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SchuleingangsuntersuchungErste Klasse: In Thüringen werden wieder alle Kinder untersucht

05. Februar 2023, 14:54 Uhr

Sehtest, Hörtest, Zunge raus, Laufen auf einer geraden Linie - das sind nur einige der Tests, die Vorschulkinder bei der sogenannten Schuleingangsuntersuchung absolvieren müssen. Bei der Untersuchung soll festgestellt werden, ob es medizinische Gründe gibt, die gegen einen Schulbesuch sprechen und ob die zukünftigen Erstklässler besondere Förderung benötigen. In den vergangenen drei Jahren wurden in Thüringen tausende Kinder nicht untersucht. Das soll sich dieses Jahr wieder ändern.

von Juliane Maier-Lorenz, MDR THÜRINGEN

Die Aufregung vor der Schuleingangsuntersuchung ist meist groß. Das liegt nicht unbedingt nur an den Tests, die die zukünftigen Erstklässler und Erstklässlerinnen im Gesundheitsamt absolvieren müssen. Auch die Ärztinnen und Ärzte sind unbekannt, die Räume in den Ämtern haben sie vorher noch nie gesehen. Eine der ersten Prüfungen, denen sich Kinder in ihrem Schulleben stellen müssen.

Dabei geht es hier nicht um Bestehen oder Durchfallen, vielmehr soll festgestellt werden, ob es medizinische Gründe gibt, die gegen einen Schulbesuch des Kindes sprechen. Oder ob das Kind zusätzliche Hilfe ab der ersten Klasse benötigt.

Förderbedarf hätte eher festgestellt werden können

Dementsprechend "wichtig" sei diese Untersuchung, betonten die Gesundheitsämter in den vergangenen Jahren immer wieder. Und dennoch, für tausende Kinder fiel sie wegen der Corona-Pandemie einfach aus. Mitarbeitende und Ärztinnen und Ärzte waren eingebunden in andere Aufgaben: Corona-Infizierte informieren, Tests durchführen, Infektionsketten versuchen zu unterbrechen. Für zahlreiche andere Aufgaben blieb keine Zeit. Auch weil in vielen Landkreisen Thüringens noch mehr Amtsärzte benötigt werden.

Da scheint es nicht verwunderlich, dass sich bei etlichen Kindern eben jener wichtige Förderbedarf erst während des Besuchs der ersten Klasse herausgestellt hat. Manches Kind hätte dann doch eher noch ein Jahr länger im Kindergarten bleiben sollen. Wie viele das sind, dazu gebe es keine richtige Statistik, so die Antwort aus den Gesundheitsämtern.

Wie eine Umfrage von MDR THÜRINGEN ergab, sollen dieses Jahr in Thüringen wieder alle Schulanfängerinnen und Schulanfänger untersucht werden. Mehr als 18.800 Kinder, bis spätestens 15. Mai. Schließlich hat Thüringen auch deswegen das Schulgesetz 2019 geändert und die Anmeldefrist für die Grundschulen weit nach vorne gezogen: unter anderem weil die Ämter so mehr Zeit haben, um diese "Prüfung" durchzuführen.

Übergewicht und Konzentrationsstörungen haben zugenommen

Nicht untersuchte Erstklässler und solche, die doch zu früh eingeschult worden sind - Das sind nicht die einzigen Folgen der Corona-Pandemie. Übergewicht habe zugenommen bei den Kindern, viele hätten Probleme, sowohl bei der Fein- als auch der Grobmotorik. Auch falle es zahlreichen Kindern schwer, sich zu konzentrieren, berichten die Ärztinnen und Ärzte aus Weimar, dem Kreis Hildburghausen, Eichsfeld, Nordhausen und dem Kyffhäuserkreis. Ein Sprecher der Stadt Erfurt teilte mit, dass es durch die Pandemie und die daraus resultierten Lockdowns mehr Defizite im sozialen Bereich und bei der Sprache der Kinder gibt.

2022: Knapp 1.600 Kinder ein Jahr später eingeschult

In einigen Landkreisen hätten 2022 zudem mehr Eltern ihre Kinder zurückstellen lassen. So sei etwa im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt die Zahl der Kinder, deren Einschulung um ein Jahr nach hinten verschoben wurde, von 29 im Jahr 2020 auf 66 im vergangenem Jahr gestiegen.

Auch im Weimarer Land stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Rückstellungen. Eine genaue Statistik darüber würde jedoch nicht geführt, heißt es aus dem Großteil der Gesundheitsämter. Laut dem Thüringer Bildungsministerium wurden im vergangenem Jahr 1.659 Kinder verspätet eingeschult. So viele wie seit 1996 nicht mehr. Mehr als die Hälfte davon waren Jungs.

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MDR (dst)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 05. Februar 2023 | 12:00 Uhr

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