Thüringen Nach umstrittenem Bio-Test: Broschüre soll Lehrern beim Umgang mit Rassismus helfen

21. März 2023, 13:32 Uhr

Menschen nach Rassen einzuteilen - das ist spätestens seit der Jenaer Erklärung von 2019 überholt und wissenschaftlich längst nicht mehr haltbar. Trotzdem wird der Begriff Rasse im Zusammenhang mit Menschen auch heute noch häufig im Unterricht falsch verwendet. In einer neuen Broschüre finden Schulen in Thüringen konkrete Hinweise, wie sie die Jenaer Erklärung von 2019 zum Thema Rasse und Rassismus im Unterricht umsetzen können.

"Aktiv gegen jegliche Form des Rassismus und gegen Diskriminierung in den Schulen zu wirken, ist eine Verpflichtung für alle Lehrkräfte in Thüringen" - die Worte des Thüringer Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sind deutlich. Längst ist der Begriff Rasse überholt und wissenschaftlich unhaltbar.

Das spiegelt sich auch in den Thüringer Lehrplänen wieder. Doch auch heute noch sind die Unterschiede zwischen Theorie aus Büchern und Praxis im Unterricht groß. Zum Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März hat das Thüringer Bildungsministerium deshalb eine neue Publikation herausgegeben.

Jenaer Erklärung: Rassebegriff entbehrt jeder Realität

Die Handreichung soll Lehrkräften an Thüringer Schulen helfen, Schülerinnen und Schüler im Umgang mit dem Thema Rasse und Rassismus zu sensibilisieren. Bereits 2019 hat die Jenaer Erklärung deutlich gemacht, dass es für die Verwendung des Begriffs Rasse in Zusammenhang mit Menschen keine biologische Begründung gibt.

Das wissen auch die Pädagoginnen und Pädagogen in Thüringen. "Nichtsdestotrotz bedarf es immer wieder konkreter fachlicher Darlegungen, damit aus theoretischer Faktenlage auch tatsächliches Wissen und daran anknüpfend demokratische Überzeugung werden kann", sagt Bildungsminister Helmut Holter (Linke).

Lehrer lässt Menschen kategorisieren

Anlass für die neue Publikation war der Biologietest einer zehnten Klasse an einer Erfurter Schule im Sommer 2022. Damals hatte der Lehrer die Schülerinnen und Schüler nach "Menschformen" abgefragt. Sie mussten verschiedene Typen von Menschen nach Augen- und Haarfarbe sowie Lebensbedingungen kategorisieren.

"Die neue Broschüre soll Argumente für Lehrkräfte in Thüringen liefern, um sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen", sagt Dr. Karl Porges von der Arbeitsgruppe Biodidaktik der Uni Jena. Gemeinsam mit seinem Kollegen, Prof. Uwe Hoßfeld, hat er die Publikation entwickelt. Sie erscheint in einer Auflage von 1.000 Stück und kann im Internet heruntergeladen werden.

Dr. Karl Porges, Projektleiter, am Schreibtisch.
Karl Porges ist Teil der Arbeitsgruppe Biodidaktik der Uni Jena und hat die neue Broschüre mitentwickelt. Bildrechte: MDR/Robert Löwig

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. März 2023 | 12:00 Uhr

39 Kommentare

MDR-Team am 21.03.2023

Liebe Kommentatorinnen und Kommentatoren, leider werden unter diesem Artikel von Ihnen derart viele beleidigende oder faktenfreie Beiträge verfasst, dass wir die Kommentarfunktion hier vorfristig schließen.

Michail Bakunin am 21.03.2023

Unsere Urur....urgroßeltern waren alle vom Stamme Homo Erectus. Von daher sind wir alle verwandt und vom selben Blut. Und wer das nicht versteht, mit dem ist auch jegliche Diskussion hinfällig, denn offensichtlich fehlt diesen Menschen etwas... auch bekannt als "Dunning-Kruger-Effekt".

THOMAS H am 21.03.2023

MDR-Team: Wenn man den bpb-Beitrag liest, kann man keine "lustige, vergnügliche Tatsache über jemanden oder etwas" (Übersetzung laut Duden für "Fun Fact") finden. Es mag andere Übersetzungen (z. B. "Wissenswertes") geben, aber "Fun" ist nun mal "Spaß" und "Fact" gleich "Tatsache" und das passt m. M. n. nicht zu diesem Thema, über welches hier diskutiert wird.

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