Lehrerverband Lehrermangel in Thüringen: 800 Stellen vor Schulstart unbesetzt
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23. August 2022, 20:32 Uhr
Am kommenden Montag beginnt in Thüringen das neue Schuljahr. Zum Start werden etwa 800 ausgeschriebene Stellen für Lehrer unbesetzt bleiben. Laut Thüringer Lehrerverband fühlen sich die Schulen alleingelassen. Sorgen gibt es auch wegen einer möglichen Corona-Welle.
Angesichts des Lehrermangels hat der Thüringer Lehrerverband dem Bildungsministerium ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Vor Beginn des neuen Schuljahres am kommenden Montag seien derzeit fast 800 Stellen ausgeschrieben und noch unbesetzt, sagte Tim Reukauf vom Verband am Dienstag. Von 2014 bis 2022 habe die Zahl der Schüler in Thüringen um 8.642 zugenommen. Die Zahl der Lehrer sei hingegen um 408 gesunken, so Reukauf.
Stimmungsbild: Im Schnitt fehlen zwei Lehrer pro Schule
Gleichzeitig verwies er auf eine nicht repräsentative Umfrage, die der Verband jedes Jahr unter den Schulleitungen macht, um ein Stimmungsbild zu erhalten. In diesem Jahr beteiligten sich daran den Angaben zufolge 69 von 783 angeschriebenen Schulen. Der Befragung zufolge fehlen im Schnitt an jeder Schule zwei Lehrer.
Nur jede zehnte Schule in Thüringen sehe sich in der Lage, den Unterricht voll abzudecken. Etwa jede fünfte Schule geht der Umfrage nach von einem Unterrichtsausfall von etwa 50 Stunden die Woche aus. Hinzu komme, dass viele Lehrer in Fächern unterrichteten, in denen sie nicht ausgebildet seien. Der Lehrermangel und die steigende Zahl der Schüler führe dazu, dass Schulen die Klassen von 25 auf bis zu 30 Schüler aufstocken müssten.
Sorgen um neue Corona-Welle
Der stellvertretende Landesvorsitzende des Verbandes, Frank Fritze, kritisierte, dass sich viele Schulen allein gelassen fühlen. Neben Lehrermangel, Digitalisierung und zusätzlichen Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine werde auch mit Sorge auf eine mögliche neue Pandemiewelle geblickt. Außer den allgemeinen Hygieneempfehlungen seien bislang keine Vorsichtsmaßnahmen vorgesehen, sagte Fritze.
Viele Corona-Tests an den Schulen würden in wenigen Monaten ablaufen und könnten dann nicht mehr genutzt werden. Laut Umfrage des Verbandes wünscht sich die Hälfte der Lehrer verpflichtende Corona-Tests für Schüler und Personal. Laut Fritze wird es zu Schuljahresbeginn auch keine Maskenpflicht im Unterricht geben. Es fehle generell ein Fahrplan, wie man durch den Herbst und Winter steuere, so die Kritik des Verbandes.
CDU kritisiert Rot-Rot-Grün
Die CDU-Landtagsfraktion warf der Landesregierung vor, die Schulen auf Verschleiß zu fahren. Der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Christian Tischner, sagte, dass unter Rot-Rot-Grün in Thüringen viel zu wenige Lehrer ausgebildet werden. Zudem würden die Schulen unvorbereitet in den nächsten Corona-Winter geschickt und es gebe keine Lösungen für die Beschulung von Kindern aus der Ukraine.
Bildungsminister Helmut Holter (Linke) will am Donnerstag einen Ausblick auf das neue Schuljahr geben.
MDR (jn)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 23. August 2022 | 20:00 Uhr
