärken. Viele junge Vietnamesen gehen nach Japan, Südkorea in die USA und immer öfter auch nach Deutschland.
Was die Vietnam-Delegationsreise den Steuerzahlern gekostet hat
Vin, Huyen und Trang sind drei Einzelfall-Beispiele, die zeigen, wie das staatlich geförderte Fachkräfteabkommen zwischen Thüringen und Vietnam funktionieren soll. Bleiben sie nach ihrer Ausbildung in Thüringen, so kann das auch als Erfolg der Delegationsreisen 2019 und 2023 gesehen werden. Trotzdem regt sich an solchen Reisen immer wieder eine grundsätzliche Kritik: Sie seien teuer und der Steuerzahler müsse dafür aufkommen.
Doch dem ist nicht unbedingt so. Die einwöchige Delegationsreise 2023 mit rund 80 Teilnehmern hat nach Angaben der Staatskanzlei 216.000 Euro gekostet, von denen 90.000 Euro auf die Staatskanzlei und somit auf den Steuerzahler entfielen. Petra Hegt und Katrin Fischer, die an der Reise teilnahmen, sowie sämtliche anderen Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden oder der Presse zahlten selbst.
Wir haben zwei junge Männer aus Vietnam angestellt, die dieses Jahr eine Ausbildung zur Lagerfachkraft begonnen haben und damit zwei Vakanzen füllen konnten.
Wie Thüringer Unternehmen profitiert haben
Auch Stefan Landes, der Geschäftsführer von N3 in Arnstadt, war 2023 mit in Vietnam und kann diese pauschale Kritik nicht nachvollziehen. Seine Firma, die Flugzeugtriebwerke von Rolls Royce wartet und repariert und damit zu den großen internationalen Unternehmen in Thüringens gehört, habe in vielfacher Hinsicht von der Reise profitiert: "Wir haben uns von der vietnamesischen Flugaufsichtsbehörde für einen Triebwerkstyp zertifizieren lassen. Wir können jetzt also für vietnamesische Airlines Triebwerke warten", gibt Landes als Beispiel.
Darüber hinaus habe er auf der Reise regen Austausch mit Thüringer Firmen und Hochschulen gehabt, die sich im vergangenen Jahr intensiviert hätten. "Mit der Uni Jena bin ich beispielsweise im Austausch zum Thema KI und Virtual Reality. Wir schauen gerade, ob es da Schnittmengen für eine Zusammenarbeit gibt." Der größte Nutzen sei aber auch für N3 bisher das Fachkräfteabkommen gewesen.
"Wir haben zwei junge Männer aus Vietnam angestellt, die dieses Jahr eine Ausbildung zur Lagerfachkraft begonnen haben und damit zwei Vakanzen füllen konnten." N3 wächst und will den Standort, an dem schon heute 1.070 Mitarbeiter beschäftigt sind, weiter ausbauen. Dafür hat N3 zuletzt eine dreistellige Millionensumme investiert und braucht zukünftig mehr Arbeitskräfte.
Landes kann sich deshalb vorstellen, künftig vier, sechs oder acht Azubis pro Jahr aus Vietnam nach Deutschland zu holen. Wichtig sei dabei nur, dass die Berufsschulen und Ausbildungsleiter mitkämen. "Unterm Strich war es die Zeit und auch das Geld auf jeden Fall wert", bilanziert er.
Damit sind Landes und N3 nicht allein. MDR THÜRINGEN hat alle 34 Unternehmen, Verbände und Institutionen der Wissenschaft angefragt, die an der Delegationsreise 2023 beteiligt waren. 14 der insgesamt 15 Antworten fielen durchweg positiv aus und bescheinigten der Reise einen Mehrwert für die eigenen Geschäfte. Lediglich eine Solarfirma aus Nordthüringen äußerte sich zum Mehrwert der Reise zurückhaltend: "Es war eine interessante Reise mit netten und konstruktiven Gesprächen", hieß es hier.
Die langfristige Strategie ist entscheidend
Um den Wert von Delegationsreisen richtig einzuordnen, ist es darüber hinaus wichtig, sie in einem langfristigen Kontext zu begreifen, meint auch Stefan Blechschmidt, Leiter der Abteilung Thüringen International in der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). Seit 2007 ist die LEG in Vietnam aktiv und kooperiert mit Hanoi IEC, dessen Kerngeschäft nicht etwa Sprachschulen sind, sondern Investitionsberatung und Handelsförderung.
Seitdem hat sich in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Thüringen und Vietnam viel getan. Heute haben die beiden Länder ein Handelsvolumen von 188 Millionen Euro. "Das ist zwar relativ gering im Vergleich zu den USA oder China", sagt Blechschmidt, aber die Dynamik dahinter sei wichtig: "Wir haben den Export nach Vietnam in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Der Import ist fast verdreifacht. Vietnam bekommt also eine immer stärkere Rolle."
Auch die Fachkräfte, die mit dem Vietnamprojekt seit 2016 kamen, haben Einfluss auf zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen: "Ich rede immer von einer indirekten Internationalisierung. Denn viele Unternehmen internationalisieren sich viel weniger strategisch, als wir das glauben", sagt Blechschmidt. Die Annahme, dass Thüringer Unternehmen auf die Weltkarte schauen und sich bewusst für ein Land entscheiden, indem sie ihr Produkt auf den Markt bringen wollen, sei oft falsch. Häufig laufe das über ausländische Mitarbeiter und persönliche Affinitäten, meint Blechschmidt. "Kurz gesagt: Die vietnamesischen Azubis von heute können der Vertrieb von morgen sein."
Für die bisherigen und zukünftigen Entwicklungen seien auch Delegationsreisen wichtig. "Insbesondere in Asien ist eine politische Flankierung sehr wichtig. Das gilt für Länder wie Vietnam, China, Usbekistan, Kasachstan", erklärt Blechschmidt. Seit 2007 hat die LEG deshalb acht Reisen nach Vietnam organisiert: drei politische Delegationsreisen (2013, 2019 und 2023) und fünf Wirtschaftsreisen. Eine sechste Wirtschaftsdelegation steht unmittelbar bevor. Sie fliegt am 16. November 2024 nach Vietnam.
MDR (ask)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit vom Tag | 10. November 2024 | 18:00 Uhr
Britta.Weber vor 3 Wochen
randresdner, am Rande von Drsden sieht manches anders aus: Wir haben 9 Millionen Menschen, die auf eine oder andere Weise von Sozialleistungen leben (Bürgergeld, AK II, Maßnahmen). Darin ist ein gewaltiges Potenzial an Menschen, die arbeiten könnten, enthalten. Wenn wir das regeln, brauchen wir keine Arbeitskräfte aus dem Ausland.
Maria A. vor 3 Wochen
Tschingis, Sie pauschalisieren, denn es kommt immer auf die Leistungsbereitschaft der Bevölkerungen an. Und da sind uns die Nordländer näher, als die von Ihnen aufgeführten Beispiele. Zu denen noch soviel - die EU wird's schon richten. Die schöpft bereits fleißig bei uns ab, um baldmöglichst Gleichheit herzustellen.
Maria A. vor 3 Wochen
beyer, Ihre pauschale Behauptung führt mich seltsamerweise hin zu einem Spruch meines Opas: "Das Wasser stand durchschnittlich 80 cm hoch und die Kuh ist trotzdem ersoffen"...